Schauspieler Lars Eidinger
Reuters/Christian Mang
Salzburger Festspiele

Lars Eidinger neuer Jedermann

Am Freitag haben die Salzburger Festspiele den seit Juni erwarteten Namen des neuen Jedermanns enthüllt. Lars Eidinger wird 2021 auf Tobias Moretti folgen. Verena Altenberger folgt als neue Buhlschaft auf Caroline Peters.

Für den 44-jährigen deutschen Schauspieler Eidinger erfüllt sich mit dem Angebot der Festspiele ein „Lebenstraum“. Er gilt als vielschichtiger Künstler, der ab 1999 als Ensemblemitglied der Schaubühne Berlin unter der Intendanz Thomas Ostermeiers bekannt wurde. Dort brillierte er in den großen Rollen der Theaterliteratur unter anderem als Hamlet, Richard III. und als Peer Gynt. Sein „Jedermann“ ist eine Rückkehr nach Salzburg: 2011 spielte er den Angelo in Shakespeares „Maß für Maß“ in einer Produktion der Festspiele.

Auch in Film und Fernsehen ist Eidinger präsent, von der preisgekrönten Serie „Babylon Berlin“ über „Gott“ von Ferdinand von Schirach bis zu internationalen Filmen wie „Persian Lessons“ von Vadim Perelman. In Peter Greenaways „Goltzius and the Pelican Company“ spielte Eidinger 2012 die Rolle des „Amos Quadfrey“. Neben seinen schauspielerischen Projekten ist er auch als Fotograf und als DJ mit seiner „Autistic Disco“ erfolgreich.

Jedermann ein „Lebenstraum“

Eidinger selbst meinte zu seinem Ruf an den Salzburger Domplatz: „Ich hatte insgeheim immer gehofft, irgendwann für die Rolle des Jedermann angefragt zu werden, – und die Tatsache, dass ich mich damit nun in die Ahnengalerie der größten deutschsprachigen Theaterschauspieler einreihe, ist eine große Ehre, die mir zuteil wird. Ich bin dafür sehr dankbar. Es ist ein Lebenstraum, der in Erfüllung geht.“ Für ihn sei der größte bisherige Jedermann-Darsteller Gert Voss gewesen.

Die Konflikte in Klassikern wie dem „Jedermann“ seien aktuell und brisant, so Eidinger: „Die Konflikte im Jedermann sind universell und elementar. Der Mensch wird in all seinen Facetten und Abgründen durchleuchtet. Es ist ein Spiegelkabinett oder -labyrinth, an dessen Ende der Spiegel selbst in den Spiegel sieht. Es lädt den Zuschauer ein, sich darin zu erkennen. Und darum geht es in der Kunst, um Selbstreflektion und Erkenntnis. Wir sind Jedermann.“

Schauspieler Lars Eidinger
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Für Eidinger ist die Rolle des Jedermanns bei den Salzburger Festspielen ein in Erfüllung gegangener „Lebenstraum“

Der letzte Vorgänger Eidingers in der Ahnengalerie der Jedermann-Darsteller war Moretti, der im Juni erklärt hatte, 2021 nicht mehr den Jedermann auf dem Salzburger Domplatz verkörpern zu wollen. Er spielte den sterbenden reichen Mann aus Hugo von Hofmannsthals Feder seit 2017.

Verena Altenberger als Buhlschaft

Altenberger folgt als Buhlschaft auf Peters, die die Rolle nur 2020 spielte. Für sie wird es das Debüt in Salzburg, in der Stadt, in der sie aufgewachsen ist. Nach ihrer Schauspielausbildung in Wien war sie in der Spielzeit 2010/11 Teil des Ensembles Junge Burg. In der Saison 2013/14 verkörperte sie am Burgtheater im „Gestiefelten Kater“ die Rolle der Lore. Im Kino machte Altenberger 2016 in dem Thriller „Die Hölle“ von Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky erstmals auf sich aufmerksam.

Schauspielerin Verena Altenberger
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Verena Altenberger reizt das emanzipatorische Potenzial der Buhlschaft

Im Kino schaffte sie ihren Durchbruch mit der Rolle der drogensüchtigen Mutter in Adrian Goigingers Film „Die beste aller Welten“, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde. Mit Eidinger spielte sie bereits in David Schalkos „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“.

Sie reize an der Rolle der Buhlschaft das „emanzipatorische Erwachen dieser jungen Frau.“ Die Rolle stelle die Frage nach „Machtgefällen, Machtgefälle, die eine Liebe auf Augenhöhe unmöglich machen“, so Altenberger. Der Jedermann ist für sie ein zutiefst salzburgerisches Stück: „Der ‚Jedermann‘ ist für mich ein Stück, das gerade in Salzburg mit der Stadt und ihren Menschen verwoben ist. Das Stück ist ein Teil der Salzburger DNA und insofern nicht wegzudenken.“

Hörbiger als weiblicher „Teufel“

Die Premiere des „Jedermann“ mit Eidinger und Altenberger findet am 17. Juli 2021 auf dem Salzburger Domplatz statt. Edith Clever, die zuletzt vier Jahre Jedermanns Mutter gespielt hatte, übernimmt von Peter Lohmeyer kommenden Sommer die Rolle des Tods. Clever spielte wie Eidinger viele Jahre an der Berliner Schaubühne.

Neue Mutter des Titelhelden wird Angela Winkler. Mavie Hörbiger, die „Werke“ der vergangenen vier Jahre, wird im kommenden Sommer als Teufel zu sehen sein, der damit zum ersten Mal weiblich wird. Keine Umbesetzung wird es hingegen beim Vetternpaar geben, das auch im kommenden Festspielsommer Gustav Peter Wöhler und Tino Hillebrand geben werden.

Eine ganze Reihe von Rollen wird dagegen mit „Jedermann“-Neulingen an der Salzach besetzt: Anton Spieker wird als Jedermanns guter Gesell seinen Einstand geben, Jörg Ratjen wird zum ersten Mal als armer Nachbar zu sehen sein, Mirco Kreibich übernimmt gleich zwei Partien, nämlich den Schuldknecht und den Mammon. An seiner Seite als Schuldknechts Weib steht mit Anna Rieser eine weitere Salzburgerin. Die Werke werden nächstes Jahr vom gesamten Ensemble verkörpert, und Kathleen Morgeneyer wird den Glauben spielen.