UG-Novelle: Senate sehen besorgniserregende Entwicklung

Die Senate sehen in der geplanten Novelle des Universitätsgesetzes (UG) eine besorgniserregende Entwicklung. Mit den darin vorgesehenen Kompetenzverschiebungen etwa bei der Wiederwahl des Rektors verändere man das derzeit gut funktionierende Zusammenspiel zwischen den drei Leitungsgremien Senat, Rektorat und Unirat ohne wirklichen Grund, monierte der Sprecher der Senatsvorsitzenden, Gernot Kubin, bei einer von der Uni Graz gestern Abend organisierten Onlinediskussion.

In der derzeit in Begutachtung befindlichen Novelle sollen Senate zwar weiter wie bisher bei der Bestellung der Rektoren mitbestimmen. Für eine erste Wiederbestellung nach vier Jahren wären künftig aber nur die Uniräte zuständig. Außerdem sollen etwa Rektorate ein Initiativrecht für Änderungen in den Studienplänen bekommen, die dann von den Senaten behandelt werden müssen.

„Post des Ministeriums von außen“

„Die drei Leitungsorgane arbeiten derzeit auf Augenhöhe und haben eine Art System von Checks and Balances“, meinte Kubin. Dieses Zusammenspiel funktioniere durchaus gut. „Mit der Novelle haben wir aber jetzt Entwicklungen, die mir Sorgen machen.“ So könnten etwa die von den Senaten eingesetzten Berufungskommissionen vom Rektorat einen Beobachter zur Seite gestellt bekommen, der „jetzt überspitzt formuliert als Spion fungiert“. Das Initiativrecht des Rektors für Änderungen der Studienpläne könne man auch als eine Art „Post des Ministeriums von außen“ sehen.

Durchaus kritisch sah Kubin, Leiter des Instituts für Signalverarbeitung und Sprachkommunikation an der TU Graz, auch die Einführung einer Mindeststudienleistung von 24 ECTS in den ersten vier Semestern. Er selbst habe neben seinem technischen Hauptstudium andere Studien – etwa Sprachwissenschaften – betrieben, aus denen er unter diesen Bedingungen hinausgeflogen wäre. „Ohne diese Kenntnisse hätte ich mein Institut nicht gründen können.“

ECTS-Vorgaben für Sektionschef schaffbar

Außerdem werde die Regelung Berufstätigen nicht gerecht: Einer seiner Studenten sei Lkw-Fahrer bei einer Handelskette gewesen und habe eine Familie gehabt – „der hat Qualität gebracht, aber nicht Quantität“. Eine solche Studienleistung wäre von ihm nur schwer zu erbringen gewesen. „Wir schneiden damit die Möglichkeit ab, ein Studium auf Sparflamme zu betreiben, was ja niemanden etwas kostet.“

Der Hochschul-Sektionschef im Bildungsministerium, Elmar Pichl, konterte das mit einem Verweis auf die zu schaffenden Rahmenbedingungen und Studienkultur. „An wem orientiere ich mich? Am Lkw-Fahrer oder an 270.000 hauptsächlich jungen Studierenden, die wir zum Abschluss eines ersten Studiums führen wollen?“ Die geplanten durchschnittlich sechs ECTS pro Semester seien auch von berufstätigen Studierenden durchaus zu schaffen.

Im internationalen Vergleich nehme Österreich, wo nur sechs Prozent ihr Studium in der Regelstudienzeit absolvieren, eine Sonderrolle ein. „Es gibt Länder, wo man entweder studiert oder eben nicht studiert. Bei uns ist das etwas unaufgeräumt.“