Testkits bei Corona-Massentestungen
APA/EXPA/Johann Groder
In sechs Bundesländern

Start für Massentests bei Pädagogen

Nach dem Beginn der Massentests in Vorarlberg, Tirol und Wien für die gesamte Bevölkerung folgen heute die sechs anderen Bundesländer mit Massentestungen für Lehrer und Lehrerinnen sowie Kindergartenpersonal. Aufgrund falsch vergebener Termine wurde etwa in Salzburg und Oberösterreich in einigen Fällen bereits am Freitag vorab getestet.

Obwohl weder für das Personal aus Schulen und Kindergärten noch für die gesamte Bevölkerung der Zugang zu Tests in diesen Bundesländern offen war, hatten einige Lehrer über die Onlineplattform des Bundes Termine für Freitag bekommen. Diese Tests konnten dennoch durchgeführt werden. Linz setzt nach den Schwierigkeiten mit der Onlineplattform auf ein eigenes System mit Zettel und Stift, fernab von digital, aber wie der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) betonte, weniger fehleranfällig – mehr dazu in ooe.ORF.at.

In Oberösterreich gibt es bisher 23.000 Anmeldungen für das Wochenende. Das Land warte nun die Tests am Wochenende ab und wolle am Sonntag entscheiden, ob es bei den allgemeinen Tests ab 11. Dezember auf ein eigenes System zurückgreifen werde, so Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (ÖVP).

Einsatz von Studierenden bei Engpässen an Schulen

In der Steiermark gibt es für das Wochenende eine Kapazität von 26.000 Tests. Rund 20.000 Personen aus dem Bildungsbereich haben sich bisher dafür angemeldet. Die Anmeldung über die Plattform des Bundes habe funktioniert, so die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß im Ö1-Morgenjournal am Samstag. Es habe aber gewisse Kinderkrankheiten gegeben.

Die Verantwortlichen rechnen in der Steiermark mit maximal 300 Lehrern – rund einem Prozent, die aufgrund eines positiven Tests kommende Woche ausfallen könnten. Noch am Sonntag sollen die Direktoren und Direktorinnen Rückmeldung über positive Fälle erhalten, sagt die steirische Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner: „Dann sind wir auch da, um zu unterstützen, um Studierende einzusetzen, wenn es Engpässe gibt“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

36.000 Personen aus dem Bildungsbereich wurden in Niederösterreich wurden für die Massentests am Wochenende eingeladen. Bisher meldeten sich 18.000 dafür an. Es wird aber mit weiteren Anmeldungen gerechnet – mehr dazu in noe.ORF.at. In Niederösterreich ließ sich am Samstag auch ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann testen: „Es ist ein kleines Piksen in der Nase“, sagte er – mehr dazu in noe.ORF.at.

Bisher wenige Infektionen entdeckt

In Wien, Tirol und Vorarlberg gibt es keine eigenen Tests für Pädagogen, diese werden gemeinsam mit der gesamten Bevölkerung getestet. Der Andrang war bereits am Freitag in allen drei Bundesländern rege. Allerdings wurden die Tests teilweise von IT-Problemen begleitet. Getestet wird noch das ganze Wochenende hindurch, in Wien auch länger.

Infektionen wurden bisher nur wenige registriert. Bis Freitagabend wurden 112 Infektionen mit dem Coronavirus diagnostiziert, teilte ein Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) mit. Laut vorläufigen Zählungen wurden rund 22.400 Antigen-Schnelltests an allen drei Standorten in Wien durchgeführt. Für Samstag gebe es 19.300 Anmeldungen. Die Ergebnisse der PCR-Tests erhalten die Betroffenen erst zu einem späteren Zeitpunkt, also nicht sofort in der Teststraße, hieß es.

Experte: Entwarnung in bis zu 50 Prozent der Fälle

Bei bis zu 50 Prozent der positiven Ergebnisse bei den Schnelltests werde ein genauerer PCR-Test doch ein negatives Ergebnis zeigen, so der Vizerektor der Med Uni Wien, Oswald Wagner am Samstag. Die Schnelltests seien dennoch sinnvoll. Er tritt nicht nur für eine Wiederholung ein, sondern will die Teilnahme über Vergünstigungen erhöhen. Dass das auch gewisse Restriktionen für jene bedeuten könnte, die nicht teilnehmen, bejahte Wagner auf Nachfrage.

Umstieg auf analoges System

In der Wiener Stadthalle kam es zu technischen Problemen mit der IT. Es wurde daher auf ein analoges System auf Papier umgestellt. Diese Daten würden anschließend elektronisch erfasst und das Papier vernichtet, so der Wiener Militärkommandant Kurt Wagner – mehr dazu in wien.ORF.at.

Start der Massentests

Am Freitag war Startschuss für die Massentests – zunächst in Tirol, Vorarlberg und Wien. Die Beteiligung ist hoch, doch es gab auch technische Pannen.

Bei IT-Projektmitarbeitern sieht man eher bei den Bundesländern die Ursache für das IT-Chaos, berichtete die „Presse“. Die Massentests seien ursprünglich für Mitte Dezember vorgesehen gewesen. Einige Länder hätten diese Termine dann nach vorne verlegt. Die verantwortliche Bund-Firma habe so um zwei Wochen weniger Zeit gehabt, eine Software zu entwickeln.

„Reibungsloser Ablauf“ in Tirol

Auch in Tirol war der Zulauf besonders am Vormittag groß. Im Rahmen der Coronavirus-Massentestung wurden bis Freitagabend rund 76.000 Personen getestet. 202 davon wurden zunächst positiv auf das Virus getestet. Die Betroffenen wurden telefonisch über die weitere Vorgehensweise verständigt und müssen zusätzlich einen PCR-Test machen. Das entspricht rund 0,3 Prozent aller durchgeführten Tests, teilte das Land Freitagabend mit.

In Tirol machte das „fehlerhafte IT-System des Bundes“ ebenfalls Probleme und werde auch am Wochenende nicht mehr zum Einsatz kommen, wurde bekanntgegeben. Die Abwicklung der Massentestung werde daher weiter über das eigene Landestool der Leitstelle Tirol durchgeführt. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und der Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi (Grüne) zeigten sich mit dem bisherigen Verlauf der Massentests jedenfalls zufrieden. Platter sprach von einem „reibungslosen Ablauf“ – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Massentest in Innsbruck
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In Tirol wurden bisher 202 Personen positiv auf das Virus getestet

Vorarlberg setzt auf eigenes Anmeldesystem

Bei 52.137 am Freitag in Vorarlberg durchgeführten Tests gab es 192 positive Ergebnisse. Am Samstag setzte sich diese niedrige Rate fort. Für Samstag waren 30.553 Personen (Stand: 9.00 Uhr) in den landesweit 80 Teststationen zur Testung angemeldet. Die Rate der positiven Testergebnisse blieb bis zum mittleren Vormittag vorerst weiter niedrig im Bereich von 0,37 Prozent – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at. Die Betroffenen positiver Antigen-Tests absolvieren zur Absicherung noch einen PCR-Test.

Der zuständige Landesrat Christian Gantner und Landeshauptmann Markus Wallner (beide ÖVP) zeigten sich mit dem Ablauf der Massentestungen zufrieden, dieser funktioniere reibungslos. Vorarlberg sei von den im übrigen Bundesgebiet auftretenden IT-Problemen nicht betroffen, weil das Land eine eigene, separate Lösung gewählt habe. Praktisch in Echtzeit können auf einem Dashboard alle Kennzahlen abgelesen werden, von der Zahl der Anmeldungen über jene der Testungen bis hin zum Wert der positiven Fälle. „Im Schnitt dauert es 24 Minuten, bis die Getesteten ihr Ergebnis erhalten“, so Wallner – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Kurz zieht positive Zwischenbilanz

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zeigte sich mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. Dass es teils technische Probleme gab, habe ihn angesichts der Dimension des Projekts nicht überrascht, so Kurz in einer Sonder-ZIB. Es sei letztlich überall gelungen, die Tests so abzuwickeln, dass die Teilnehmer nicht beeinträchtigt gewesen seien. Seltenes Sonderlob des Kanzlers gab es für Wien, wo als Millionenstadt die Organisation schwieriger sei, es aber „großartig funktioniert“ habe.

Bundeskanzler Kurz im Interview

Gespräch mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) anlässlich des Starts der Massentests.

Gewürdigt wurde freilich auch, dass es in Vorarlberg, das die Tests mehr oder weniger eigenständig organisiert, überhaupt keine Probleme gegeben habe. Versichert wurde von Kurz, dass es nicht der letzte Test gewesen sein wird. Der Kanzler deutete eine Wiederholung an, ohne sich auf ein Datum festlegen zu wollen. Als „ordentliche Beteiligung“ bezifferte Kurz ein Drittel, besser wären aber mehr Teilnehmer.

Auch Anschober zufrieden

Eine positive Bilanz nach dem Start zog auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Eine hohe Beteiligung hätte den Beginn geprägt. Der Ressortchef ortete per Aussendung „viele positive Reaktionen betroffener BürgerInnen wegen ausgezeichneter Organisation und Umsetzung“ der Tests in Vorarlberg, Tirol und Wien. Zu den teilweisen IT-Problemen sagte er: „Ich erwarte mir vom verantwortlichen IT-Unternehmen eine rasche Lösung.“

Menschen warten im Freien auf Coronavirustest in Wien
Reuters/Leonhard Foeger
Kühle Temperaturen beim Massentest in Wien

Die IT-Probleme hätten den Ablauf „und damit die Zielerreichung des Starts der Massentestungen“ nicht beeinträchtigt, betonte Anschober. Er appellierte an die Bevölkerung, an den Tests teilzunehmen. Zugleich warnte er vor zu großer Sicherheit. Ein negatives Ergebnis sei erfreulich für den Einzelnen, „aber nur eine Bestandsaufnahme für den Augenblick“ und „kein Freibrief für die Zukunft“.

Rendi für Massentests in Wohnzimmer

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner will, dass sich die Österreicher künftig daheim auf das Coronavirus testen. In der ZIB2 plädierte sie Freitagabend für „wöchentliche Selbsttestungen im Wohnzimmer“. Entsprechende geeignete Tests seien zuletzt auf den Markt gekommen. Denn die aktuellen Tests seien sinnvoll, aber „eine systematische Wiederholung wäre das wichtigste“.

SPÖ-Chefin Rendi-Wagner im Interview

SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner ist zum Thema Coronavirus-Massentests zu Gast im Studio der ZIB2.

Am Samstag präzisierte sie ihren Vorstoß. Sie plädierte für Heimtestungen zweimal pro Woche. Die Materialien dafür sollten kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Durch die regelmäßigen Tests würde sich die Isolationszeit auf im Schnitt fünf bis sieben Tage verkürzen. Auch das Contact-Tracing könnte durch die Selbsttests zu Hause massiv entlastet werden, da sich die Personen regelmäßig testen und kürzere Zeitintervalle nachverfolgt werden müssten, meint Rendi-Wagner. Ihre Conclusio: „Wir holen uns damit selbst das normale Leben zurück.“ Die Regierung wäre gefordert, diese neuen Tests so rasch wie möglich in sehr großer Menge zu beschaffen.

Infos in 17 Sprachen

Die Informationen für die Massentests würden in 17 Sprachen übersetzt, teilten Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) und der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) am Freitag mit. Etwa würden mehrmals täglich Onlineberatungen in unterschiedlichen Sprachen abgehalten bzw. mehrsprachige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Fragen zu den Massentests unter der Hotline 01/715 10 51-263 beantworten. Zudem seien ab Donnerstag die wichtigsten Infos per SMS oder E-Mail an 50.000 Personen gesendet worden.