Schneeräumung im Lesachtal
APA/Feuerwehr Liesing/Josef Salcher
Oberkärnten und Osttirol

„Ernste Lage“ durch heftigen Schneefall

Ein Mittelmeer-Tief sorgt derzeit vor allem im Süden Österreichs für heftigen Schneefall. Besonders betroffen sind höher gelegene Täler in Oberkärnten und Osttirol. Bereits Samstagvormittag mussten Straßen gesperrt werden. Die Lawinengefahr war hoch. Das Risiko durch die enorme und vor allem schwere Schneemenge werde Experten zufolge noch weiter steigen.

Im Kärntner Lesach- und Mölltal herrschte bereits am Samstagvormittag Notbetrieb. Die Zufahrt ins Lesachtal von Kötschach-Mauthen musste in der Früh gesperrt werden. Das Tal ist derzeit nur noch von Osttiroler Seite zu erreichen. Bisher fiel im Lesachtal seit Freitagabend ein Meter Schnee. Bis Sonntag könnten es drei Meter werden. Die Lage sei „ernst, aber noch unter Kontrolle“, sagte der Lesachtaler Bürgermeister Johann Windbichler. Viele Häuser müssten abgesichert werden – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

In Prägraten am Großvenediger in Osttirol kam es bereits zu einem Lawinenabgang. Dabei wurden laut Polizei vier Häuser sowie ein Fahrzeug beschädigt. Personen wurden ersten Informationen zufolge nicht verletzt. Zuvor hatte die Gemeindeeinsatzleitung Prägraten am Nachmittag insgesamt 29 Personen aufgefordert, ihre Wohnhäuser zu verlassen und ihren Aufenthalt vom westlichen in den östlichen Ortsteil von Bobojach zu verlegen. Die Evakuierung von rund 90 weiteren Personen in den Ortsteilen Bichl, Wallhorn und nördlich des Dorfzentrums sei derzeit im Gange, hieß es. Die Feuerwehr Prägraten, die Bergrettung, Gemeindearbeiter und die Alpinpolizei Lienz standen im Einsatz.

Heftiger Schneefall im Mölltall

Im Kärntner Großkirchheim (Bezirk Spittal/Drau) wurden wegen Lawinengefahr bereits zwei Häuser evakuiert. Jeweils eine Person wurde von Einsatzkräften in Sicherheit gebracht. Die Lage sei angespannt, da nicht klar sei, ob über Nacht weiterer Schnee oder Regen dazu kommen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Im Mölltal fielen bisher mehr als 80 Zentimeter Neuschnee. Hier stehen 100 Soldaten und mehrere Hubschrauber für Unwettereinsätze bereit. Räumfahrzeuge sind ständig im Einsatz, auf Nebenstraßen und bei Hauszufahrten ist aber kaum ein Durchkommen möglich. Derzeit sei der Schnee noch trocken und falle von den Bäumen, sagte der ORF-Meteorologe Alois Holzer im Ö1-Mittagsjournal. In den nächsten Stunden werde es aber wärmer und der Schnee dadurch schwerer. Das erhöhe die Gefahr von überladenen Bäumen und dadurch beschädigten Stromleitungen. Auch die Lawinengefahr werde steigen.

„Weiterhin Schneefall, Regen“

Verkehrswege waren auch in den Bezirken Hermagor, Feldkirchen und Spittal an der Drau wenn überhaupt, dann nur mit Schneeketten benützbar. Die örtlichen Freiwilligen Feuerwehren und Straßenmeistereien bereiteten sich angesichts der hohen Schneemengen innerhalb von 24 Stunden auf umfangreiche Einsätze vor. Weil es wärmer wurde, ging an einigen Orten wie Dellach im Drautal, Kötschach-Mauthen und Mallnitz der Schneefall am späteren Nachmittag in Schneeregen bzw. Regen über.

Eine schnelle Besserung der Witterungsverhältnisse ist nicht in Sicht. „Weiterhin Schneefall, Regen“ lautet die Prognose der ORF-Wetterredaktion. Besonders in Oberkärnten und in Osttirol sowie im Bereich des Tiroler Alpenhauptkamms schneit und regnet es bis Montagfrüh ohne Pause weiter, zeitweise auch stark, heißt es auch vonseiten der ZAMG-Meteorologen.

Schneeräumung in Oberpeischlach in Osttirol
APA/EXPA/Johann Groder
Bei Hauszufahrten und Nebenstraßen ist es schwierig durchzukommen

Durch die großen Schneemengen stürzten etwa in Osttirol bereits einige Bäume auf Stromleitungen. Mit Stand Samstagnachmittag waren nach Angaben des Tiroler Verteilnetzbetreiber Tinetz vorerst 500 Haushalte ohne Strom. Mit Matrei in Osttirol, Kals am Großglockner, Ainet, Schlaiten, Nikoldsdorf und Tristach waren sechs Gemeinden mit insgesamt 19 unversorgten Trafostationen betroffen. Immer größere Auswirkungen haben die derzeigen Witterungsverhältnisse auch auf den Verkehr. Ab 16.00 wird nun etwa auch die Felbertauernstraße zwischen Matrei und Mittersill bis auf Weiteres gesperrt – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Föhnsturm mit über 100 km/h

„Die genaue Prognose der Schneemengen in den Niederungen ist schwierig, da die Schneefallgrenze je nach Region und Intensität des Niederschlags zwischen Tallagen und über 1.500 Meter Seehöhe schwankt“, erklärte Gerhard Hohenwarter von der ZAMG. Auf vielen Bergen bläst an diesem Wochenende ein Föhnsturm mit mehr als 100 km/h.

Erhöhte Lawinengefahr durch Schneefall

Starker Schneefall und starker Wind fordern seit der Nacht auf Samstag die Einsatzkräfte in Kärnten, Tirol und Teilen der Steiermark. Die beiden Wetterextreme führen auch zu erhöhter Lawinengefahr. Besonders viel Schnee ist in Oberkärnten und Osttirol gefallen.

So registrierte die ZAMG am Samstagvormittag auf Sonnwendstein in Niederösterreich (1.500 Meter Seehöhe) Windspitzen von bis zu 133 km/h und auf dem Dachstein (2.700 Meter) von bis zu 126 km/h. „Auch in den Niederungen greift der Föhnsturm zeitweise durch“, hieß es. Im steirischen Bad Mitterndorf wurden etwa am Samstagvormittag 99 km/h gemessen.

Sturm wirkt sich auf Verkehr aus

Durch den starken Föhnsturm kam es in Salzburg zu einem schweren Verkehrsunfall. In Hof im Flachgau stürzte ein großer Baum auf die Enzersberger Straße (L117). Nachkommende Fahrzeuge konnten nicht mehr ausweichen – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Auch in der Steiermark sorgte der Sturm für Probleme im Straßen- und Bahnverkehr. Samstagfrüh wurde etwa die Ennstalstrecke der ÖBB gesperrt. Umgestürzte Bäume sorgen für zahlreiche Straßensperren – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

in LKW an der Felbertauernstrasse bei Matrei
APA/EXPA/Johann Groder
Auf vielen Straßen gab es kein Weiterkommen mehr

Auf der Tauernbahnstrecke zwischen Spittal an der Drau und Schwarzach St. Veit wurde der Zugsverkehr vorsichtshalber eingestellt; ebenso auf der Drautalstrecke zwischen Lienz und Innichen in Südtirol. Es wurde jeweils ein Schienenersatzverkehr eingerichtet – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Entspannung ab Montag

Die Kombination aus großen Schnee- und Regenmengen auf gefrorenem Boden könne dazu führen, dass das Wasser nicht abfließen kann und kleinräumige Überschwemmungen verursacht werden, so die Meteorologen. Entspannung wird für Montag erwartet. Dann werden Regen und Schneefall im Süden und Westen Österreichs schwächer beziehungsweise legen überhaupt Pausen ein.

In der weiteren Entwicklung gebe es dann noch Unsicherheiten, sagt ZAMG-Meteorologe Hohnwarter: „Mitte der Woche entwickelt sich wahrscheinlich ein weiteres Italien-Tief und es schneit und regnet erneut, wenn auch nicht so stark wie an diesem Wochenende. Allerdings wird die Bahn dieses Tiefs von den Vorhersagemodellen noch sehr unterschiedlich berechnet und damit auch die Auswirkungen auf Österreich.“