Schneesituation und Straßenräumung in Kals am Großglockner
APA/EXPA/Johann Groder
Wetterchaos in Tirol und Kärnten

Niederschläge teils im Rekordbereich

Große Neuschneemengen haben am Sonntag die Einsatzkräfte in Tirol, Vorarlberg und Kärnten weiter auf Trab gehalten. Die Wetterkapriolen führten stellenweise zur höchsten Warnstufe, wobei die Niederschlagsmengen zum Teil auch bisherige Höchstmarken streiften.

Zur roten Wetterwarnung kam in Osttirol und Oberkärnten zudem die äußerst selten ausgerufene höchste Lawinenwarnstufe fünf, also sehr große Gefahr. So wie auch am Tiroler Alpen-Hauptkamm kamen stellenweise um die zwei Meter Neuschnee zusammen. Um die 300 Liter pro Quadratmeter (in Form von Regen und Schnee) wurden in 48 Stunden laut ORF-Wetterredaktion etwa in Kornat im Kärntner Lesachtal gemessen, damit liegt man hier im Bereich vom 48-Stunden-Niederschlagsrekord.

In der Osttiroler Hauptstadt Lienz waren es nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bis Sonntagnachmittag 210 Liter pro Quadratmeter, der dortige Rekord vom November 1966 liegt bei 258 Liter pro Quadratmeter. Gemessen wird in Lienz seit 1880. In Sillian (Osttirol) gingen 205 Liter pro Quadratmeter Schnee und bzw. Regen in 48 Stunden nieder, in Kötschach-Mauthen (Kärnten) 195 Liter, in St. Jakob/Defereggen (Osttirol) 190 Liter, in Hintertux/Zillertal (Nordtirol) 110 Liter und in Neustift/Milders (Nordtirol) 100 Liter.

Schneesituation und Straßensperre in Kals am Großglockner
APA/EXPA/Johann Groder
In Osttirol und Teilen von Oberkärnten wurde die höchste Lawinenwarnstufe ausgerufen

Nach der ersten Datenauswertung sind die 24-Stunden-Neuschneemengen an einigen ZAMG-Wetterstationen im Rekordbereich, zumindest eine „Bestmarke“ wurde bereits übertroffen. So hat es in Umhausen im Ötztal (1.030 Meter Seehöhe) von Samstag auf Sonntag rund 80 Zentimeter geschneit, der Rekord für 24 Stunden lag dort im bei 45 Zentimetern. Gemessen wird hier seit 1956.

Schulen bleiben geschlossen

Die in Osttirol weiter angespannte Lawinensituation verdeutliche bereits am Samstagabend der Abgang eines Schneebrettes in Prägraten am Großvenediger. Dabei wurden vier Häuser sowie ein Fahrzeug beschädigt. Auch in Hopfgarten in Defereggen beschädigte eine Lawine mehrere Gebäude. Der starke Regen führte indes in tiefen Lagen besonders im Lienzer Talboden zu Problemen. In Nussdorf-Debant hat sich nach dem Abgang einer Nassschneelawine ein See gebildet, der Häuser gefährdet – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Mehrere Lawinenabgänge in Osttirol

In Osttirol sind alle verfügbaren Hilfskräfte im Einsatz, um die Lage durch enorme Neuschneemengen und extremen Regen unter Kontrolle zu bringen. In den Tälern kommt es zu Muren- und Lawinenabgängen. im Lienzer Becken kämpft die Feuerwehr gegen Hochwasser.

Die höchste Lawinenwarnstufe bleibt weiter aufrecht. Während der kommenden Tage rechnet etwa der Tiroler Lawinenwarndienst mit Gleitschneelawinen. „Erfahrungsgemäß nimmt deren Anzahl dann von Tag zu Tag stetig ab. Deren Abgangszeitpunkt bleibt allerdings unberechenbar“, wie der Lawinenwarndienst dazu am Sonntag noch mitteilte.

Daher wies die Lienzer Bezirkshauptfrau Olga Reisner darauf hin, dass am Montag für alle Schulen – Pflichtschulen wie berufsbildende und höhere Schulen – in Osttirol aufgrund der angespannten Wettersituation kein Unterricht stattfindet. Wegen der widrigen Wetterverhältnisse erklärte zudem die Bildungsdirektion Tirol auch für das hintere Ötztal den Montag für schulfrei – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Schneesituation in Liesing im Lesachtal
APA/Elvira Lanner
Auch im Kärntner Lesachtal bleiben am Montag die Schulen gesperrt

Dasselbe gilt für das Obere Mölltal, Rennweg, Kötschach Mauthen und das Lesachtal in Kärnten, wo am Montag Volks- und Mittelschulen und Kindergärten ebenfalls geschlossen bleiben – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Wegen der hohen Lawinengefahr wurden am Sonntag aus Sicherheitsgründen auch Räumfahrzeuge wieder zurückbeordert. Das Land Kärnten warnte die Bevölkerung in den am schwersten betroffenen Gebieten zudem davor, ins Freie zu gehen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Lawinen und Hangrutschungen im Mölltal

Wegen der starken Schnee- und Regenfälle bleibt die Situation sehr angespannt. Mancherorts, etwa im Raum Villach und Finkenstein, kommt es zu kleinräumigen Überflutungen. Besonders gefordert sind die Einsatzkräfte im Mölltal, wo es zahlreiche Lawinenabgänge und Hangrutschungen gibt. In Flattach mussten neuerlich Häuser evakuiert werden.

Brennerbahnstrecke weiter gesperrt

Viele Straßen waren am Sonntag nur mit Schneeketten befahrbar oder überhaupt gesperrt, darunter der Plöckenpass und die Zufahrt ins Lesachtal in Kärnten. Weiter Auswirkungen gibt es für den Bahnverkehr. Die Brennerbahnstrecke bleibt aufgrund der widrigen Wetterverhältnisse sowohl auf Tiroler (zwischen Steinach und Brenner) als auch auf Südtiroler Seite (bei Franzensfeste) voraussichtlich bis Montagmittag unterbrochen, wie die ÖBB am Sonntagnachmittag mitteilten. Wo immer es die Wetterlage zugelassen habe, sei ein Schienenersatzverkehr eingerichtet worden, hieß es.

Weil die Busse Richtung Norden großräumig über den Reschenpass ausweichen müssen, können planmäßige Zugshalte zwischen Innsbruck und Bozen allerdings teils nicht bedient werden. Der Schienenersatzverkehr bleibt aufrecht, solange das die Straßenverhältnisse zulassen bzw. die Straßen nicht gesperrt werden. Einige Bahnhöfe, darunter etwa Gries am Brenner und Brennen, waren am Sonntag allerdings auch über die Straße nicht erreichbar – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Schneesituation in Kals am Großglockner
APA/EXPA/Johann Groder
Osttirol zeigte sich am Sonntag tiefwinterlich

In Osttirol musste der für die unterbrochene Drautalbahn eingerichtete Schienenersatzverkehr zwischen Lienz und Innichen aufgrund der Witterung wieder eingestellt werden und kann aus derzeitiger Sicht auch am Montag nicht wiederaufgenommen werden, informierte die Bahn. Die ÖBB empfahlen nach Möglichkeit Reisen in oder durch die besonders betroffenen Gebiete zu verschieben oder sich auf jeden Fall unmittelbar vor Fahrtantritt nochmals über den aktuellen Stand zu informieren.

Auch in Vorarlberg wuurden Feuerwehren zu Einsätzen gerufen, weil Äste und Bäume geknickt waren und Straßen verlegt hatten. Bei weiteren Schneefällen drohen weitere Bäume umzustürzen. Auch in Vorarlberg herrscht mit dem Neuschnee und Wind oberhalb der Waldgrenzen regional erhebliche Lawinengefahr – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at(vorarlberg.orf.at

Starkregen im Pinzgau

Widrige Witterungsverhältnisse gab es am Sonntag auch in Salzburg. Im Pinzgau sorgte Starkregen für Überschwemmungen und kleinere Vermurungen. Die im Vorfeld angekündigten großen Neuschneemengen blieben am Wochenende in Salzburg aber aus – mehr dazu in salzburg.ORF.at.