Person mit Einkaufstaschen
ORF.at/Dominique Hammer
Handel wieder offen

Reger Andrang, aber Ansturm blieb aus

Der erste Einkaufstag nach dem harten Lockdown hat für weniger Kundenansturm gesorgt als im Vorfeld befürchtet. Aus mehreren Bundesländern meldeten Einkaufszentrumsbetreiber und Händler am Montag zwar regen Betrieb, von einem übermäßigen Andrang konnte aber keine Rede sein.

„Es dürfte damit zusammenhängen, dass die Gastronomie als wichtiger Frequenzbringer des Handels noch bis mindestens 7. Jänner geschlossen bleibt“, sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Am verkaufsoffenen Feiertag (Maria Empfängnis) dürfte der Andrang allerdings deutlich zunehmen, auch Schlangenbildungen vor den Friseursalons, Möbel-, Textil- und Elektrogeschäften seien zu erwarten, so der Handelsverband.

Auf der Wiener Mariahilfer Straße und in der Shopping City Süd (SCS) in Vösendorf (Niederösterreich) nutzten zahlreiche Menschen den ersten Tag nach dem Lockdown für Besorgungen und Weihnachtseinkäufe. Die Auslastung bei den Parkplätzen in der SCS lag laut einem Polizeisprecher bei 75 Prozent. Es habe im Außen- wie im Innenbereich keine nennenswerten Probleme gegeben – mehr dazu in noe.ORF.at und wien.ORF.at.

Großer Andrang auf Geschäfte nach Lockerungen

Den ersten Tag nach dem harten Lockdown haben viele Menschen für Einkäufe genutzt, die Frequenz in manchen Geschäften wurde durch Rabatte noch zusätzlich erhöht.

In St. Pölten füllte sich bereits Montagvormittag der Parkplatz des Einkaufszentrums Traisenpark, meldete die APA. Es sei ein „guter Tag“, es gebe jedoch keinen Ansturm, sagte Traisenpark-Managerin Anita Bräunlich. Der Feiertag am Dienstag werde „ein neues, spannendes Thema“. Für Kundinnen und Kunden sowie die Beschäftigten besteht auch nach dem Lockdown-Ende österreichweit Maskenpflicht, pro Kundin oder Kunden müssen außerdem mindestens zehn Quadratmeter zur Verfügung stehen. In Einkaufszentren wird als Fläche nur jene von Geschäften gewertet.

Gut gefüllte Parkplätze

Reger Betrieb wurde auch in Kärnten verzeichnet, wie die APA aus den Klagenfurter Arkaden und dem Villacher Atrio berichtete – allerdings sei man weit davon entfernt gewesen, dass man den Einlass in die Zentren regeln müsste – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Ein ähnliches Bild zeigte sich in Salzburg. Die Parkplätze und Parkdecks der Einkaufszentren waren gut gefüllt – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Voller Parkplatz der SCS nach Öffnung des Handels
APA/Robert Jäger
Parkplatz vor der SCS am Wiener Stadtrand: Der Andrang war groß, Probleme gab es laut Polizei aber nicht

Gut besucht waren die Einkaufszentren in Oberösterreich. Im Zentralraum führte der Andrang zu Verkehrsbehinderungen – mehr dazu in ooe.ORF.at. Der steirische Handel öffnete mit verstärkten Sicherheitsvorkehrungen. Die Konsumentinnen und Konsumenten kamen, ein Ansturm blieb aber aus – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Im Burgenland waren die Geschäfte ebenfalls gut besucht, einen Ansturm gab es aber nicht – mehr dazu in burgenland.ORF.at. Die Besucherinnen und Besucher der Einkaufszentren verhielten sich insgesamt sehr diszipliniert, was Abstandsregeln und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) betraf – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Kurz: „Einkaufsbedürfnis verteilen“

Die Politik rief die Menschen zur Zurückhaltung auf. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) appellierte an die Bevölkerung, das „Einkaufsbedürfnis zu verteilen“. „Es sind noch viele Tage bis Weihnachten“, sagte Kurz: „Es geht immer wieder die Sonne auf. Es öffnen immer wieder die Geschäfte am nächsten Tag.“ Ähnlich äußerte sich Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne): „Bitte stürmen Sie nicht an den ersten Tagen in die Einkaufszentren, auch nach dem 8. Dezember gibt es ausreichend Einkaufsmöglichkeiten.“

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) wies auf engmaschige Kontrollen der Polizei hin: „Speziell in Einkaufsstraßen werden verstärkte Streifen die Einhaltung der Covid-Regeln kontrollieren.“ Wegen Verstößen könnten Organstrafmandate verhängt und auch Anzeigen erstattet werden. „Die Strafen der Gesundheitsbehörden sind empfindlich hoch – bis zu 1.450 Euro“, so Nehammer.

Warteschlange bei Öffnung des Handels in Wien
APA/Hans Punz
Warteschlange auf der Mariahilfer Straße in Wien: Die Politik appellierte an die Bevölkerung, die Geschäfte nicht schon in den ersten Tagen zu stürmen

Kritik an Rabatten

Bereits am letzten Einkaufstag vor dem zweiten Lockdown lockten etliche Händler mit Rabatten und sorgten so für Gedränge und lange Schlangen. Auch dieses Mal warben zahlreiche Unternehmen mit deutlichen Preisnachlässen am Montag und Dienstag.

Im Fokus der Kritik stand vor allem der Möbelhandel. Großflächige Inserate in den Wochenendbeilagen der Zeitungen mit angekündigten großen Rabatten des Möbelhandels stießen Wirtschaftskammer-Handelsobmann Rainer Trefelik sauer auf. „Auf unserem Factsheet stand auch entsprechend der Appell darauf, hier keine Rabattschlachten an den ersten beiden Tagen anzuzetteln. Hier waren auch einige dabei, die mich jetzt selber auch überrascht haben. Das finde ich schade“, sagte Trefelik am Sonntag in der ZIB2.

WKÖ-Handelsobmann Trefelik zur Handelsöffnung

Wirtschaftskammer-Handelsobmann Rainer Trefelik zur Wiederöffnung der Geschäfte und den Rabattschlachten der Unternehmen.

Man könne es wettbewerbsrechtlich nicht verbieten, aber es habe „Calls“ gegeben, in denen sich die Vertreter des Handels abgestimmt hätten, und es habe eine Empfehlung der Wirtschaftskammer gegeben, so Trefelik. XXXLutz-Sprecher und -Marketingchef Thomas Saliger widersprach. „Dort wurden keine Rabattaktionen besprochen, sondern Sicherheitskonzepte“, sagte Saliger gegenüber Ö1 und APA. Verschiedene Handelsbranchen hätten sich ausgetauscht und Tipps aufgenommen.

XXXLutz und Kika werben gerade mit Rabatten von bis zu 50 Prozent. Die Rabattaktionen seien in einem üblichen Ausmaß und würden nicht die Frequenzwarengruppe – etwa Weihnachtsware – betreffen, so der XXXLutz-Sprecher.

Heiße Phase für den Handel

Der Einzelhandel befindet sich gerade in der heißesten Phase des Jahres. Die Betriebe haben im Vorweihnachtsgeschäft Milliarden durch die CoV-bedingten Schließungen verloren. 17 geschlossene Einkaufstage würden bei den mehr als 22.000 Geschäften für einen Umsatzverlust von bis zu 2,7 Mrd. Euro sorgen, ermittelte der Handelsverband.

Der Standortberater RegioPlan rechnet mit einem Rückgang der Weihnachtsausgaben um 17 Prozent auf 1,75 Mrd. Euro. Die KMU Forschung Austria geht in einem optimistischen Szenario von einem Umsatzrückgang von zehn Prozent im stationären Einzelhandel aus, in einem negativen Szenario von über 30 Prozent.