Aufgrund eines weiteren Italien-Tiefs schneit es laut der ORF-Wetterredaktion am Dienstag häufig am Tiroler und Salzburger Alpenhauptkamm, in Osttirol, Kärnten und im Südwesten der Steiermark. In tiefen Lagen kann es auch regnen. Dazu kommt vielerorts heftiger Wind: Auf den Bergen bläst stürmischer Südostwind und in manchen Tälern Föhn. Die Schneefälle dürften bis Mittwoch anhalten, eine nachhaltige Beruhigung zeichnet sich erst mit Donnerstag ab – mehr dazu in wetter.ORF.at
Bereits am Wochenende waren enorme Schneemengen gefallen, an manchen ZAMG-Wetterstationen wurden neue Rekorde der Drei-Tages-Niederschlagsmenge und der Dezember-Schneehöhe aufgestellt. Dazu kommt nun eine erhebliche Neuschneemenge, die vielerorts bei 50 Zentimeter liegen könnte. Der Leiter des Lawinenwarndienstes in Tirol, Rudi Mair, betrachtet diese Entwicklung mit Sorge. Er schätzt, dass am Dienstag in Osttirol weitestgehend Stufe vier der fünfteiligen Lawinenwarnstufe herrschen werde. Das bedeutet große Lawinengefahr – mehr dazu in tirol.ORF.at
Erkundungen mit Hubschraubern
Für Osttirol und Teile Kärntens bis hinauf zum Alpenhauptkamm galt bereits am Montag Lawinenwarnstufe vier, in Nordtirol und Teilen Salzburgs Stufe drei. An steilen Grashängen seien jederzeit Nass- und Gleitschneelawinen zu erwarten, vereinzelt auch sehr große. In beiden Bundesländern führten Bundesheerhubschrauber Erkundungen für die Lawinenkommission durch. Zusätzlich standen zwei Hubschrauber des Innenministeriums bereit – mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Mit dem Neuschnee am Dienstag drohen wie bereits am Wochenende wieder Straßensperren und Stromausfälle. Diese hielten die Einsatzkräfte bereits am Montag auf Trab, nachdem zuvor viele Orte nicht mehr erreichbar und ohne Strom gewesen waren – mehr dazu in tirol.ORF.at und kaernten.ORF.at. Einsatzkräfte, Behörden und Bundesheer erklärten, man bleibe einsatzbereit. Auch die Schulen waren am Montag geschlossen geblieben.
Brenner-Straße teilweise gesperrt
Viele Straßen waren mit Beginn der Schneefälle nur mit Schneeketten befahrbar oder überhaupt gesperrt. Die B 182 Brenner-Straße zwischen dem Gasthof Stefansbrücke und der Abzweigung Schönberg muss sogar voraussichtlich bis Weihnachten gesperrt bleiben. Das gab das Land am Montagnachmittag bekannt. Grund sind große Schäden nach Hangrutschungen – mehr dazu in tirol.ORF.at.
Alle aktuellen Straßensperren sind im Ö3-Verkehrsservice ersichtlich.
Leichte Entspannung gab es dagegen in Südtirol: Die Brennerautobahn bei Sterzing wurde Montagfrüh wieder für den Verkehr freigegeben, die Brennerstraße (B182) musste jedoch auf Südtiroler Seite ab Gossensaß bis zum Pass gesperrt bleiben, in Tirol zwischen der Brennerautobahn (A13), Brennersee und Schönberg in beide Richtungen.
Brenner-Bahnstrecke gesperrt
Weitere Auswirkungen gab es auf den Bahnverkehr. Dieser bleibt auf der Tauern-, Drautal-, und Brenner-Strecke weiter eingeschränkt. Mehrere ÖBB-Streckensperren bleiben aufrecht. So bleibt etwa die Tauern-Strecke zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein aufgrund eines Murenabgangs bis 22. Dezember gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wird ab Dienstag eingerichtet – mehr dazu in salzburg.ORF.at.
Fahrgäste werden gebeten, sich vor Reiseantritt unter Oebb.at, mittels Scotty mobil oder telefonisch beim ÖBB-Kundenservice unter 05-1717 über ihre gewünschte Verbindung zu informieren. Mobilitätseingeschränkte Fahrgäste, die für ihre barrierefreie Reise Unterstützung benötigen, sollen vor Reiseantritt mit dem ÖBB-Kundenservice 05-1717 Kontakt aufnehmen.
Am Montag bleibt noch der bestehende Schienenersatzverkehr zwischen Bischofshofen und Villach aufrecht. Mobilitätseingeschränkte Personen sollen unbedingt vor Reiseantritt Kontakt mit dem ÖBB-Kundenservice aufnehmen. Der Schienengüterverkehr wird großräumig umgeleitet. Auch auf der Drautalstrecke von Lienz bis Innichen bleibt die Streckensperre bis voraussichtlich Donnerstag 24.00 Uhr aufrecht. Ein Schienenersatzverkehr bleibt – solange es die Schneefälle erlauben.
Die Brenner-Strecke ist auf österreichischer Seite seit Montag wieder für den Nahverkehr bis Brennero/Brenner freigegeben. Fernverkehrszüge aus dem Norden wenden in Innsbruck. Auf Südtiroler Seite wird die Strecke auch noch am Dienstag ganztags gesperrt bleiben. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen ist zwischen Bozen und Innsbruck eingerichtet. Die ÖBB beobachten die Wettersituation sehr genau, es kann aber weiterhin laufend zu entsprechenden Fahrplananpassungen und Verzögerungen kommen.
Rüsten für den nächsten Schnee
Osttirol und Kärnten nützen die Wetterpause für Sichtflüge und Aufräumungsarbeiten nach den massiven Schnee- und Regenfällen, bevor der nächste Schnee kommt.
Einzelne Niederschlags- und Schneerekorde
Die Niederschläge brachten auch Rekorde bei der Dreitagesniederschlagsmenge und der Dezember-Schneehöhe. Laut einer ersten Auswertung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) fielen von Freitag bis Sonntag verbreitet zwischen 100 und 300 Millimeter Niederschlag, vereinzelt bis knapp 370 Millimeter wie in Kornat im Lesachtal. Exakt 364 Millimeter waren es dort, was der höchste Wert dieser drei Tage war. Der Rekord mit 415 Millimetern stammt aus dem Oktober 2018.
ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik: „298 Millimeter in Lienz in Osttirol bedeuten einen neuen Rekord. Bisher war der höchste Wert hier 259 Millimeter im November 1966. Gemessen wird in Lienz mit kurzen Unterbrechungen seit 1880. Einen neuen Rekord gab es in Osttirol auch in Sillian mit 294 Millimetern. Damit wurde der Wert von 225 Millimeter im Oktober 2018 übertroffen.“
Einen Höchstwert verzeichnete auch Döllach im Oberen Mölltal in Kärnten mit 238 Millimeter, womit die 209 Millimeter aus dem November 2019 überflügelt wurden. In St. Jakob in Defereggen in Osttirol ist der neue Rekord 225 Millimeter (davor 212 Millimeter vom August 1966). Weil die Schneefallgrenze schwankte und es in vielen Tälern zeitweise auch regnete, ist St. Jakob in Defereggen auch einer der wenigen Orte mit einem Schneerekord. Hier wurde auf 1.383 Meter Seehöhe mit einer Schneehöhe von 142 Zentimetern ein neuer Stationsrekord der Dezember-Schneehöhe erreicht. Der alte Höchstwert lag bei 113 Zentimetern vom Dezember 2008.