Staatsanwaltschaft fordert Haftstrafe für Sarkozy

Im spektakulären Prozess wegen vermuteter Bestechung und unerlaubter Einflussnahme hat die Anklage eine Haftstrafe von vier Jahren für den französischen Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy gefordert. Zwei davon sollen zur Bewährung ausgesetzt werden, wie französische Medien gestern übereinstimmend berichteten. Der Konservative Sarkozy regierte von 2007 bis 2012 im Elyseepalast.

Dem 65-jährigen Politiker wird vorgeworfen, 2014 über seinen Rechtsbeistand versucht zu haben, von Gilbert Azibert, einem damaligen Generalanwalt beim Kassationsgericht, Ermittlungsgeheimnisse zu erfahren. Sarkozy hat die Vorwürfe vor Gericht zurückgewiesen.

„Keiner will sich rächen“

Zu Prozessbeginn im November hatte es geheißen, dass den Angeklagten Sarkozy, dessen langjährigem Anwalt Thierry Herzog und Azibert jeweils Haftstrafen von bis zu zehn Jahren und eine Geldbuße von einer Million Euro drohen. Für Herzog und Azibert wurde nun die gleiche Strafe wie für Sarkozy gefordert.

Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft ihr Vorgehen gerechtfertigt. „Keiner hier will sich an einem früheren Präsidenten der Republik rächen“, sagte der Chefermittler der Finanzstaatsanwaltschaft, Jean-Francois Bohnert, der französischen Nachrichtenagentur AFP zufolge.

Das Verfahren gilt als einmalig, denn einen Korruptionsvorwurf gegen einen Ex-Staatschef gab es in der 1958 gegründeten Fünften Republik Frankreichs bisher nicht. Sarkozy muss sich auch wegen mutmaßlich unerlaubter Einflussnahme verantworten. Ihm wird vorgeworfen, nach Ende seiner Amtszeit 2014 über seinen Rechtsbeistand versucht zu haben, an geheime Ermittlungsergebnisse zu gelangen.