Hauptquartier der Europäische Arzneimittelagentur (EMA) in Amsterdam
APA/AFP/ANP/Remko De Waal
Hackerangriff auf EMA

Dokumente zu CoV-Impfstoff im Visier

Bei einem Hackerangriff auf die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) ist nach Angaben von Biontech und Pfizer auf Dokumente zum Coronavirus-Impfstoff der Pharmakonzerne zugegriffen worden. Das teilte Biontech am Mittwochabend mit. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Daten von Patienten und Patientinnen betroffen seien.

Betroffen seien „einige Dokumente im Zusammenhang mit der Einreichung von Zulassungen für den Covid-19-Impfstoffkandidaten von Pfizer und Biontech, BNT162b2“, hieß es weiter. Pfizer teilte mit, dass es sich um einen „unrechtmäßigen“ Cyberangriff gehandelte habe. Aber es seien keine Systeme von Biontech oder Pfizer angegriffen worden. Es sei auch nicht bekannt, dass auf persönliche Daten zugegriffen worden sei, so der US-Pharmariese.

Der Vorfall werde nach Angaben der EMA keine Auswirkung auf die Prüfungsfristen für den Impfstoff haben. Die EMA hatte den Hackerangriff bekanntgegeben, ohne Einzelheiten zu nennen. Sie ist für die Beurteilung und Überwachung von Arzneimitteln zuständig. Die Aktien von Biontech und Pfizer rutschten an der Wall Street um bis zu 3,5 Prozent ab.

Untersuchung eingeleitet

Die EMA steht wegen der Coronavirus-Impfstoffzulassung im Fokus der Aufmerksamkeit. Nach dem Angriff habe die die EU-Behörde umgehend eine umfassende Untersuchung eingeleitet, teilte die Agentur an ihrem Sitz im niederländischen Amsterdam mit. „Die Behörde hat in enger Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden und anderen relevanten Stellen rasch eine vollständige Untersuchung eingeleitet“, hieß es in einer EMA-Erklärung.

Coronavirus-Impfstoff des Unternehmens Biontech
APA/dpa/BioNTech SE
Ziel des Angriffs waren Dokumente, die für die Zulassung des CoV-Impfstoffes notwendig sind, hieß es vonseiten Biontechs

Die EMA könne während der laufenden Ermittlungen keine weiteren Einzelheiten nennen. „Weitere Informationen werden zu gegebener Zeit zur Verfügung gestellt“, erklärte die Agentur weiter. Die Arzneimittelbehörde steht derzeit besonders im Licht der Öffentlichkeit. Sie ist in der EU für die Zulassungsverfahren von Medikamenten zuständig, darunter auch den Coronavirus-Impfstoffen.

Zulassungen im Dezember und Jänner

Die EMA strebt derzeit eine Zulassung des Biontech-Impfstoffes bis Ende Dezember an, für das Moderna-Mittel Mitte Jänner. Die EMA-Fachleute hätten in den vergangenen Monaten bereits große Datenmengen von vorläufigen Tests der Unternehmen analysiert, sagte Emer Cooke, die Chefin der Behörde, Anfang des Monats.

Die britischen Gesundheitsbehörden haben bereits eine Notfallzulassung für den Coronavirus-Impfstoff des Mainzer Pharmaunternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer erteilt. Seit Dienstag werden die Menschen in Großbritannien massenhaft immunisiert. Auch in Kanada gaben die Gesundheitsbehörden am Mittwoch grünes Licht für den Wirkstoff von Biontech und Pfizer. Der Impfstoff sei einer beschleunigten Prüfung unterzogen worden, während er sich noch in der klinischen Erprobung befand.

Er erfülle die „strengen Sicherheits-, Wirksamkeits- und Qualitätsanforderungen für die Anwendung in Kanada“. In einer Mitteilung von Biontech hieß es, dass im Laufe des kommenden Jahres mindestens 20 Millionen Impfdosen an Kanada geliefert würden. Unterdessen erreichten Israel die ersten Impfdosen. Diese ersten Dosen trafen am Mittwoch an Bord eines DHL-Frachtflugzeugs auf dem Tel Aviver Flughafen Ben Gurion ein, das von Regierungschef Benjamin Netanjahu begrüßt wurde. Dieser kündigte an, er wolle als „Erster“ geimpft werden, um ein „Vorbild“ zu sein.