Collage verschiederner CD-Covers
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Frisch erschienen

Erfrischendes aus Österreich

Die Stars der heimischen Musikszene planen gerade die nächsten großen Würfe. Bilderbuch machten 2020 eine Veröffentlichungspause, Wanda meldeten sich mit der Single „Jurassic Park“, das nächste Kreisky-Album kommt im Jänner. Dennoch erschien in den vergangenen Wochen auch genügend erfrischende Musik aus Österreich – und auch einige kommende Stars könnten dabei sein.

Sharktank zwischen Pop, Hip-Hop und Indie

Eine gute Band hat von der ersten Single weg ihren eigenen Sound. Sharktank ist so eine gute, neue, österreichische Band. Der scheinbar mühelos das gelingt, was auch mal gut schiefgehen kann: ein Zusammenführen der Hip-Hop und Pop-Traditionen der 90er Jahre und des vor allem gitarrenangereicherten 2000er-Indierock. Sogar funky ist sie manchmal, die erste EP namens „Bad Energy“.

Sharktank sind Katrin Paucz, Michael „Mile“ Lechner und Marco Kleebauer, Letzterer vor allem auch bekannt als Hälfte des Duos Leyya oder als Produzent für Bands wie Bilderbuch und Oehl. Sehr kreative und gut vernetzte Köpfe sind sie alle drei, und deshalb haben die Songs alles, was es zum Hit braucht: den Mitsing-Refrain, den erzählerischen Rap-Part, die Hooks und die Beats – mehr dazu in fm4.ORF.at. (Lisa Schneider, FM4)

Sharktank: „Bad Energy“, Ink Music

Das Patriarchat zerlegen mit Wiener Post-Punk

Das Wiener Quartett Culk stellt sich auf dem zweiten Album „Zerstreuen über euch“ dem Patriarchat in all seinen hässlichen Fratzen. Der gitarrenlastige Sound zwischen dunklem Post-Punk und hallendem Shoegaze fängt die Schwere von Alltagssexismus, Gewalt und Ungerechtigkeit passend ein. In den ausschließlich deutschsprachigen Texten begegnet Sängerin Sophie Löw all diesen Themen mit einer poetischen Sprache, die von Song zu Song expliziter wird – mal nur beschreibt, mal hinterfragt, aber auf jeden Fall immer ganz genau hinschaut. Mit „Zerstreuen über euch“ ist ein bedrohlicher Soundtrack entstanden, mit dem wir dem Ende des Patriarchats genüsslich entgegenfiebern können – mehr dazu in fm4.ORF.at. (Michaela Pichler, FM4)

Culk: „Zerstreuen über euch“, Siluh Records

Zurück in die Zukunft mit Kruder & Dorfmeister

In den 90er Jahren zog das heimische DJ- und Produzenten-Duo Kruder & Dorfmeister aus, um mit ihrem „Wiener Sound“ die Welt zu erobern. In der Hektik des Erfolgs kann es auch schon mal passieren, dass man ein Album aufnimmt und einfach vergisst, es zu veröffentlichen. Heuer im Herbst wurde das nachgeholt, „1995“ erschien. Und es ist mehr als Zeitdokument, sondern zeigt, dass der charakteristische Sound ganz gut gealtert ist – mehr dazu in Neues Album frisch aus den 90er Jahren. (Christian Körber, ORF.at)

Kruder & Dorfmeister: „1995“, G-Stone

Aus Left Boy wurde Ferdinand

Vergangenes Jahr ist ein bekanntes Gesicht mit vertrauter Stimme wie aus dem Nichts in der österreichischen Musiklandschaft aufgetaucht: Der Mann, der als Left Boy vor fast zehn Jahren mit seinem YouTube-Hit „Jack Sparrow“ über Nacht zum Star wurde, heißt jetzt Ferdinand. Bei Ferdinand – so übrigens auch der bürgerliche Vorname des Künstlers – ist trotz neuen Namens aber vieles gleich geblieben: Er ist nach wie vor ein großer Entertainer, der auf Englisch singt und rappt. Die Musik klingt aber hochwertiger und ausgereifter. Ferdinand hat sein musikalisches Erfolgsrezept, Teile aus verschiedenen Genres und Musikjahrzehnten zu einem musikalischen Puzzle zusammenzubauen, konsequent weiterentwickelt und verfeinert, dazu gehört auch, Stück für Stück einzeln zu veröffentlichen – mehr dazu in fm4.ORF.at. (Alica Ouschan, FM4)

Verloren in Electropop-Träumen

Nach ihren ersten Singles 2014, Millionen Klicks auf YouTube und einer Show bei dem riesigen South-by-Southwest Festival in Texas war es für das österreichische Electropop-Trio Nihils notwendig, sich eine Auszeit zu nehmen. Um Inspirationen für neue Songs zu bekommen, sind die drei Tiroler Ramon Riezouw, Thomas Lackner und Florian Nothegger getrennt voneinander nach Australien, Portugal und Bali gereist, um sich dort in die Kultur, Landschaft und Musikszene zu vertiefen. Zurück in ihrer Wahlheimat Berlin haben sie ihre Erfahrungen, Fotos und Videos im Proberaum ausgetauscht und daraus melancholische, nachdenkliche und gleichzeitig eingängige Popsongs gemacht. Die EP „AM/PM Pt. 1“ ist der erste Teil dieser Songsammlung und überzeugt auch durch thematische Vielfalt und großartige Produktion – mehr dazu in fm4.ORF.at. (Andreas Gstettner-Brugger, FM4)

Nihils: „AM/PM Pt. 1“, n-recordings

Die Transformation zum strahlenden Pop

Einsamkeit und Stille. Das sind die besten Voraussetzungen für das Salzburger Zwillingspaar Giovanna und Mario Fartacek, Texte und Songs zu schreiben. Unter dem Namen Mynth haben sie bisher dunkle, atmosphärische Elektronik-Songs veröffentlicht. Ihr neues Album „Shades I Mynth“ ist eine Transformation zum großen, strahlenden Pop. Mario hat sich statt auf Synthesizer wieder auf die Gitarre konzentriert, und Giovanna hat Raum und Platz für ihre starke Stimme in den Songs geschaffen. Das Konzeptalbum, das jedem Song eine Schattierung der Farbe Grün zuordnet, handelt vom Träumen, von fernen Orten, an die man sich wünscht, von inneren Entwicklungsprozessen und wie schwer es sein kann, seinen eigenen Weg zu gehen. Mynth gehen ihren eigenen Weg und haben dadurch ein eindrucksvolles Werk geschaffen – mehr dazu in fm4.ORF.at. (Andreas Gstettner-Brugger, FM4)

Mynth: „Shades I Mynth“, Assim Records

Emotionen zwischen Wienerlied und Mariachi-Trompeten

Felix Kramer ist wohl einer der ehrlichsten Singer/Songwriter des Landes. Auf seinem neuesten Album „Alles Gut“ spricht er das aus, was wir alle oft denken, sich aber niemand getraut zu sagen. In zarten Balladen und energetischen Songs mit kecken Latino-Rhythmen und Trompetensätzen singt Felix über die Unvollkommenheit der Menschen, den inneren Kampf mit oft widersprüchlichen Gefühlen und verbindet so nüchterne Nonchalance mit Humor und Menschlichkeit. Es wird geschrien und gelacht, aber auch traurig reflektiert und philosophiert. Die cleveren Texte wirken so natürlich, als würden Diskussionen in der Küche einer Studentenparty nacherzählt werden. Jedoch feilt Felix Kramer an jedem einzelnen Wort, und die Unmittelbarkeit seiner Texte wird durch den rohen Bandsound noch verstärkt. So ist „Alles Gut“ von Felix Kramer ein unglaublich schönes, direktes, nachdenkliches und witziges Album geworden – mehr dazu in fm4.ORF.at. (Andreas Gstettner-Brugger, FM4)

Felix Kramer: „Alles Gut“, Phat Penguin Records

Mit Indie-Pop gegen die Leistungsgesellschaft

Im österreichischen Westen gibt’s Neues: Mit dem Trio Dreimalumalpha aus Innsbruck und ihrem Debütalbum zum Beispiel. Das trägt den plakativen Titel „Jugend ans Geld verloren“, in dem eine gehörige Portion Kapitalismuskritik mitschwingt. Als Gegenentwurf zur Leistungsgesellschaft laden Dreimalumalpha mit ihrer Musik zum Träumen ein, zum Luftschlösser-Bauen und -wieder-Abreißen, zum frühmorgendlichen Eiscreme-Essen, wie es auch in eingängigen Indie-Hits wie „Zu Besuch“ heißt. Zwischen den verträumten Zeilen philosophieren Dreimalumalpha auf ihrem ersten Langspieler auch über die Revolution und stellen Fragen zum großen Ganzen in unserer Gesellschaft – fm4.ORF.at. (Michaela Pichler, FM4)

Dreimalumalpha: „Jugend ans Geld verloren“, Motormusic

Elefanten tragen dick auf

Fast, aber eben nur fast, wäre Alf Peherstorfer mit seiner Schlagerkarriere an die Silbereisen- und sonstigen Schunkelshows dieser Welt verloren gegangen. Doch nun ist er mit seiner Band Kommando Elefant zurück, schon fast eine Art Indie-Institution in Österreich. Auf ihrem sechsten Album „Seltene Elemente“ lässt sich der Schlagereinfluss nicht ganz leugnen. Ganz neu ist das nicht: Schon immer tragen die Elefanten in Sachen Pathos recht dick auf. Ist das schon Subversion durch Affirmation? Egal: Auch „Seltene Elemente“ ist gewohnt gewitzt, und dem Faible fürs Hymnische bei Kommando Elefant kann man sich ohnehin schwer verschließen. (Christian Körber, ORF.at)

Kommando Elefant: „Seltene Elemente“. Las Vegas Records

Deutsch-österreichische Freundschaft

Der Dresdner Ansa Sauermann lebt mittlerweile lang genug in Wien, um ihn in die Reihe österreichische Musik aufzunehmen. Und er klingt auch wie eine Mischung aus der Wiener Welle mit Wanda, Nino und Konsorten und aus Klängen deutscher Sphären, allen voran Thees Uhlmann. Mal lauter, mal leiser, demonstriert Sauermann aber jedenfalls Gespür für großen Pop. (Christian Körber, ORF.at)

Ansa Sauermann: „Trümmerlotte“, Lotterlabel

Imaginäre Folklore zwischen Poesie und Ukulele

Das Trio Alpine Dweller bezeichnet sich selbst als Folkband. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit: Zwischen Ukulele, Harfe, Chello, Viola und Gitarre spielt sich gesanglich zart Avanciertes ab. Joana Karacsonyi, Flora Geisselbrecht und Matthias Schinnerl spielen sich in ihrer Ö1-Radiosession ganz nah an ihr Ziel einer „imaginären Folklore“ heran – eine eigenständige Traummusik. Die Liveaufnahme tut den poetischen Liedern aus dem Repertoire der beiden Alpine-Dweller-Alben gut, besonders schön sind das verträumte „Yellow Coat“, das energetische „The Owls“ und „Sonne“, ein Feel-Good-Song für Wintermonate. Als Draufgabe gibt es das neue Stück „Planets“. (Florian Baranyi, ORF.at)

Alpine Dweller: „Ö1 Studio 2 Radiosession“, No Fear Records

Musizieren des Musizierens Willen

Das Musikmachen ergibt sich bei Earl Mobley organisch und ganz ohne Druck von außen. So verhielt es sich auch bei der diesjährigen Veröffentlichung des Wiener Musikers: „For You To Hide“ – ein nur sieben Songs umfassendes Mini-Album, das aber eine große Bandbreite an Genres und Stilen abdeckt. Ganz klar aus der Gitarren-Richtung kommend, probiert sich der Solokünstler auch gerne mal an Beats und HipHop-Elementen, streut Jazz, Funk und Soul ein. Die Instrumentierung reicht von Hammond-Orgel bis hin zum Saxofon. Es sind die einfachen und gerade daher großen Themen, die Earl Mobley besingt: der einsame Spaziergang, die Sehnsucht nach einem Rückzugsort, oder das Gefühl jemandem ganz nahe zu sein, etwas, das wir dieses Jahr alle viel zu oft missen mussten – mehr dazu in fm4.ORF.at. (Christian Pausch, FM4)

Earl Mobley: „For You To Hide", Siluh Records