Wissenschaftler: Mehr Bildungschancen für Geflüchtete

Mehr Bildungschancen für geflüchtete Menschen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heimischer Unis, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in einem offenen Brief gefordert. Auch für Flüchtlinge müsse es qualitätsvolle lebenslange Lernmöglichkeiten geben, wird in dem Brief an politische Entscheidungsträger in Österreich und darüber hinaus appelliert.

Auf der Flucht müssten Menschen ihre Ausbildung an Schulen, Hochschulen und in Betrieben abbrechen, heißt es in dem Brief, der auf der Homepage von „Beeflip – Verein zur Förderung universitärer Bildungs- und Forschungsprojekte“ veröffentlicht wurde.

Prekäre Lebensumstände verstärkt

In der Folge hätten Menschen mit Fluchthintergrund allerdings kaum noch Möglichkeiten, an ihre schon erworbenen Kompetenzen anzuknüpfen, und in europäischen Flüchtlingslagern würden viele Kinder schlicht keinen Unterricht bekommen.

Das verstärke nicht nur prekäre Lebensumstände, die an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. Kinder, Jugendliche und Erwachsene würden so auch nach potenziell traumatisierenden Erfahrungen sich selbst überlassen und so ihre psychische Gesundheit gefährdet.

Die Dutzenden Initiatoren und Erstunterzeichner – darunter Bildungswissenschaftler Michael Schratz, Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak und Migrationsforscherin Judith Kohlenberger – plädieren für hochwertige sprach- und traumasensible (Aus-)Bildungsangebote, vermittelt von professionellem pädagogischen Personal, das auch die relevanten Sprachkompetenzen mitbringen sollte.

„Erstaunlich erfolgreiche Anstrengungen“

Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Fluchterfahrung würden „vielfach große und erstaunlich erfolgreiche Anstrengungen“ unternehmen, um Deutsch zu lernen. Um sie dabei zu unterstützen, brauche es allerdings einen inklusiven, sprachsensiblen Fachunterricht, in dem auch die Erstsprache gewürdigt werde – und eine entsprechende Ausbildung der Lehrer.

„Politik darf vor ihrer Verantwortung nicht flüchten“, so die Wissenschaftler. Die Wahrung von Menschen- und Kinderrechten komme nicht nur den Menschen mit Fluchthintergrund zugute, sie sei auch Bedingung künftigen europäischen Wohlstands. „Auf dieser Grundlage muss allen Menschen, die in Europa Schutz suchen, solidarisch, respektvoll, wertschätzend und unter Achtung ihrer Würde begegnet werden.“