Urkloster der Zisterzienser in Frankreich wird Hotel

Paukenschlag in Burgund: Ein Hotelprojekt hat den Zuschlag zum Kauf der Domäne Pontigny erhalten, einem der Urklöster des Zisterzienserordens. Der Regionalrat Bourgogne-Franche-Comte als Besitzer gab gestern für 1,7 Millionen Euro dem Projekt der Francois-Schneider-Stiftung den Vorzug vor der traditionalistisch-katholischen Priesterbruderschaft Sankt Petrus. Die Bruderschaft wollte auf dem Areal ein Priesterseminar einrichten.

Abtei Pontigny in Burgund (Frankreich)
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Auf dem Gelände mit neun Hektar Grün- und 6.000 Quadratmetern Gebäudeflächen soll nun ein gehobener Hotelkomplex mit einem Gourmetrestaurant und einem Zentrum für zeitgenössische Kunst entstehen. Geplant ist auch ein Museum zur Geschichte der Zisterzienser.

Unterhaltskosten hoch

Ein Schwerpunkt soll laut dem Entwurf auch auf regionalen kulinarischen Traditionen liegen, etwa regionalen Zisterzienser-Entwicklungen wie den Chablis-Weinbergen oder dem Käse von Epoisses. Der Grund für den Verkauf: Der sozialistisch dominierte Regionalrat wollte die rund 200.000 Euro an jährlichen Unterhaltskosten für die Grün- und Gebäudeflächen loswerden.

Das 1114 gegründete Pontigny im Departement Yonne im Norden Burgunds gehörte zu den vier ältesten „Primarabteien“ des Zisterzienserordens. Aus ihr gingen 43 eigene Klostergründungen in ganz Europa hervor. In der Französischen Revolution wurden die Abtei aufgelöst und die meisten Klostergebäude außer der Kirche abgerissen. Die 108 Meter lange, zwischen 1140 und 1170 erbaute und äußerst streng gehaltene Kirche ist die größte erhaltene des Ordens.

Protest im Netz

Der Kauf umfasst lediglich die Domäne, nicht jedoch die Nutzung der Kirche selbst. Diese übertrug der Vatikan 1954 als Mutterhaus der katholischen Missionsgesellschaft Mission de France. Sie hat sich eine Neuevangelisierung Frankreichs zur Aufgabe gemacht und will einen offenen Dialog mit allen führen, die dem katholischen Glauben fernstehen.

In den Sozialen Netzwerken gab es Proteste gegen den staatlichen Verkauf an einen kommerziellen Anbieter. Kritisiert wurde ein „Ausverkauf spirituellen Erbes“.