Aktivisten: Lage in Lager auf Lesbos „menschenunwürdig“

Zwei Wochen vor Weihnachten hat die Initiative „Courage – Mut zur Mitmenschlichkeit“ gestern mit einer symbolischen Herbergssuche vor dem Wiener Stephansdom an das Schicksal der Flüchtlinge von Lesbos erinnert. Dompfarrer Toni Faber bezeichnete eine Aufnahme von Flüchtlingen als „Gebot der Stunde“. Mensch sein bedeute, in Not geratene Brüder und Schwester „als Menschen zu behandeln“, mahnte er. „Ja, und die Ausrede gilt nicht, dass wir auch schon viel getan haben.“

Er und der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler unterstützten die Initiative, die nach eigenen Angaben bereits Quartiere für mehr als 3.000 Flüchtlinge in Österreich identifiziert hat, „von ganzem Herzen“, sagte Faber in einer kurzen Rede. Glettler und „Courage“-Initiatorin Katharina Stemberger hätten sich jüngst auf Lesbos selbst ein Bild von der Lage gemacht.

Viele Familien in nassen Zelten

Stemberger berichtete in der ZIB1 von dramatischen Zuständen. Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, würden unter den hygienisch extrem bedenklichen Bedingungen in durchnässten Zelten leben. Es gehe nicht um Migrationspolitik, sondern darum, „das Leid dieser Leute dort zu beenden“. „Wenn man das nicht macht, ist es sehr herzlos“.

Humanitäre Lage auf Lesbos dramatisch

Über 7.000 Geflüchtete harren unter widrigsten Bedingungen im neuen Lager Kara Tepe aus, ohne Heizung, ohne ausreichende Wasser- oder Stromversorgung. Noch schlimmer als Moria, so beschreiben Menschen im Lager und Hilfsorganisationen die Zustände auf Lesbos.

Mit Blick auf die Linie der türkis-grünen Bundesregierung meinte Stemberger, dass Hilfe vor Ort „gut gemeint“ sei. „Wenn man jemals dort war, sieht man, dass es nicht funktioniert.“ Sie widersprach unter Verweis auf Experten auch der Argumentation der Kanzlerpartei, wonach eine Aufnahme von Flüchtlingen einen „Pull-Effekt“ auslöse. Auch sei es eine „Bankrotterklärung“, so zu argumentieren. „Wenn die besonders leiden, dann wird keiner mehr kommen: Was ist das für eine Logik?“

Auch in Bludenz fand eine Mahnwache für die Menschlichkeit statt. Mit Zelten in der Fußgängerzone wollten die Organisatoren auf die menschenunwürdige Unterbringung Geflüchteter im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos aufmerksam machen.

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