Abnahme eines Abstriches im Rahmen von Covid-19-Massentests in der Messehalle Graz
APA/Erwin Scheriau
Bilanz der Massentests

Anschober sieht „gelungenen Schritt“

Zwei Millionen Menschen haben sich laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) an der ersten Tranche der Massentests beteiligt. Davon waren rund 4.200 Ergebnisse auch nach den Nachtests positiv. Anschober wertete das als „guten Start“ und einen „gelungenen Schritt zur Eingrenzung der Pandemie in Österreich“, wie er am Montag in einer Aussendung mitteilte.

„Vorbereitung und Umsetzung waren perfekt“, so der Gesundheitsminister. Er habe nur Lob rückgemeldet bekommen. Er dankte allen, die mitgemacht haben. Es habe sich gezeigt, dass Österreich in solchen Fällen zusammenhält. Österreich hat rund 8,9 Millionen Einwohner, ein recht knappes Viertel machte also bei den Massentests mit. 4.200 Menschen, die sonst, ohne es zu wissen, andere Menschen hätten anstecken können, seien aus dem Infektionsgeschehen geholt worden.

„Das ist der eigentliche Sinn der Massentests: möglichst viele asymptomatische Personen aus dem Infektionsgeschehen zu lösen und damit das Infektionsgeschehen zu verringern“, so Anschober. Auf diesen ersten Massentests könne man nun gut aufbauen und sie weiterentwickeln – für eine zweite Runde nach den Feiertagen, für Tests von Berufsgruppen, die in einem intensiven Kontakt zu anderen stehen, und für Tests in Regionen mit einem besonders hohen Infektionsgrad.

Abnahme eines Abstriches im Rahmen von Covid-19-Massentests in der Messehalle Salzburg
APA/Franz Neumayr
Abnahme eines Abstrichs im Rahmen von CoV-Massentests in der Messehalle Salzburg

Was tun, um mehr Menschen zu erreichen?

Anschober wünscht sich eine „noch deutlichere, noch breitere Teilnahme“ an den nächsten Massentests, wie er Montagmittag in einer Pressekonferenz sagte. Dabei wolle man auch Gruppen erreichen, die diesem Angebot bisher ablehnend gegenübergestanden seien, wie er sagte. Wie das konkret geschehen soll, sei derzeit Gegenstand von Beratungen. Trotz des relativ geringen Zuspruchs bei der ersten Runde der Tests sprach Anschober von einer durchaus beachtlichen Zahl. Die zusätzlichen Tests seien auch der Grund, warum die 7-Tage-Inzidenz wieder leicht gestiegen ist.

Weiterhin Gratistests in einigen Bundesländern

Zwei Bundesländer – Tirol und Oberösterreich – beschlossen indes, weiterhin Gratistests anzubieten. Die Tiroler können sich von 19. Dezember bis ins Jahr 2021 hinein „dauerhaft und kostenlos“ auf CoV untersuchen lassen. Oberösterreich wird das Service für die anstehenden Feiertage und Familienfeierlichkeiten an ausgewählten Standorten anbieten. Salzburg prüft, weiter kostenlose Antigen-Tests anzubieten. Auch in Wien gibt es die Teststraßen und Checkboxen, in denen man sich bei Symptomen melden und testen lassen kann.

Obwohl die angepeilten 60 Prozent nicht erreicht werden, nannte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) das Ergebnis ein „erfolgreiches Großprojekt, das im neuen Jahr wiederholt wird“. Denn es sei gelungen, mehrere tausend Infizierte zu lokalisieren, die ohne Massentest wohl nicht erfahren hätten, dass sie positiv sind. „Dadurch konnten weitere Ansteckungen und eine Verbreitung des Coronavirus in den Familien, am Arbeitsplatz, in den Schulen und bei der Polizei erfolgreich verhindert werden“, so Tanner in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

Vorbereitungsarbeiten für Massentests im Klagenfurter Messegelände
APA/Peter Lindner
Das Klagenfurter Messegelände – in der Vorbereitungsphase für die Massentests

13,5 Prozent der Berechtigten in Wien bei Tests

In Wien nutzten in zehn Tagen 234.889 Personen die Möglichkeit, einen Antigen-Schnelltest durchführen zu lassen. Das entspricht 13,5 Prozent der exakt 1.735.034 testberechtigten Wienerinnen und Wiener (Bevölkerung ab sechs Jahren), wie ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) mitteilte. Die Kapazitätsgrenzen wurden somit nicht erreicht, wie Militärkommandant Kurt Wagner ausführte. Denn konzipiert war die Aktion in Wien für bis zu 1,2 Mio. Menschen.

Man hätte sicher auch das Drei- oder Vierfache an Menschen betreuen können, zeigte er sich überzeugt. „Es sind leider zu wenige in Wien gewesen, ich hoffe, bei den nächsten Tests werden es mehr sein“, sagte die Präsidentin des Samariterbundes Wien, Susanne Drapalik. Die Vorbereitungen für den zweiten Durchgang im Jänner laufen bereits – mehr dazu in wien.ORF.at.

Cov-Massentests in Wien
APA/Georg Hochmuth
In Wien beteiligten sich 13,5 Prozent der Berechtigten

Im Burgenland sind die Massentests noch im Gange. Die Möglichkeit sich testen zu lassen, besteht bis Dienstag. Bis Montag um 9.00 Uhr machten 59.599 Burgenländerinnen und Burgenländer einen freiwilligen Antigen-Schnelltest. 82 Testergebnisse fielen positiv aus, das sind 0,14 Prozent der bisher ausgewerteten Schnelltests – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

NÖ: Mehr als ein Drittel nahm teil

Bei den flächendeckenden Coronavirus-Untersuchungen in Niederösterreich wurden am Wochenende 834 positive Antigen-Tests gezählt. Das entsprach einer Rate von 0,15 Prozent. Insgesamt 573.704 Personen – inklusive der zuvor erfolgten Untersuchungen bei Lehrpersonal und Exekutive – ließen sich nach vorläufigem Stand der Auswertung einen Abstrich entnehmen, was bei rund 1,5 Millionen Berechtigten eine Teilnahmequote von rund 37,8 Prozent bedeutete. 834 oder 0,15 Prozent davon brachten ein positives Resultat. Die Teilnahmequote beträgt nach dieser Rechnung 37,77 Prozent.

Am Wochenende allein nahmen nach Angaben des Dashboards von Notruf Niederösterreich im Bundesland insgesamt 542.960 Personen an den flächendeckenden Untersuchungen teil. Bei 1.519.417 Berechtigten bedeutete das eine Quote von 35,73 Prozent. 770 der Antigen-Tests oder 0,14 Prozent waren positiv. Die grundsätzlich abgeschlossenen Flächentests dauern in Wiener Neustadt noch bis Dienstag – mehr dazu in noe.ORF.at.

Zwei Millionen Teilnehmer

In fast allen Bundesländern sind am Sonntagabend die CoV-Massentests zu Ende gegangen. Nur in Oberösterreich und im Burgenland wird noch getestet. Der Andrang zu den Tests blieb unter den Erwartungen, es wurden aber laut Angaben bisher mehr als 4.000 positive Ergebnisse gemeldet. Das Gesundheitsministerium prüft indes „Anreizsysteme“.

Finale auch in Steiermark, Salzburg und Kärnten

Auch in der Steiermark wurden am Sonntagabend die zweitägigen Massentests beendet. Insgesamt wurden 248.232 Antigen-Tests abgenommen, sagte der für die Organisation der Tests verantwortliche Harald Eitner von der Fachabteilung für Katastrophenschutz und Landesverteidigung am Abend auf APA-Anfrage. Gerechnet auf die Bevölkerung in der Steiermark über sechs Jahre, das sind 1,2 Millionen Menschen, kommt man auf eine Beteiligung von 20,7 Prozent – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Laut Experten müsse das System überdacht werden. Die Stadt Graz will ihre Teststrategie ändern und in der Messehalle eine Dauerteststation einrichten – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Cov-Massentests in Graz
APA/Erwin Scheriau
Rund ein Fünftel des Steirerinnen und Steirer nahm an den Tests teil

An den Massentests in Salzburg nahmen laut Behörden in den vergangenen Tagen landesweit rund 125.000 Personen teil. Knapp über 500 waren beim Schnelltest positiv – das entspricht rund 0,4 Prozent. Am Montag konnten sich nun noch die 5.330 Menschen in den Seniorenwohnhäusern und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen testen lassen – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Die erste Bilanz der Massentests in Salzburg fällt durchwachsen aus. Die erhoffte Zahl wurde nicht erreicht, vor allem junge Menschen blieben zu Hause – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Was soll sich bei Massentests ändern?

Wie Massentests in Zukunft ablaufen müssten und welche Anreize es geben sollte, erläutert Florian Petautschnig aus der ORF-Wissenschaftsredaktion.

Rund 106.000 Kärntnerinnen und Kärntner beteiligten sich laut vorläufigem Stand an insgesamt drei Tagen an den Massentests. In acht Gemeinden waren die Massentests allerdings witterungsbedingt abgesagt worden – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Das Land zeigte sich mit einer Rate von rund 19 Prozent bei den Massentests zufrieden, denn es gebe ja zusätzlich die Berufsgruppentests. So gesehen betrage die Testrate rund 30 Prozent, hieß es – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Oberösterreich verlängert kostenlose Tests

Seit Beginn der Massentests in Oberösterreich ließen sich laut vorläufigem Stand rund 271.000 von 1,2 Millionen infrage kommenden Personen testen. Bisher wurden etwa 1.020 positive Ergebnisse bei dem Screening entdeckt. Das entspricht einer Rate von 0,38 Prozent. Die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher haben noch am Montag die Möglichkeit, sich im Zuge der Massentest auf CoV testen zu lassen. Danach soll es weiter ein freiwilliges und kostenloses Testangebot für die Weihnachtsfeiertage geben, wie das Land am Sonntagnachmittag ankündigte.

Cov-Massentests in Linz
Fotokerschi.at/Kerschbaummayr
Der Linzer Bürgermeister Luger plädiert für eine neue Teststrategie

Landeshauptmann Thomas Stelzer und Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (beide ÖVP) hätten den Krisenstab mit der Erarbeitung eines Konzepts beauftragt. Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) sprach sich für permanente freiwillige Teststraßen aus. Es sei eine neue Teststrategie erforderlich, nachdem die Zahl der Testwilligen bei den Massentests weit hinter den Erwartungen zurückbleibe. „Jetzt schon Stichtage für die nächsten Testungen festzulegen grenzt an Realitätsverweigerung“, so Luger – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Foitik sieht zwei Strategien

Tiroler und Tirolerinnen können sich ab dem 19. Dezember bis ins Jahr 2021 hinein „dauerhaft und kostenlos“ testen lassen. Auch Salzburgs Politik überlegt, die freiwilligen Tests zu verlängern. Von den gekauften Kits seien noch viele übrig, heißt es – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Im Burgenland wird noch bis Dienstag bei 25 fixen Stationen und zwei Testbussen, die neun Gemeinden anfahren, getestet.

Foitik für einfache Tests

Der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, Gerry Foitik, sagt, je einfacher die Tests sind, desto eher funktionieren sie. „Wenn wir ein coronafreies Österreich haben wollen, werden wir 70 Prozent der Bevölkerung impfen müssen“, so Foitik.

Der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, Gerry Foitik, sagte in der ZIB2, es gebe zwei Strategien gegen die Pandemie: einerseits, sich komplett zu isolieren, andererseits eine Kombination aus „testen, testen, testen“ im Jahr 2020 und „impfen, impfen, impfen“ 2021. Diese Maßnahmen müssten „möglichst großflächig, möglichst unmittelbar“ und möglichst breit angewandt werden. Für eine intensive Teststrageie gebe es mittlerweile ausreichen Kapazitäten. Die Frage der Freiwilligkeit müsse von der Politik beantwortet werden, so Foitik.

Opposition kritisiert Regierung

Kritik kommt von der Opposition: SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch sieht in der geringen Beteiligung an den Massentests einen weiteren Beweis für „das miserable CoV-Management der türkis-grünen Regierung. Die Regierung hat ihr selbst gestecktes 60-Prozent-Beteiligungsziel nicht einmal ansatzweise erreicht – und sie hat sich die Schuld dafür selbst zuzuschreiben.“ Die geringe Testbeteiligung müsse für die Regierung auch hinsichtlich der so wichtigen CoV-Schutzimpfungen ein Alarmsignal und vor allem ein Weckruf sein.

Auch NEOS ist kritisch. „Eine Pandemie bekommt man nicht mit Zuckerbrot und Peitsche und einer Gutsherrenpolitik nach dem Motto ‚Böse Untertanen gehören bestraft, die braven belohnt‘ in den Griff. Eine Pandemie erfordert einen gut durchdachten Plan und vor allem Kommunikation auf Augenhöhe“, so NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker. Es sei nicht zielführend, Menschen mit Geschenken zum nächsten Massentest zu locken. NEOS tritt für einen Ausbau des Testangebots in Betrieben, bei Ärzten, in Apotheken und an zentralen Plätzen – etwa auf Bahnhöfen, in Einkaufsstraßen und auf Marktplätzen – ein.