Ende Jänner 2021 werde das Paket für die inhaltliche Ausgestaltung der Pflegereform fertiggestellt sein, sagte Anschober. Danach wolle er eine „Zielsteuerungskommission“ einrichten, die mit Ländern, Gemeinden und Trägerorganisationen darüber verhandelt, welche Gesetzesänderungen und welche 15a-Verträge es zur Umsetzung der Reform braucht. „Auch die immer wieder kritisierten unterschiedlichen Standards wollen wir überwinden“, so Anschober.
Als größte Herausforderung sieht Anschober die Schließung der drohenden Personallücke im Pflegebereich. Es gehe darum, in den nächsten Jahren durch entsprechende Anreize 100.000 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Pflegeberuf zu gewinnen. Das sei „eine gigantische arbeitsmarktpolitische Chance“, so Anschober.

„Wir brauchen viele, viele“
Der Sozialminister nannte in diesem Zusammenhang zwei Problemfelder: Erstens seien von den derzeit 127.000 Pflegekräften mehr als 30 Prozent über 50 Jahre alt und würden in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen. Zweitens gehe es in Zusammenhang mit dem demografischen Wandel einer stetig alternden Gesellschaft um das Recht jeder und jedes Einzelnen, die zusätzlich geschenkten Lebensjahre gut und in Würde verbringen zu können. Das bedeute, „wir brauchen viele, viele neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Anschober.
Beruf soll attraktiver werden
Die Attraktivität des Pflegeberufs solle daher erhöht werden, und zwar durch Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der Weiterbildung und Qualifizierung sowie der gesundheitsfördernden Begleitung bei Belastungen der Betroffenen. Das habe auch eine SORA-Umfrage gezeigt. Die Zufriedenheit im Beruf sei nämlich „überraschend groß“, sagte Anschober, auch das Geld stehe bei den Pflegekräften nicht im Vordergrund, 68 Prozent würden sich mit der Gehaltssituation zufrieden zeigen.
Vielmehr wünschen sich laut Anschober fast alle im Pflegeberuf Tätigen mehr Zeit für die Pflege der Älteren. Mit stärkerer Digitalisierung und Entbürokratisierung der Pflegebranche wolle er auch hier Maßnahmen ergreifen. Zudem setzt Anschober auf Umschulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitslose und Berufsumsteiger sowie das Zurückholen von bereits ausgebildeten Pflegekräften. 30.000 Personen haben ihm zufolge eine einschlägige Ausbildung, ohne derzeit im Pflegebereich tätig zu sein.
Aschbacher setzt auf Ausbildungsplätze
Für den Koalitionspartner ÖVP unterstrich Arbeitsministerin Aschbacher am Montag den „enormen Bedarf im Gesundheits- und Pflegebereich“. Um nach der aktuellen Coronavirus-Krise wirtschaftlich wieder durchstarten zu können, müsse jetzt mit Aus- und Weiterbildung begonnen werden, um die Menschen dann in Beschäftigung zu bringen. 700 Millionen Euro würden dafür investiert, kündigte die Arbeitsministerin an.
Ausbildungsplätze für Pflegejobs
Im Pflegebereich seien heuer bereits 7.000 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen worden, sagte Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP). Auch Arbeitslose sollen als Pflegekräfte gewonnen werden.
„Wir brauchen ihre Bereitschaft, wir brauchen ihre Expertise und wir brauchen ihre nachhaltige Motivation, mit Menschen und für die Menschen und auch für das System in Österreich zu arbeiten“, sagte Aschbacher. Heuer sei es gelungen, bereits rund 10.000 Menschen für eine Schulung im Pflegebereich zu gewinnen. Allein im Oktober seien es über 2.000 gewesen, so Aschbacher. Sie sagte, dass es wichtig sei, in Umschulung für alle Menschen, die in der Coronavirus-Krise arbeitslos geworden sind und sich für den Pflegeberuf interessieren, zu investieren.
Im Rahmen der „Joboffensive“ habe die Regierung 7.000 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen, so die Arbeitsministerin: zum einen für die Ausbildung zu Heimhilfe und Pflegeassistenz und zum anderen für die Ausbildung zum Diplomsozialbetreuer. Auch Arbeitslose sollen für Jobs im Pflegebereich motivieren werden, sagte Aschbacher und verwies in diesem Zusammenhang auch auf den Bildungsbonus von 180 Euro im Monat zusätzlich zum Arbeitslosengeld für die Dauer der Ausbildung. Diese sei direkt über AMS-Kurse und AMS-Implacement-Stiftungen in fast allen Bundesländern möglich. „Es gibt noch freie Plätze“, so Aschbacher.