Umfrage: Zweiter Lockdown belastete Familien noch stärker

Die Belastung für Familien ist im zweiten Lockdown noch einmal deutlich gestiegen. Bei einer österreichweiten Umfrage von SORA im Auftrag des Momentum Instituts gaben 58 Prozent der Familien an, dass sie stark belastet waren.

Während des ersten Lockdowns im Frühjahr waren es noch 46 Prozent gewesen. „Unter den Müttern sind es mit fast zwei Dritteln deutlich mehr als unter den Vätern“, sagte Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts.

Obwohl die Betreuungseinrichten während des zweiten Lockdowns offen waren, wurden über 70 Prozent der Kinder zu Hause betreut. Das habe vor allem Frauen belastet, da diese nach wie vor die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung tragen. „Jede dritte befragte Frau arbeitete frühmorgens oder abends, jede zehnte sogar in der Nacht“, sagte Blaha heute bei einem Onlinepressegespräch.

Besonders viel Druck auf bildungsferne Familien

Der Unterricht zu Hause war laut Umfrage besonders für Kinder aus bildungsfernen Familien problematisch: Gleich rund 40 Prozent der Eltern mit Pflichtschulabschluss oder Lehre gaben an, ihren Nachwuchs nicht optimal beim Lernen unterstützen zu können.

Hinzu kam, dass flexible Arbeitszeiten und Homeoffice „nach wie vor hauptsächlich höheren Bildungsschichten vorbehalten blieben“, sagte SORA-Experte Paul Ringler. Arbeiter erfuhren hingegen deutlich weniger Unterstützungsbereitschaft bei der Kinderbetreuung durch ihre Arbeitgeber.

Einkommensverluste spürbar

Der neuerliche Lockdown hatte auch wirtschaftliche Folgen – und wiederum waren hier schwächere Familien am meisten betroffen. In der Arbeiterschicht stieg die Arbeitslosigkeit vom ersten zum zweiten Lockdown auf 14 Prozent. Rund die Hälfte der Familien beklagte Einkommensverluste, vor allem die Einkommensschwächsten.

Das Momentum Institut empfahl auf Basis der Befragung einen Maßnahmenmix auf Bundes- und Länderebene. Eine höhere Familienbeihilfe oder der Verzicht auf Elternbeiträge in Schulen, Kindergärten und Horten könnte gerade einkommensschwache Familien entlasten. Zudem sollte das Arbeitslosengeld von derzeit 55 Prozent auf 70 Prozent erhöht werden.

Für die repräsentative Studie wurden von 19. bis 27. November österreichweit 685 Eltern von Kindern unter 15 Jahren befragt und mit den Ergebnissen der ersten Umfrage aus dem April verglichen.