Cov-Massentests in Innsbruck
APA/EXPA/Johann Groder
IHS-Chef

Zugang zu Massentests „einfach machen“

Dass viel weniger Menschen als von der Regierung erwartet an den Massentests teilgenommen haben, hat für den IHS-Chef und Verhaltensökonom Martin Kocher mehrere Gründe: Unter anderem sei die Maßnahme sehr kurzfristig angekündigt worden. Damit die nächste Runde erfolgreicher wird, sei vor allem zweierlei nötig, zeigte sich Kocher in der ZIB2 überzeugt.

Einerseits müsse die Kommunikation von der Politik klar und durchgängig sein. Hier hatte es im Vorfeld nach der überraschenden und kurfristigen Ankündigung der Testungen durch ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz tagelang widersprüchliche Aussagen der Politik vom Bund bis zu den Bürgermeistern – ob über die Sinnhaftigkeit, aber auch über die praktische Durchführung – gegeben. Die Massentests waren öffentlich angekündigt worden, ohne dass sie politisch mit den Ländern akkordiert, geschweige denn organisiert waren.

Ein zweiter wichtiger Faktor nach Ansicht Kochers ist, dass der Zugang zu den Massentests „möglichst einfach gemacht wird“. Das sei erst recht in Zeiten wichtig, in denen die Menschen ohnehin bereits „gefordert sind“. Teilweise war es Voraussetzung für die Teilnahme, dass man sich vorher online anmeldete, während eine telefonische Anmeldung nicht möglich war. Wichtig sei es, dass öfter und laufend getestet werde und dass die Zugangschwelle niedrig sei.

IHS-Chef zu Anreizen für Tests und Impfung

Weder die Test- noch die Impfbereitschaft ist in Österreich sonderlich ausgeprägt. Wie man die Menschen dennoch motivieren könnte, erklärte IHS-Chef Martin Kocher, zugleich Verhaltensökonom, in der ZIB2.

All das ist aus Kochers Sicht „viel wichtiger“ als Anreize, auch wenn er einräumte, dass etwa Gutscheine eine Möglichkeit sein könnten, um die Beteiligung zu erhöhen. Dabei gab er zu bedenken: Positive Anreize würden mittel- und langfristig jedenfalls besser greifen, als etwa drohende Nachteile im Falle des Nichtmitmachens in Aussicht zu stellen.

Debatte über „Anreizsystem“

Zuvor war bekanntgeworden, dass das Gesundheitsministerium für die zweite Testreihe von 8. bis 10. Jänner „Anreizsysteme“ überlegt, um dann mehr Leute in die Teststraßen zu bekommen. So erwägt etwa auch Niederösterreich ein derartiges System. Der stellvertretende Landeshauptmann Stephan Pernkopf (ÖVP) sprach am Montag im Ö1-Morgenjournal von möglichen „positiven Konsequenzen“, lehnte aber die Auszahlung von Geld ab. „Ich bin nicht dafür, dass man Hausverstand und Eigenverantwortung durch Bargeld ersetzt, das wäre der falsche Weg.“

Wichtig sei in Sachen Anreiz ein „richtiger Mix je nach Infektionslage pro Bezirk“. Die angesprochenen positiven Konsequenzen könnten so aussehen: „Wer sich regelmäßig testen lässt, hat gewisse Erleichterungen.“ Schritte in diese Richtung sollten im Laufe der Woche „ausführlich diskutiert werden“, kündigte Pernkopf an. Aus dem Gesundheitsministerium hieß es dazu am Sonntag, „Anreizsysteme“ würden geprüft. Der Salzburger Landeshauptmann Wielfried Haslauer (ÖVP) sagte in der ZIB2, die Bundesregierung werde sich überlegen, „ein Anreizsystem zu schaffen, eine bessere Motivationslage, damit noch mehr Menschen hinkommen“.

Anschober: Angebote werden überlegt

Anschober hält eine „offensive Einladung“ grundsätzlich für einen guten Schritt, man dürfe aber nicht übersehen, dass in vielen Betrieben regelmäßig getestet werde. „Angebote überlegen wir und überprüfen wir“, so Anschober in der Pressekonferenz. Welche, sagte Anschober allerdings nicht. „Ein Gratisangebot ist eigentlich der beste Anreiz“, so der Minister weiter.

Konkreteres war dem „Kurier“ (Sonntag-Ausgabe) zu entnehmen, wo eine Belohnung von 50 Euro kolportiert wurde. „Österreich“ zitierte Kurz mit der Aussage, bei den nächsten Massentests ab 8. Jänner könnten sich Bewohner von Gebieten mit einer besonders hohen 7-Tage-Inzidenz von einer Quarantäne „freitesten“.

In Hinblick auf die Impfung zeigte sich Kocher übrigens skeptisch, was Anreize betrifft. Das könnte problematisch sein: Die Menschen könnten das Gefühl bekommen, es brauche die Anreize, damit mehr Menschen impfen gehen. Der Ökonom rechnet vielmehr damit, dass ohnehin „der Anreiz, sich impfen zu lassen, sehr hoch“ sein wird. Einer Umfrage von Meinungsforscher Peter Hajek im Auftrag von APA und ATV ergab zuletzt, dass derzeit nur knapp ein Fünftel sich impfen lassen will.