Porträt von Ludwig van Beethoven von Joseph Karl Stieler
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Beethoven-ABC

R wie Rheinländer

Wenn Beethoven vor 250 Jahren in Bonn getauft wurde, dann bleibt die Erinnerung, dass Beethoven länger in der Stadt am Rhein gewirkt hat als etwa Mozart in Wien. Der Rheinländer ist Beethoven auch in Wien als Vertreter der Wiener Klassik geblieben. Gern hat er sich mit einem Zirkel alter Bonner Freunde umgeben. Und auch in Wien ist er mit seiner schroffen rheinischen Art angeeckt, wie der Buchstabe R – und der Rheinländer Michael Korstick verraten.

„Dieses Exzessive, manchmal Gewalttätige, Brutale, ja, manchmal fast Vulgäre bei Beethoven“, fragt der gebürtige Kölner Michael Korstick, sei das zu verurteilen? In Wien habe man mit Beethoven gefremdelt – und er ebenso mit den Wienern, weil er sich nicht immer verstanden, oder vielleicht müsste man besser sagen: richtig gelesen gefühlt habe.

Beethoven-ABC: R wie Rheinländisch

R wie Rheinländisch

„Der Rheinländer als solcher mag auf den ersten Blick manchmal grob, auch manchmal vulgär wirken, aber in Wirklichkeit ist der Rheinländer ein herzensguter Mensch“, so Korstick über die Wesenszüge seiner Herkunftsregion.

Beethoven von A bis Z

Das gesamte bisherige Beethoven-ABC

„Beethoven konnte aus blauem Himmel heraus einen Wutanfall erleiden“, so Korstick weiter – und das habe schon mal in erboste Wutbriefe gemündet: da sei es vorgekommen, dass Beethoven einem Adlaten an einem Tag geschrieben habe „Du bist ein falscher Hund, falsche Hunde hole der Schinder“, um am folgenden Tag einen zuckersüßen Brief mit dem Ausdruck des Bedauerns nachzusetzen.

„Jeder sprach seinen Dialekt“

„Man darf ja nicht vergessen, es gab damals kein Fernsehen. Das Fernsehen ist ein ganz wichtiger, wichtiger Faktor in der Gleichmachung der Sprache. Wenn man irgendwo in Deutschland oder auch in Österreich ins Fernsehen schaut, wird ja Hochdeutsch gesprochen, das ist der Standard. Und man ist dann auch in der Lage, wenn man verreist, als lokales Gewächs sich irgendwie über das Hochdeutsche dann der neuen Lokalität anzupassen“, so Korstick. Zu Beethovens Zeit sei das mal eben anders gewesen, da habe jeder in seiner Herkunftsmundart geredet. Von Joseph Haydn ist ja ebenso überliefert, dass er sich hauptsächlich im Dialekt Niederösterreichs auszudrücken wusste.

Manches vom ungehobelten Rheinländer sei auch in seiner Musik ungefiltert durchbrochen, danach aber wieder „sehr in den Kontext integriert“. "Man versteht immer, warum das so ist, lacht Korstick: „Und ich glaube, dass Beethoven durchaus lieb gewesen wäre, hätten die Leute auch im richtigen Leben verstanden, warum bei ihm manche Dinge so waren, wie sie halt waren“.

Hinweis: Die Gesamteinspielung der Beethovenschen Klaviersonaten von Michael Korstick soll ab Ende Jänner wieder bei Naxos zur Verfügung stehen.