Eine Person mit Handschuhen hält Schachteln mit Covid-19-Impfstoffen
AP/Jae C. Hong
Warten auf Zulassung

Erste Impfungen Ende Dezember möglich

Angesichts der auf EU-Ebene vor Weihnachten erwarteten Zulassung eines Coronavirus-Impfstoffs könnte in Österreich noch heuer die erste Impfphase anlaufen. Der CoV-Sonderbeauftragte im Gesundheitsministerium, Clemens Martin Auer, erwartet unmittelbar nach erfolgter Zulassung die erste Lieferung – und dann werde man „sofort impfen“.

Auer verwies am Mittwoch auf die Vertragsverpflichtungen der Hersteller Pfizer und Biontech und die „unmittelbar“ nach erfolgter Zulassung in Österreich erwartete erste Tranche von 10.000 Impfdosen. Was das mögliche Lieferdatum betrifft, erwarte er diese Dosen "am 23., am 24. oder feiertagsbedingt irgendwann um den 28. Dezember.

Eine mögliche frühere Zulassung mache für Österreich keinen Unterschied, sagte Auer gegenüber dem Ö1-Morgenjournal, vielmehr habe man auch für diesen Fall Vorkehrungen getroffen: Alles stehe für einen Impfstart bereit, wobei die ersten Impfungen in ausgewählten Pflegeheimen in Wien und Niederösterreich erfolgen sollen.

240.000 weitere Dosen sollen im Jänner folgen

Geliefert werde erst bei erfolgter Zulassung. Man wolle „nicht die Katze im Sack kaufen“. Somit „braucht es eine ordentliche Zulassung, dann wissen wir, dass das funktioniert, und dann wird auch geliefert“. Auf die Frage, wie viele Menschen in der ersten Phase geimpft werden können, verwies Auer erneut auf die 10.000 Dosen der ersten Liefertranche.

900.000 Impfdosen von Biontech und Pfizer sollen im Verlauf des ersten Quartals 2021 für Österreichs Bevölkerung zur Verfügung stehen, berichtete Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nach dem Gespräch mit Vertretern der Firma Pfizer am Mittwoch. Es sollen 240.825 Dosen im Jänner, 331.500 Dosen im Februar und 375.375 im März folgen. „Die Vorbereitungen zum Einsatz des Impfstoffs in Österreich laufen auf Hochtouren“, sagte Kurz.

Erste Zielgruppen seien Bewohnerinnen und Bewohner in Alters- und Pflegeheimen und das Personal dieser Heime, so Auer. Die ersten für die Impfungen vorgesehen Pflegeheime seien noch „nach logistischen Gesichtspunkten ausgesucht worden“, das betreffe nur die erste Tranche. Alle anderen Lieferungen „werden über ganz Österreich verstreut, und wir werden parallel ganz Österreich impfen“.

EU-Kommission will bis 23. Dezember entscheiden

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) will am 21. Dezember ihr Gutachten über die Zulassung für das Vakzin der Unternehmen Biontech und Pfizer vorlegen. Nach einer positiven Empfehlung der EMA werde die EU-Kommission dann „innerhalb von zwei Tagen“ über die Marktzulassung befinden, wie ein Sprecher am Mittwoch in Brüssel mitteilte.

Damit wird das bereits angekündigte Schnellverfahren nochmals um einen Tag verkürzt. Normalerweise dauert ein solches Verfahren von der EMA-Empfehlung bis zur Marktzulassung laut Kommission 67 Tage. Die EMA hatte am Dienstag den Termin für ihre mögliche Zulassungsempfehlung um rund eine Woche auf Montag vorgezogen.

Kurz: Je früher, desto besser

Kurz unterstützt von der Leyen bei einem einheitlichen Impfstart. Die CoV-Impfungen sollten so rasch wie möglich beginnen, teilte Kurz am Mittwoch mit. Nach Angaben aus dem Bundeskanzleramt war Kurz am Mittwoch in Kontakt mit dem Impfstoffhersteller Pfizer und mit der Präsidentin der EU-Kommission. „Je früher wir in der EU zu impfen beginnen können, desto besser“, so der Kanzler: „Denn jeder Tag Pandemie bedeutet in Europa aktuell Tausende Tote, einen heftigen wirtschaftlichen Schaden und unzählige Menschen, die um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen.“

Von einer „großartigen Nachricht“ sprach der grüne Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Er gehe davon aus, dass nach Zulassung durch die EU-Kommission alle Mitgliedsstaaten gleichzeitig eine erste Vorlieferung des Produzenten erhalten werden. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat einen gemeinsamen Beginn der Impfungen in der gesamten Europäischen Union vorgeschlagen. „Lasst uns so bald wie möglich gemeinsam mit dem Impfen anfangen, zusammen, als 27, mit einem Start am selben Tag“, sagte von der Leyen am Mittwoch im Europaparlament.

Von der Leyen fordert EU-Impfplan

EU-Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen hat sich für einen europaweit einheitlichen Impfstart ausgesprochen.

Notzulassung in einigen Ländern

Bisher wurde der Impfstoff bereits in Großbritannien, den USA und Kanada per Notzulassung auf den Markt gebracht. Die EMA entschied sich gegen diesen Weg. Die bedingte Marktzulassung stelle sicher, so EMA-Chefin Emer Cooke, dass die Covid-19-Impfstoffe die EU-Standards für alle Impfstoffe und Arzneimittel erfüllten. Es würden keine Abstriche bei den Sicherheitsstandards gemacht. Die EMA stand zuletzt unter wachsendem Druck von EU-Regierungen, die Zulassung zu beschleunigen. Biontech und Pfizer hatten vor zwei Wochen bei der EMA einen Antrag auf eine bedingte Marktzulassung ihres Covid-19-Impfstoffs eingereicht.

Eine Impfpflicht in Österreich ist laut Regierung nicht angedacht. „Wir haben keine Notwendigkeit“, sagte Anschober dazu in einer Pressekonferenz. Stattdessen werde man auf „ehrliche, transparente Informationsarbeit“ setzen.

Weitere Zulassungen stehen an

Neben der noch im Dezember erwarteten Zulassung für den Biontech-Pfizer-Impfstoff erwartet Auer für spätestens 12. Jänner grünes Licht für den Impfstoff der US-Firma Moderna. Kurz darauf soll auch hier die erste Lieferung von 200.000 Dosen erfolgen.

Auer geht schließlich auch von einer „sehr raschen Zulassung im ersten Quartal“ des Wirkstoffes von AstraZeneca aus. Hier geht es um eine Tranche von rund zwei Millionen Dosen. Damit soll die zweite Impfplan-Phase beginnen: Impfungen für alle Personen über 65 sowie solche mit Systemrisiko in den Bereichen Bildung, Sicherheit, Justiz und in der kritischen Infrastruktur. Gefragt, ob sich bis zum Sommer alle, die wollen, impfen lassen können, sagte Auer: „Also davon bin ich ziemlich überzeugt.“

Impfbereitschaft laut Umfrage gesunken

Kurz vor der bevorstehenden Zulassung des ersten Impfstoffs sinkt einer aktuellen Gallup-Umfrage zufolge in Österreich die Bereitschaft, sich auch impfen zu lassen. Nur jeder Fünfte (22 Prozent) will sich aktuell sicher immunisieren lassen, jeder Vierte (27 Prozent) wahrscheinlich.

Die Bereitschaft zur Impfung war in der zweiten Novemberhälfte in Österreich am größten. Ein Viertel der Österreicher (25 Prozent) gab damals an, sich sicher impfen zu lassen, ein weiteres Drittel (31 Prozent) wahrscheinlich. Gestiegen ist die Skepsis seither vor allem bei Frauen: Vor einem Monat lag die Impfbereitschaft noch bei 48 Prozent, nun sank dieser Wert auf 38 Prozent.

Gleichzeitig steigt stieg die Angst der Österreicher, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken. 60 Prozent der Menschen befürchten, dass man selbst oder dass ein Familienmitglied infiziert werden könnte. Auch eine rasche Verbesserung der Situation wird offenbar nicht erwartet: Ganze 82 Prozent der von Gallup Befragten rechnen damit, dass sich die Lage noch verschlechtern (18 Prozent) oder bestenfalls so bleiben wird, wie sie ist (64 Prozent). Zum Vergleich: Anfang Oktober äußerte sich nicht einmal jeder Zweite (45 Prozent) besorgt.

Die Umfrage des Instituts wurde in Österreich von 3. bis 10. Dezember durchgeführt. Befragt wurden 1.000 Personen über 16 Jahren repräsentativ für die österreichische Bevölkerung.