Instagramvideo zeigt Sonderpädagogin Dorotea Dokic im ORF.at-Interview
ORF.at/Carina Kainz
„#unser2020“

Lichtblicke im Coronavirus-Jahr

Unter dem Hashtag „#unser2020“ wirft ORF.at einen Blick zurück auf ein Jahr, das in der Erinnerung für immer untrennbar mit dem Coronavirus verbunden sein wird. Zu Wort kommen Menschen, die Österreichs Gesellschaft am Laufen gehalten haben, und jene, die von der Pandemie besonders betroffen waren. Was sie eint, ist ein Optimismus, dem auch die Krise nichts anhaben konnte. Zudem will ORF.at wissen, wie die Leserinnen und Leser durch das Jahr gekommen sind – und wie sie sich ihre Zuversicht bewahrt haben.

Als Sonderpädagogin an einer Schule im zehnten Wiener Gemeindebezirk hat Dorotea Dokic bereits unter normalen Umständen Hürden zu meistern – ebenso ihre Schülerinnen und Schüler. „Unter dem Krisendach der Pandemie ist das noch mal schwieriger“, erzählte Dokic, die einer 19-köpfigen zweiten Mittelschulklasse – sechs Kinder haben sonderpädagogischen Förderbedarf – vorsteht.

Die Kinder, allesamt mit Migrationshintergrund, stammen aus ökonomisch schwachen Familien – „da gibt’s nicht einfach Nachhilfe oder drei Laptops, die zur Verfügung stehen“, so Dokic, die sprachliche Defizite als weitere große Herausforderung bei der „chaotischen“ Umstellung auf den Fernunterricht nennt. „Wir sind besorgt, dass wir das nicht aufholen können.“ Unzufrieden zeigte sie sich vor allem mit der Regierung, von der sie sich im vergangenen Jahr oft im Stich gelassen gefühlt habe. Viele der politischen Vorstöße hätten „mit der Schulrealität nichts zu tun“, kritisierte die Sonderpädagogin.

Dabei war in dem Krisenjahr nicht nur alles schlecht: Lobende Worte fand die Wienerin für ihre Kolleginnen und Kollegen. Das bei Lehrern sonst übliche „Einzelkämpfertum“ sei gar nicht zu spüren gewesen – vielmehr hätten sich alle gegenseitig so gut wie möglich unterstützt, sagte sie. Ähnliches habe sie bei ihren Schülern beobachtet. „Dieser Solidaritätsgedanke ist schon eine tolle Sache.“

Hinter Masken verborgenes Lächeln

Overall, Schürze, Brille, Mundschutz und Handschuhe sind immer dabei, wenn die Pflegeassistentin Regina Aichhorn ihre Klientinnen und Klienten zu Hause besucht. Die 44-Jährige arbeitet beim Wiener Sozialdienst in der mobilen Krankenpflege. Sie ist Mitglied einer „Taskforce“, die Personen mit Pflegebedarf – ältere Menschen, aber auch jüngere mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung – betreut, die am Coronavirus erkrankt sind.

Ihr Arbeitstag beginnt um 6.00 Uhr und endet oft erst gegen 19.30 Uhr. Bis zu 15 Betreuungsbesuche absolviert sie täglich. Angst und Einsamkeit plagen viele von Aichhorns Klientinnen und Klienten. „Manche haben gedacht, dass wir wegen des Lockdowns gar nicht mehr zu ihnen nach Hause kommen.“ Die Tätigkeit der Mutter bedeutete auch für die Familie Einschnitte. Seit Monaten schon beschränken die Familienmitglieder ihre Kontakte auf jeweils eine Person. „Meine Tochter hatte noch dazu Maturajahr. Für sie war das ein Auf und Ab, aber sie hat das großartig gemacht. Ich bin sehr stolz auf sie“, sagte Aichhorn.

Den sozialen Kontakt hat Aichhorn heuer besonders vermisst. „Ich bin ein sehr kommunikativer, aufgeschlossener Mensch, der gerne mit seinen Freunden unterwegs ist“, sagte sie. Das Ausgehen, der Museums- oder Kinobesuch – all das fiel heuer weg, „und das tut sehr weh“, sagte sie. Für 2021 wünscht sie sich „viele Umarmungen (…) und vor allem Lächeln. Man sieht die Leute unter den Masken auch nicht mehr lächeln.“

Gewitter und „Corona-Klassentreffen“

Die Coronavirus-Krise und der Terroranschlag in der Innenstadt – Philipp Binder blickt auf ein herausforderndes erstes Jahr als Sanitäter zurück. Der junge Wiener wurde heuer bei der Berufsrettung in der Bundeshauptstadt eingestellt. Beruflich ging damit ein Traum für ihn in Erfüllung. „Ich wollte schon immer den Menschen helfen“, sagte er. Er komme viel mit Erkrankten in Kontakt, trotz optimaler Schutzausrüstung bleibe eine „Restunsicherheit“. Gegenüber seinen Eltern hat sich Binder daher ein „strenges Besuchsverbot“ auferlegt.

Berührt hat ihn in diesem Jahr die Wertschätzung, die ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen von der Bevölkerung während der CoV-Krise, aber auch nach dem Terroranschlag entgegengebracht wurde. „Viele haben sich bedankt für das, was man leistet.“

Binder wurde heuer 20 Jahre alt. Seine Geburtstagsfeier musste er erst wegen des Einstellungsverfahrens bei der Berufsrettung verschieben, danach durchkreuzte der Lockdown seine Partypläne. In Erinnerung geblieben ist ihm sein Klassentreffen, das „Corona-Klassentreffen“, wie er es nennt, im Sommer. Statt eines Restaurantbesuchs ging es zum Wandern auf den Berg, „mit Abstand und Maske“, wie Binder sagte. Der Ausflug endete am „Fuß des Berges in einem solchen Gewitter, dass alle waschelnass waren“.

Mitmachen auf Instagram

ORF.at möchte auch seine Leserinnen und Leser vor den Vorhang holen. Wie ist das Jahr 2020 gelaufen? Was waren die Herausforderungen? Welche Momente waren besonders berührend? Einfach ein kurzes Video auf Instagram aufnehmen und mit dem Hashtag „#unser2020“ und @ORF.at versehen.