Lawrow zu Nawalny: Westen fehlen „jegliche ethische Standards“

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat dem Westen im Umgang mit dem Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny unethisches Verhalten vorgeworfen.

„Wir haben uns daran gewöhnt, dass die USA und andere westliche Länder in den Medien einfach neue Anschuldigungen in Richtung Russland verkünden – ob es nun um Hacker geht oder um eine zweifache oder sogar dreifache Vergiftung Nawalnys“, sagte Lawrow laut Agentur Interfax heute in Kroatiens Hauptstadt Zagreb.

Die Art und Weise, in der diese Anschuldigungen vorgetragen würden, zeuge vom Fehlen „jeglicher ethischer Standards bei unseren westlichen Partnern“, sagte Lawrow. Er beschwerte sich außerdem darüber, dass ein Schweigen Moskaus nach der Enthüllung angeblicher Fakten zum Fall Nawalny als Schuldeingeständnis gewertet werde.

Mehr als nur einmal vergiftet?

Lawrows Äußerungen bezogen sich offenbar auf eine Frage zu einem britischen Medienbericht, dem zufolge Nawalny im August mehr als nur einmal vergiftet worden sein soll. Diesen Bericht hatten zuvor der Kreml und auch Nawalny selbst als Unsinn zurückgewiesen.

In Russland und international derzeit deutlich mehr diskutiert wird ein Video, das Nawalny am Montag auf Grundlage von Recherchen eines Netzwerks internationaler Medien und eigener Daten veröffentlicht hatte. In dem bis heute Nachmittag mehr als zehn Millionen Mal aufgerufenen Film beschuldigt er namentlich acht FSB-Mitarbeiter, für den Anschlag mit dem Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe verantwortlich zu sein.

Der Kreml schweigt bisher zu den Vorwürfen, Sprecher Dmitri Peskow sagte vorübergehend seine täglichen Pressebriefings ab. Auch Lawrow äußerte sich nicht explizit zu diesen Enthüllungen. Medien gingen davon aus, dass Präsident Wladimir Putin bei seiner großen Jahrespressekonferenz morgen etwas dazu sagen wird.