Glasbüste von Ludwig van Beethoven
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Beethoven 250

Dichtes Programm zum „Geburtstag“

Es ist der Höhepunkt des heurigen Beethoven-Jahres: Am Donnerstag jährt sich der Tauftag Beethovens zum 250. Mal. Etliche Kulturinstitutionen feiern den Meister zu diesem Anlass – von seiner Wirkungsstätte Wien über Baden bis zu seinem Geburtsort Bonn.

Der große Komponist wurde Mitte Dezember 1770 in Bonn geboren. Gesichert und belegt ist lediglich der Tag der Taufe am 17. Dezember. In Wien, wo er berühmt wurde und 1827 starb, kann man diesen Feiertag für Musikfreunde in einigen Ausstellungen begehen. Wegen der Coronavirus-Pandemie feiert Beethovens Geburtsstadt Bonn den 250. Geburtstag vor allem online und medial.

„Inspiration Beethoven. Eine Symphonie in Bildern aus Wien 1900“ heißt die kürzlich eröffnete Schau im Leopold Museum in Wien, die nachzeichnet, wie Beethoven in der bildenden Kunst der Jahrhundertwende zur Inspirationsquelle und zum vielgestaltigen Bezugspunkt einer um Erneuerung und Anerkennung ringenden Wiener Moderne wurde. Den Kern bildet die Rekonstruktion jenes Jugendstil-Musikzimmers, das Josef Maria Auchentaller um 1898 entwarf. Seine fünf Gemälde spiegeln die fünf Sätze der 6. Symphonie Beethovens wider. Dazu gibt es einen Exkurs über den Geniekult um Beethoven, wobei die legendäre Beethoven-Ausstellung in der Secession im Fokus steht.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Beethoven mit der Missa solemnis Ölgemälde, 1819
Beethoven-Haus Bonn
Die bekannteste Darstellung des Meisters: Beethoven mit der „Missa Solemnis“, Ölgemälde, 1819
John Baldessari (1931–2020) Beethoven’s Trumpet (with Ear)
KHM-Museumsverband
John Baldessari: „Beethoven’s Trumpet (with Ear) Opus # 133“ (2007) im KHM
Anselm Kiefer (*1945) Über uns der gestirnte Himmel, in uns das moralische Gesetz
Anselm Kiefer
Beethoven im Dialog mit der Gegenwart im KHM. Anselm Kiefer: „Über uns der gestirnte Himmel, in uns das moralische Gesetz“ (1969–-2010)
Ein an der Decke montiertes Flügelklavier
KHM-Museumsverband
Rebecca Horns Auseinandersetzung mit Beethovens Hammerklavier: „Concert for Anarchy“ (1990)
Ludwig van Beethoven (1770–1827) Skizzen zu den Streichquartetten (F-Dur, e-Moll, C-Dur) op. 59
Wien, Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Archiv – Bibliothek – Sammlungen
Ludwig van Beethoven (1770–-1827): Skizzen zu den Streichquartetten (F-Dur, e-Moll, C-Dur) op. 59 (1804)
Fidus (Hugo Höppener), Entwurf für einen Beethoven-Tempel, in: Jugend. Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, 1903
Leopold Museum, Wien, Foto: Leopold Museum, Wien/Manfred Thumberger
Fidus (Hugo Höppener), Entwurf für einen Beethoven-Tempel, 1903 im Leopold Museum
Das Beethoven-Musikzimmer von Josef Maria Auchentaller in der Villa Scheid in Wien, 1899
Privatsammlung, Foto: Luca Pedrotti, Bozen
Das Beethoven-Musikzimmer von Josef Maria Auchentaller in der Villa Scheid in Wien, 1899

Zu Beethoven kann man sich auch im Kunsthistorischen Museum (KHM) Wien kundig machen, wobei „Beethoven bewegt“ neben kostbaren Autografen wie jenem zur 5. Symphonie und einem Hörrohr aus Beethovens Besitz künstlerische Positionen mit Beethoven konfrontiert: von Francisco Goya über William Turner und Auguste Rodin bis Anselm Kiefer und Rebecca Horn. Die Ausstellung ist durch mächtige Einbauten in den alterwürdigen Räumen des Hauses gestaltet. Wie einzelne Sätze einer Symphonie sind diese Themenareale scheinbar unverbunden und doch in der Gesamtschau aufeinander bezogen.

Götterfunken physisch und digital

Die Schau „Beethoven. Menschenwelt und Götterfunken“ im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek wurde bis 10. Jänner 2021 verlängert. Führungen wurden aufgrund der CoV-Bestimmungen ausgesetzt, doch am Donnerstag um 18.00 Uhr gibt es eine Onlineführung. Im Portal „Beethoven Digital“ sind zudem alle Objekte mit direktem Bezug zu Beethoven, die in den Archiven der Nationalbibliothek verwahrt werden, eingescannt zugänglich.

Auch das Wiener Beethoven Museum in der Probusgasse 6, wo der Meister 1802 das „Heiligenstädter Testament“ verfasste, ist geöffnet und genauso einen Besuch wert wie das Haus der Musik, wo man Beethoven in der den große Meistern gewidmeten Etage interaktiv nahekommen kann.

Keine Öffnungszeiten hat dagegen die Onlineausstellung der Österreichischen Mediathek: Unter dem Titel „Beethoven.vor.Ort“ lädt man zu einer virtuellen Entdeckungsreise zu den Wohn-, Arbeits- und Aufführungsorten des Komponisten. Für die Schau wurden Schellackeinspielungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts digital (neu) aufbereitet und im Audiovisuellen Atlas Wiens verortet.

Klänge in der Badener Innenstadt

In der „Beethovenstadt Baden“, wo der Komponist viele Sommer verbrachte, wird die weihnachtlich geschmückte Innenstadt ganztägig mit Beethovens Musik beschallt. „Passantinnen und Passanten können mit sicherem Abstand den berühmten Klängen lauschen. Auch die Europahymne, die teilweise in Baden komponiert wurde, wird zu hören sein“, heißt es in einer Aussendung.

Am Hauptplatz ist das Beethovenhaus Baden und auch die Ausstellung „Mythos Ludwig van“ im Kaiserhaus geöffnet, wo auch das historische Hammerklavier zu sehen ist, auf dem Beethoven während seiner Baden-Aufenthalte wiederholt gespielt hat.

Beethoven auf Abstand

Seit 1. Dezember präsentiert ORF.at jeden Tag einen Buchstaben aus dem Beethoven-ABC. ORF III strahlt in der Sendung „Kultur heute“ Highlights des ABC aus. Auf Ö1 gibt es unterdessen einen umfangreichen Schwerpunkt zum Beethoven-Jahr.

Der nächste Höhepunkt im ORF-Spezialprogramm zu Beethoven kommt am 23. Dezember um 20.15 Uhr in ORF2, wenn das Historiendrama „Louis van Beethoven“ von Niki Stein mit Tobias Moretti in der Titelrolle Premiere feiert. Am Neujahrstag präsentiert ORF2 um 17.05 Uhr die ORF-Wien-Dokumentation „Genie, Rebell, Revolutionär – Beethoven in Wien“.

Der Meister aus Bonn

So gerne man Beethoven in Wien und Baden eingemeindet, so leicht vergisst man, dass er Rheinländer war – und 21 Jahre seines Lebens in Bonn zubrachte. Schließlich sei Beethoven, so der Beethoven-Interpret- und -Spezialist Michael Korstick im zweiten Kapitel des Beethoven-ABC von ORF.at, stets der sture, störrische und auch mitunter undiplomatische Rheinländer geblieben, auch in Wien.

Beethoven-ABC: B wie Bonn

B wie Bonn

In seiner Heimatstadt feiert man das Vierteljahrtausend Beethovens mit einem Konzert in der Bonner Oper: Dirigent Daniel Barenboim wird mit seinem West-Eastern Divan Orchestra die fünfte Sinfonie aufführen, außerdem spielt Barenboim das dritte Klavierkonzert. Die Aufführung wird ab 20.15 Uhr auf 3Sat übertragen und gestreamt. Die Festrede hält der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Geiger Daniel Hope führt als Moderator durch den Abend.