Jeremy-James Janisch im ORF.at-Interview
ORF.at/Carina Kainz
„#unser2020“

Wie Jugendliche durch die Krise kommen

Große Einsamkeit und Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt: Gerade für junge Erwachsene und Jugendliche ist die Pandemie zur Belastungsprobe geworden. Im Rahmen der ORF.at-Serie „#unser2020“ berichten zwei junge Menschen und eine Jugendsozialarbeiterin, womit sie im Jahr 2020 zu kämpfen hatten – und vor allem auch, was und wer ihnen heuer Trost spendete.

Depressionen und Panikattacken – den 19-jährigen Jeremy-James Janisch hatte das Herunterfahren des gesellschaftlichen Lebens im März schwer belastet. „Das ständige Zu-Hause-Sein“ sei die größte Herausforderung für ihn gewesen, erzählt der junge Einzelhandelskaufmann. „Mein Problem ist, ich brauche den Kontakt zu Menschen.“ Auch die Sorge um mehrere Familienmitglieder mit Vorerkrankungen hatte ihn angesichts der Coronavirus-Pandemie verunsichert.

Dass er inzwischen besser mit der Ausnahmesituation zurechtkommt, habe er vor allem seiner Mutter zu verdanken – „weil wir jetzt viel mehr reden“. Bei seiner Mutter in Niederösterreich habe er im Lockdown auch viel Zeit verbracht, so der Wiener. „Da sind viele Felder und Wälder, da hatte ich die Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen und nicht durchgehend alleine in der kleinen Wohnung zu sein“, erinnert er sich. „Man findet auch in so schweren Zeiten zur Familie zurück.“

Dem 19-Jährigen ist es nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen Erfahrungen ein Anliegen, andere Menschen, die mit psychischen Probleme zu kämpfen haben, dazu zu motivieren, sich Hilfe zu suchen: „Es ist manchmal schwer, zu Menschen hinzugehen und zu sagen: ‚Ja, ich brauche deine Hilfe.‘ Es reicht aber auch oft schon ein Telefonat.“

„Eine wahnsinnige Belastung“

Über die Nöte und Ängste vieler Jugendlicher – wie jene des 19-Jährigen – weiß auch die Jugendarbeiterin und Leiterin des Jugendtreffs Donaustadt, Martina Liska, bestens Bescheid. Jugendzentren stellen für viele junge Menschen eine wichtige Anlaufstelle dar – zum Austausch, zur Beratung und besonders auch in Krisensituationen.

„Im Jugendalter ist die Gruppe das Wichtigste. Man muss sich messen, man muss sich mit Freunden treffen. Wenn das wegfällt, ist das eine wahnsinnige Belastung für Jugendliche“, so Liska. „Wir haben mit einigen Jugendlichen Kontakt gehabt, denen es in der Corona-Krise psychisch sehr schlecht gegangen ist. Das sind oft auch Jugendliche, die gar niemanden haben, an den sie sich wenden können“, sagt Liska.

Doch gerade solchen konnte man zu Beginn der Pandemie nur schwer helfen. „Die Jugendarbeit, wie wir sie kannten, war einfach gar nicht mehr möglich“, so Liska. Was sonst von Angesicht zu Angesicht ablief, musste von heute auf morgen in die virtuelle Welt verlagert werden. „Das war ganz schwierig“, erzählt sie – im zweiten Lockdown habe jedoch vieles besser funktioniert. Es gibt aber auch etwas, woran Liska in dem Jahr gerne zurückdenkt – Balkonkonzerte.

Ein wenig Freiheit auf dem Balkon

Ein wenig Freiheit, ein wenig Nähe, ein wenig Spaß: Gerade zu Beginn der Pandemie war der Balkon für viele das Tor zur Welt. Gemeinsam wurde gegen Langeweile und Einsamkeit angesungen, Helferinnen und Helfern wurde applaudiert. Lichtblick im Ausnahmejahr 2020 waren die Balkonkonzerte auch für die 18-jährige Larissa Dedek. „Bei uns war das sehr schön, weil jeder mitgemacht und mitgesungen hat“, erinnert sich die junge Frau an die Zeit.

Positiv habe sich die Phase zudem auf den Familienzusammenhalt ausgewirkt, dieser sei noch stärker geworden, erzählt Dedek. Glück im Unglück hatte die 18-Jährige auch in beruflicher Hinsicht: Hatte sie erst Probleme beim Abschluss ihrer Lehre, so fand sie in der Krise letztlich einen Job als Contact-Tracerin beim Wiener Samariterbund.

Mitmachen auf Instagram

ORF.at möchte auch seine Leserinnen und Leser vor den Vorhang holen. Wie ist das Jahr 2020 gelaufen? Was waren die Herausforderungen? Welche Momente waren besonders berührend? Einfach ein kurzes Video auf Instagram aufnehmen und mit dem Hashtag „#unser2020“ und @ORF.at versehen.