Zeit nach Weihnachten für Wissenschaftler entscheidend

Unterschiedlich blicken Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auf die ersten Informationen zu den offenbar geplanten Maßnahmen nach den Weihnachtsfeiertagen. Es sei angesichts der weiter hohen Fallzahlen hierzulande notwendig, die Neuinfektionen stark zu drücken. Ein weiterer Lockdown würde das voraussichtlich auch bewirken. Zu den Massentests an dessen Ende orteten Eva Schernhammer, Thomas Czypionka und Peter Klimek viele Fragezeichen.

Jetzt sozusagen den „Grinch“ zu spielen und Weihnachten quasi abzusagen, hat laut Klimek vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Medizinischen Universität Wien wenig Sinn: „Spielentscheidend ist, wie wir nach Weihnachten weiter machen.“ Dass es eine deutliche Reduktion des Infektionsgeschehens braucht, sei nun offenbar auch bei allen Entscheidungsträgern angekommen, so der Wissenschaftler heute am Rande einer Onlinepressekonferenz.

Massentests in „sinnvolle Strategie einbetten“

Massentests halte sie „prinzipiell für gut – allerdings nur, wenn sie in eine sinnvolle Strategie eingebettet sind“, sagte Schernhammer von der MedUni Wien und der Harvard Medical School (USA). Der Sinn einer anscheinend geplanten Massentestung mit gewissem Verpflichtungscharakter um den 16. und 17. Jänner sei jedoch fraglich, weil solche Maßnahmen am Ende eines Lockdowns prinzipiell weniger Aufschluss brächten. Es brauche wiederholt solche Aktionen, etwa in einzelnen Regionen mit noch höheren Zahlen.

„Massenteststrategie an Fallzahlenniveau koppeln“

Auch nach einem neuerlichen Lockdown, der die Fallzahlen wiederum auf bis zu einem Drittel des Ausgangswertes absenken könnte, werde es Regionen mit noch höheren Werten geben, so Klimek. „Epidemiologisch sinnvoller wäre es, eine etwaige Massenteststrategie an dieses Fallzahlenniveau zu koppeln.“ Wenn man es in so einer Region schafft, nur wenige Tage hintereinander tatsächlich in etwa die Hälfte der dortigen Bevölkerung zu testen, könne man sich regional durchaus viele Lockdown-Tage sparen.

Dass nach den leider „wieder zum falschen Zeitpunkt eingesetzten Massentests“ dann anscheinend nur ein negativer Test zum Besuch von Gastronomie und Handel qualifizieren soll, „sei ein bisschen problematisch“, sagte Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS). Hier stelle sich die Frage, wie Wirte und Verkäufer das kontrollieren sollen. Er befürchtet dadurch eine gewisse Erschütterung des Vertrauens seitens der Bevölkerung.

„Ein Ultimatum kann ich nur aussprechen, wenn ich es auch einhalten kann. Und ich glaube, das wird man nur sehr schwer einhalten können“, so der Forscher. Klar sei jedoch, „die Zahlen müssen runter, damit sie auch langfristig unten gehalten werden können – und das müsste man der Bevölkerung auch erklären“, so Czypionka, der sich hier das Ausrufen eines gemeinsamen Zieles wünscht.