Am Sonntag sollen in Österreich die ersten Impfungen gegen das Coronavirus starten. Doch wie viele Menschen werden sich tatsächlich impfen lassen? Rund ein Drittel haben bei der jüngsten Befragung im Rahmen des „Austrian Corona Panel Project“ der Uni Wien angegeben, grundsätzlich dazu bereit zu sein, sich impfen zu lassen. Im Mai waren es noch 48 Prozent.
Ebenso rund ein Drittel beantwortete „Wenn es einen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt, werde ich mich ehestmöglich impfen lassen“ mit „Trifft gar nicht zu“, 14 Prozent (gerundet) mit „Trifft eher nicht zu“. Eine knappe Mehrheit äußerte sich folglich „zurückhaltend bis dezidiert ablehnend“. Ein weiteres Sechstel zeigte sich ambivalent.

Die Ergebnisse, die heute veröffentlicht wurden, deuten darauf hin, „dass sich die Vorbehalte der österreichischen Bevölkerung gegenüber einer Impfung trotz des Näherrückens einer realistischen Zulassung eines neuen Impfstoffs in diesem Zeitraum eher verfestigt haben“, heißt es in der Untersuchung. Und: Die wachsende Verfügbarkeit von Information zu neuen Impfstoffen scheine keinen Effekt auf die Impfbereitschaft gehabt zu haben.
Angst vor Nebenwirkungen
Stark mit der Impfbereitschaft zusammenhängen würden die „Wahrnehmung der persönlichen Gefährdung sowie die Wahrnehmung der Regierungspolitik“, so die Autorinnen und Autoren der Befragung. So werde die Impfbereitschaft etwa durch die Annahme verringert, dass das eigene Immunsystem stark genug sei, um erfolgreich mit einer Ansteckung zurechtzukommen. Davon seien rund 20 Prozent überzeugt – hauptsächlich FPÖ-Wähler und Wählerinnen sowie Nichtwähler.
Eine weitere wichtige Rolle bei der Frage, ob man sich impfen lassen werde, spiele die Angst vor Nebenwirkungen, die rund 43 Prozent der Befragten angeben. „Ein transparenter und direkter Umgang mit den erwähnten Sorgen sowie partizipative Bürgerforen könnten jedoch dazu beitragen, das Vertrauen in das Impfsystem zu stärken“, schreiben die Autoren und Autorinnen.
Motiv des Selbstschutzes ausschlaggebend
Positiv beeinflusst werde die Bereitschaft hingegen von der Einsicht, dass die Impfung nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Schutz bietet – wobei die Motive des Selbstschutzes doppelt so stark wiegen würden wie der Schutz der anderen.
Drei weitere Faktoren, die positiv mit der Bereitschaft korrelieren, seien „die Annahme, dass die Impfung sicher ist, die Erwartung, dass die Impfung ein Leben wie vor der Coronakrise ermöglicht, sowie das Gefühl, insgesamt gut informiert zu sein“.
Hausärzte und Hausärztinnen in „zentraler“ Rolle
Insgesamt würden die Werte Österreichs deutlich unter den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegen, die zu einer Durchimpfungsrate von 60 bis 70 Prozent rät, um eine Herdenimmunität zu erreichen. Dennoch kommen die Autoren und Autorinnen zu dem Schluss, dass eine Impfpflicht oder finanzielle Anreize „kontraproduktiv“ seien.
Eine zentrale Rolle könnte aber Hausärztinnen und Hausärzten zukommen, die das Vertrauen ihrer Patienten und Patientinnen hätten und „sich bei entsprechender Honorierung durch das öffentliche Gesundheitswesen auch die Zeit nehmen können, mit Patientinnen über Sorgen und Ängste zu reden und ihnen so eventuell auch die Angst zu nehmen“.