Bild von Clara Schumann
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Beethoven-ABC

Y wie in XY

Ist Beethovens Musik mit dem Ypsilon-Chromosom verbunden und das typische Produkt eines Mannes? Nein, sagt Michael Korstick. Diese Musik hätte auch von einer Fanny Mendelssohn oder Clara Schumann stammen können. Doch Frauen hätten kaum Spielräume zu Beethovens Zeit gehabt, eine Karriere als Musikerin zu machen.

„Können Sie sich vorstellen, dass die Musikbeispiele des Beethoven-ABC von einer Frau stammen könnten?“, fragt Korstick und gibt ein klares Ja zur Antwort.

Beethoven-ABC: Y wie Y-Chromosom

Y wie Y-Chromosom

Allerdings gibt Korstick zu bedenken, dass die gesellschaftliche Durchsetzung der Musik von Frauen zu Beethovens Zeit nahezu ein Ding der Unmöglichkeit gewesen sei. Man habe sich damals immer noch im Zeitalter des Feudalismus befunden. Und andererseits muss man auch daran erinnern, dass Beethoven in seinen Schwärmereien mit seiner „unsterblichen Geliebten“, Josephine Brunsvik, deutlich seine Grenzen als Bürgerlicher erkennen musste.

Beethoven von A bis Z

Das gesamte bisherige Beethoven-ABC

„Hätte man ihm überhaupt eine Möglichkeit gegeben, sich zu entfalten, hätte er berühmt werden können, hätte sein Ruhm auf ewige Zeiten überleben können?“, stellt Korstick seine hypothetischen Fragen zu Luise van Beethoven. „Es ist natürlich völlig klar, dass Beethoven in seiner ganzen Persönlichkeit durchaus von dem Bild der Männlichkeit seiner Zeit geprägt war; er sah dann auch die männlichen Privilegien auf seiner Seite.“

Er sei sich sicher, dass Beethoven als Frau auch nicht derart radikal hätte sein dürfen – und das alleine aus Gründen der gesellschaftlichen Usancen und Zustände.

Hinweis: Die Gesamteinspielung der Beethoven’schen Klaviersonaten von Michael Korstick soll ab Ende Jänner wieder bei Naxos zur Verfügung stehen.