Coronavirus-Teststation in Berlin
Reuters/Hannibal Hanschke
Coronavirus

Mutation in Deutschland nachgewiesen

Die abgeänderte Variante des Coronavirus, die sich zuletzt in Großbritannien ausgebreitet hatte, ist am Donnerstag in Deutschland erstmals registriert worden. Ein Frau in Baden-Württemberg wurde nach ihrer Rückkehr aus Großbritannien positiv getestet. Experten sehen darin aber keinen Grund zur Beunruhigung.

Die betroffene Frau ist laut Angaben des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums am 20. Dezember aus Großbritannien über den Flughafen Frankfurt/Main nach Baden-Württemberg eingereist. Sie habe bereits am Sonntag bei Ankunft auf dem Frankfurter Flughafen wie alle anderen Passagiere der von London-Heathrow kommenden Maschine einen Schnelltest gemacht, der positiv ausfiel. Verwandte hätten sie mit dem Auto vom Flughafen abgeholt, seitdem sei sie in häuslicher Isolation. Zur Diagnosesicherung erfolgte dem Sprecher zufolge am Montag ein PCR-Test, der ebenfalls positiv ausgefallen sei. Die Abstrichprobe wurde an das zuständige Labor der Berliner Charite gesandt, wo die Virusvariante bestätigt wurde.

Es handelt sich bei der Mutation um Variante B.1.1.7 des Coronavirus. Sie war erstmals in Großbritannien nachgewiesen worden und verbreitete sich dort. Die britische Regierung hatte am vergangenen Wochenende darüber berichtet, dass sich in Teilen Englands eine Variante von SARS-CoV-2 ausgebreitet habe, die bis zu 70 Prozent ansteckender sein könnte als die bisherige Form. Das hatte weltweit Besorgnis ausgelöst und zu Reisestopps geführt. Die meisten EU-Staaten hatten entschieden, Reisen aus und nach Großbritannien weitgehend einzuschränken, um die Verbreitung zu verhindern.

Impfstoff dürfte trotzdem wirken

In Dänemark wurden bisher 33 Fälle der neuen Variante nachgewiesen. Sie seien zwischen dem 14. November und 14. Dezember sowohl in der Hauptstadtregion Kopenhagen als auch in den Regionen Nordjütland, Süddänemark und Seeland gefunden worden, teilte das Dänische Gesundheitsinstitut (SSI) mit. Das deute darauf hin, dass die neue Variante in Dänemark Fuß gefasst habe, allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau. Auch in den Niederlanden ist sie schon aufgetreten.

Der Berliner Virologe Christian Drosten hatte bereits am Dienstag erklärt, es sei recht wahrscheinlich, dass die Mutation auch schon in Deutschland sei. Bei den derzeitigen Beschränkungen im Lockdown „dürfte diese Variante hierzulande eher schwer Fuß fassen“, sagte Drosten. „Ich glaube nicht, dass wir da bald ein größeres Problem kriegen.“ Bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass die neue Variante einen Einfluss auf die Krankheitsschwere hat. Der Chef des Impfstoffherstellers Biontech, Ugur Sahin, erklärte am Dienstag, dass sein Präparat sehr wahrscheinlich auch gegen die neue Variante wirke.

Weitere Variante in Nigeria

Ob das auf auch auf eine weitere Variante zutrifft, ist noch offen. Derzeit kursiert in Nigeria eine andere Mutation. Das gab am Donnerstag die panafrikanische Gesundheitsorganisation Africa CDC bekannt. Es sieht so aus, als habe sie sich getrennt von den Virenmutationen in Südafrika und Großbritannien entwickelt, sagte der Leiter der Africa CDC, John Nkengasong. Allerdings gebe es noch wenige Daten darüber, und es werde weiter geforscht.

Die Variante wurde in zwei Patientenproben entdeckt, die im August und Oktober entnommen wurden, wie aus einem Bericht von Forschern in Nigeria hervorgeht. Wie weit verbreitet sie in Nigeria oder in anderen Ländern ist, sei noch nicht bekannt. Nkengasong betonte aber, dass Mutationen bei derartigen Viren nicht ungewöhnlich seien. „Wir sollten erwarten, dass diese neuen Varianten weiter auftauchen werden.“ Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wies darauf hin, dass sich alle Viren mit der Zeit verändern. Die meisten Mutationen brächten ihnen keine Vorteile, manche sogar Nachteile.