Pfizer-BioNTech Covid-19-Impfstoff
APA/AFP/Stephane De Sakutin
CoV-Impfstoff

Bundesheer übernimmt Verteilung

Nach der Anlieferung der ersten Impfstoffdosen gegen das Coronavirus Samstagfrüh in Wien werden diese verteilt – den Transport in die Bundesländer übernimmt das Bundesheer. Die erste Impfung soll Sonntagvormittag in Wien erfolgen.

Unmittelbar davor werden die Impfdosen in der Nacht durch das Bundesheer an Pflege-, Wohn- und Seniorenheimen in der Steiermark, Salzburg, Tirol und Vorarlberg und möglicherweise Kärnten geliefert, wie es in einer Aussendung heißt – aus Kostengründen mit Fahrzeugen. Die Ankunft und Übernahme sei für Sonntagvormittag vorgesehen.

Zuvor war die heikle Fracht in der Nacht auf Samstag in die Vertriebsniederlassung der Herba Chemosan Apotheker AG in Wien-Simmering gebracht worden. Die ersten Dosen seien um 5.35 Uhr gut angekommen, so das Innenministerium. Sie wurden bei minus 74 Grad eingelagert. Wenn der Impfstoff beim Endverbraucher ankommt, soll er zwischen plus zwei und acht Grad Celsius haben.

Der erste Transport mit dem Impfstoff gegen das Coronavirus des Herstellers Biontech/Pfizeran der österreichischen Grenze.
APA/Max Mayrhofer
Die Impfdosen wurden in der Nacht auf Samstag von Belgien aus über Deutschland nach Österreich gebracht

Lieferungen in 17 Niederlassungen

Nur die erste Tranche wird laut Herba-Chemosan-Chef Chef Andreas Windischbauer zur Gänze in Simmering gelagert, alle weiteren Lieferungen werden auf 17 Niederlassungen in ganz Österreich aufgeteilt. Die nächsten Impfdosen folgen in Transporten ab dem 28. Dezember. Die Lieferung in Wien und Niederösterreich übernimmt Herba Chemosan selbst.

Erste Impfung am Sonntag

Laut Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) können pro Bundesland von der ersten Tranche bis zu 975 Dosen abgerufen werden. Kurz appellierte einmal mehr, die Impfung in Anspruch zu nehmen, was er selbst auch tun werde. Die erste Impfung wird ab 9.00 Uhr in Wien stattfinden – durchgeführt von Ursula Wiedermann-Schmidt, der Vorsitzenden der österreichischen Impfkommission, und Thomas Szekeres, dem Präsidenten der Ärztekammer.

Die Covid-Station in der Klinik Favoriten wird in Wien dann in den Mittagsstunden die nächste Station sein. Laut Wiens Bürgermeister Michael Ludwig wird Christoph Wenisch, der Leiter der Infektionsabteilung, dort als Erster das Mittel verabreicht bekommen. Wien werde „alles daran setzen“, so schnell wie möglich viele Personen dafür zu gewinnen, sich impfen zu lassen, so Ludwig.

„Symbolischer Start“ in der Steiermark

Auch in anderen Bundesländern wie Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Tirol beginnt die Impfaktion. In der Steiermark gibt es am Sonntag einen „symbolischen Impfstart“, der eigentliche Impfbeginn mit einer großen Tranche erfolgt am 12. Jänner – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Auch das Burgenland startet mit seinen Impfungen in Pflegeheimen im Jänner – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Erste Impfdosen in Wien angekommen

In der Nacht auf Samstag ist die erste Lieferung des Coronavirus-Impfstoffs von Biontech/Pfizer in Österreich angekommen. Von einem Zwischenlager in Wien-Simmering werden die Impfdosen nun in die Bundesländer verteilt.

In der Nacht angekommen

In der Nacht auf Samstag hatte der Impfstofftransport die österreichische Grenze passiert. Die Lieferung mit rund 10.000 Dosen war im belgischen Puurs gestartet und gelangte über Deutschland gegen 2.00 Uhr an den österreichischen Grenzübergang Suben in Oberösterreich. Dort wurde der Transport von mehreren Einheiten der Landesverkehrsabteilungen Wien und Oberösterreich übernommen – mehr dazu in ooe.ORF.at.

In Simmering gab es Samstagmittag unterdessen hohen Besuch: Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), Wiens Bürgermeister Ludwig (SPÖ) und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) statteten dem Impfstoffdepot einen Besuch ab.

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Herba-Chemosan-Chef und Präsident der Branchenvertretung Phago Andreas Windischbauer, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Pfizer-Austria-Chef Robin Rumler, anlässlich der Ankunft der ersten Corona-Impfdosen in Wien.
APA/Hans Punz
Ludwig, Mikl-Leitner, Herba-Chemosan-Chef Andreas Windischbauer, Tanner und Pfizer-Austria-Chef Robin Rumler

„Es ist heute ein geschichtsträchtiger Tag“, freute sich Tanner anlässlich des Besuchs in Simmering. Mikl-Leitner sprach von einem „schönen Weihnachtsgeschenk“ und versprach, sich – sobald ihre Zielgruppe an die Reihe komme – impfen zu lassen. Der Chef von Pfizer Österreich, Robin Rumler, betonte, dass es keinen Grund für Skepsis gebe. Es habe sich gezeigt, dass die Impfung zu 97 Prozent vor der Erkrankung schütze.

Knapp eine Million Pfizer/Biontech-Impfdosen sollen in den ersten drei Monaten nach Österreich kommen. „Wir können dadurch einen weiteren Schritt, in Kombination mit einer Reihe anderer, zur Eindämmung der Pandemie setzen“, so Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) anlässlich der Ankunft des Impfstoffs in Österreich, der seinerseits auf die Leistung der Polizei bei den Maßnahmen gegen die Virusausbreitung verwies.

„Rückkehr in normales Leben“

Die SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner sagte in einem Video auf ihrer Facebook-Seite, die Impfung sei „die große Chance, uns das normale Leben zurückzuholen“. Nun gelte es, die Bevölkerung zu informieren und alle Beteiligten wie Bundesländer und Hilfsorganisationen entsprechend einzubinden.

Die Rückkehr in ein "normales „Leben“ erhofft sich auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die auch einen bewegenden Moment der Einheit und eine europäische Erfolgsgeschichte sieht. „Heute ist Liefertag“, so von der Leyen in einem auf Twitter veröffentlichten Video. „Und morgen beginnen die Impfungen gegen Covid-19 in der Europäischen Union.“ Nach ihren Angaben steht der Impfstoff zeitgleich in allen 27 EU-Staaten zur Verfügung.

Sobald genügend Menschen geimpft worden seien, könne man wieder beginnen zu reisen, Freunde und Familie zu treffen und die Feiertage normal zu verbringen, sagte sie weiter. „Aber bis dahin müssen wir weiter vorsichtig sein.“ Bald schon würden auch weitere Impfstoffe zur Verfügung stehen.

Deutschland startete früher als geplant

Auch in anderen EU-Staaten sind erste Lieferungen des Impfstoffs eingetroffen und werden verteilt. In Deutschland hat die bisher größte Impfkampagne des Landes früher begonnen als geplant. In einem Seniorenzentrum in Sachsen-Anhalt wurden am Samstag eine 101-Jährige und etwa 40 weitere Bewohner und Bewohnerinnen geimpft. Außerdem ließen sich zehn Pflegekräfte immunisieren. Der Start der bundesweiten Impfkampagne war eigentlich erst für Sonntag geplant. Der Betreiber des Seniorenheims wollte aber offensichtlich keine Zeit verlieren. „Jeder Tag, den wir warten, ist ein Tag zu viel“, sagte er.

Am Sonntag sollen die Impfungen in allen deutschen Bundesländern beginnen, mehrere zehntausend Impfdosen wurden am Samstag ausgeliefert. Sie werden von den zuständigen Landesbehörden an Impfzentren und mobile Teams verteilt. Zuerst sollen Menschen über 80 Jahre sowie Pflegekräfte und besonders gefährdetes Krankenhauspersonal immunisiert werden.

Ungarn startete nach der Lieferung der ersten Impfdosen am Vormittag laut eigenen Angaben ebenfalls bereits am Samstag mit den Impfungen von Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen.

Unter Militärgeleit erreichten auch in Italien die ersten Impfstoffdosen ihr Ziel in der Hauptstadt Rom. Der Transporter sei am späten Freitagabend in einer Kaserne der Carabinieri im Norden Roms angekommen, wie das Verteidigungsministerium am Samstag bestätigte. Auf einem vom Ministerium verbreiteten Video war zu sehen, wie der Transporter mit den aus Belgien angelieferten Impfdosen von Pfizer-Biontech eskortiert von mehreren Polizeiautos der Carabinieri in die Kaserne einfuhr.

Babis will sich als Erster impfen lassen

Ähnlich der Ablauf in Frankreich: Wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP berichtete, wurden Samstagfrüh rund 19.500 Dosen an die Zentralapotheke der Pariser Krankenhäuser ausgeliefert. Apotheken-Chef Franck Huet sprach nach der Annahme der Lieferung von einem „historischen“ Moment in der Pandemie. Als erste Menschen in Frankreich werden am Sonntag die Bewohner zweier Pflegeheime im außerhalb von Paris gelegenen Sevran und im ostfranzösischen Dijon geimpft. Die flächendeckende Impfkampagne soll dann im neuen Jahr starten.

Polen erhielt ebenfalls 10.000 Impfdosen, Tschechien 9.750. In Polen soll die erste Charge an 72 Krankenhäuser weiterverteilt werden. Die Regierung in Warschau rechnet bis Ende Jänner mit der Lieferung von 1,5 Millionen Impfdosen. Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babis will am Sonntag nach eigenen Angaben unter den Ersten sein, die geimpft werden, um mit gutem Beispiel voranzugehen. Rund 10.000 Impfdosen langten auch in den Niederlanden ein.