Britische Fischer: Johnson hat uns betrogen

Britische Fischer fühlen sich durch den Brexit-Deal des britischen Premierministers Boris Johnson betrogen. „Boris Johnson hat uns die Rechte an allen Fischen versprochen, die in unserer exklusiven Wirtschaftszone schwimmen, aber wir haben nur einen Bruchteil davon erhalten“, sagte der Chef des nationalen Verbunds der Fischereiorganisationen (NFFO), Andrew Locker, heute dem Sender BBC Radio 4 am.

„Ich bin wütend, enttäuscht und fühle mich betrogen.“ Johnson habe versprochen, dass es keinem Fischer schlechter gehen werde. Aber nun gebe es „eine beträchtliche Anzahl“, denen es deutlich schlechter gehe als vor dem Deal.

Handel als EU-Mitglied möglich

Als Großbritannien noch EU-Mitglied war, hätten die Fischer mit der Gemeinschaft handeln können. „Wir haben Dinge, die wir nicht gebraucht haben, gegen Fisch getauscht, den sie nicht gebraucht haben. Und das hat uns ermöglicht, einen Jahresplan aufzustellen“, sagte Locker. Nun müssten die britischen Fischer schwer kämpfen, um ihre Existenz zu erhalten.

Staatsminister Michael Gove widersprach. Großbritannien werde vielmehr in einer viel stärkeren Position als in der EU sein. Unter der gemeinsamen Fischereipolitik der EU hätten britische Fischer Zugang zu 50 Prozent der Fische in britischen Gewässern gehabt. Diese Zahl steige nun bis 2026 auf zwei Drittel. Das Land werde in Flotte und Infastruktur investieren und könne seinen Anteil weiter steigern.

Fischerei symbolisch aufgeladen

Die Fischerei spielt wirtschaftlich gesehen nur eine geringe Rolle, war aber von Großbritannien sowie von Frankreich auf der EU-Seite symbolisch stark aufgeladen worden und einer der schwierigsten Punkte bei den Verhandlungen über den Brexit-Handelspakt. Letztlich hat London große Zugeständnisse gemacht.

Europäische Fischer müssen zunächst nur auf ein Viertel ihrer Fangquoten verzichten – gestaffelt auf fünfeinhalb Jahre. Sollte London ihren Zugang später weiter beschneiden, könnte Brüssel das mit Zöllen beantworten.