Schnee vor dem Dom in Mailand
AP/LaPress/Claudio Furlan
Verkehrsprobleme

Schneechaos legt Norden Italiens lahm

Nachweihnachtlicher Schnee hat am Montag den Norden Italiens weitgehend zum Erliegen gebracht. Etliche Bahnverbindungen fielen aus, auf Sardinien galt eine Sturmflutwarnung. Auch in Kärnten kam es zu Verkehrsproblemen wegen der großen Schneemengen. Die Wetterkapriolen griffen zudem in die Pläne des Skizirkus in Österreich und Italien ein.

Stark betroffen war am Montag der ganze Norden Italiens. Ein Schneemantel legte sich vom Piemont über Ligurien, die Lombardei bis Friaul-Julisch Venetien. Der Verkehr in mehreren Großstädten kam zum Erliegen, Bahnverbindungen fielen aus. Die Einsatzkräfte rückten mehr als 150-mal aus, wie die Feuerwehr mitteilte. Polizei und Zivilschutzbehörde mahnten zur Vorsicht und rieten dazu, das Autofahren möglichst zu vermeiden oder mit reduzierter Geschwindigkeit zu fahren.

Laut italienischer Nachrichtenagentur ANSA wurde eine Frau in Mailand von einer umstürzenden Stange verletzt. Auf der Insel Sardinien galt eine Sturmflutwarnung. Dort berichteten die Behörden von einem getöteten Feuerwehrmann: Der 54-Jährige sei bei der Absicherung einer Stromleitung im Einsatz verunglückt. Die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese drückte der Familie des Mannes ihr Beileid aus.

„Mose“ im Hochwassereinsatz

Über die Hauptstadt Rom fegte ein kräftiger Sturm. Wegen umgestürzter Bäume sperrte die Polizei dort einige Straßen kurzzeitig ab. Auch in Venedig schneite es. Die Behörden in der Lagunenstadt erwarten wieder einen Anstieg des Meeresspiegels. Für Montag wurde Hochwasser von 130 Zentimetern über dem Normalwert gemeldet, schrieb Bürgermeister Luigi Brugnaro auf Twitter. Die Tore des Flutschutzsystems „Mose“ wurden aktiviert, so blieb der Markusplatz trocken. Die Flutschutztore von „Mose“ sind an drei Einfahrten zum Hafen der Lagunenstadt installiert und wurden im Rahmen eines umstrittenen und milliardenschweren Bauprojekts errichtet.

In Friaul-Julisch Venetien wurde die Feuerwehr zeitweise mit Anrufen besorgter Bürgerinnen und Bürger bombardiert. Der Grund waren nicht nur die Schneefälle, auch ein Erdbeben war am Montag zu spüren. Der Erdstoß der Stärke 5,2 auf der Richterskala war im Zentrum Kroatiens registriert worden und strahlte bis Triest und in die Provinz Udine aus. Angaben zu Verletzten oder Schäden gab es nicht.

Schnee fiel im ganzen Alpenraum, die Meteorologen warnten vor Lawinengefahr. In der Stadt Trient wurden bis zu 30 Zentimeter Schnee gemeldet. Auch am Apennin in den Regionen Emilia-Romagna und Toskana schneite es, was zu erheblichen Verkehrsproblemen führte. Wegen heftigen Sturms kamen die Fährenverbindungen zwischen der Toskana und der Insel Elba zum Erliegen.

Schlechter Stern über Skizirkus

Der starke Schneefall führte auch zu einer Verschiebung des ersten Herren-Speed-Rennens in Bormio. Der Super-G soll nun am Dienstag stattfinden, hieß es von der FIS – mehr dazu in sport.ORF.at.

Verschneite Straße
ORF.at
In Osttirol herrscht wegen der Schneemengen teils Kettenpflicht schon für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen

In Österreich brachte ein starker Sturm den Damen-Riesentorlauf am Semmering zu einem Halt. Er wurde nach der ersten Hälfte abgebrochen, starke Windböen machten die Austragung des zweiten Durchgangs unmöglich. Auch der Publikumsskilauf musste wegen starken Windes eingestellt werden. Wegen starken Windes außer Betrieb war zudem die Rax-Seilbahn.

Verkehr in Österreich beeinträchtigt

Auf der Brennerautobahn floss der Verkehr am Vormittag zwischen Österreich und Italien weitgehend normal. In weiten Teilen Kärntens gab es am Montag Verkehrsbehinderungen wegen der Schneemassen. Die Gailtalstraße im Bezirk Hermagor ab Kötschach-Mauthen wurde bis zur Grenze nach Tirol für den gesamten Verkehr gesperrt. Wie der ÖAMTC mitteilte, waren zuvor mehrere Schneebretter abgegangen. Damit war das Lesachtal erneut von der Außenwelt abgeschnitten. Das Fahrverbot gilt laut Polizei auch für sämtliche Gemeinde- und Verbindungsstraßen.

Verschneite Autos
Wolfgang Lenzer
Autosuchen in Lienz: Der Schnee bedeckte die gesamte Landschaft

Vor allem in Oberkärnten musste auf zahlreichen Straßen Kettenpflicht verhängt werden. Betroffen waren vor allem Bergstraßen, am Vormittag musste allerdings auch die Südautobahn A2 ab der italienischen Grenze in Fahrtrichtung Wien für den Schwerverkehr gesperrt werden – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Kettenpflicht gab es am Loiblpass ebenso wie am Plöckenpass und auf der Straße auf das Nassfeld bei Hermagor. Auch die Drautal-Bundesstraße bei Sachsenburg war für Lkws ab 7,5 Tonnen nur noch mit Schneeketten befahrbar, und am Iselsberg zwischen Osttirol und Kärnten herrschte Kettenpflicht für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen.

Lawinengefahr am Dienstag

Der Ausblick der ORF-Wetterredaktion sagte zudem weiteren Schnee voraus. Am Montag wurde vor allem in Osttirol, Kärnten, im Pinzgau, im Lungau und im Südwesten der Steiermark noch starker Niederschlag bis in die Nacht erwartet.

In Osttirol wurde für Dienstag vor allem oberhalb der Waldgrenze verbreitet große Lawinengefahr erwartet, also Stufe vier der fünfteiligen Skala. Mit Neuschnee und starkem Wind aus südlichen Richtungen entstanden seit Montag verbreitet leicht auslösbare Triebschneeansammlungen, teilte der Tiroler Lawinenwarndienst mit. Zudem seien an allen Expositionen vermehrt mittlere und mehrfach große, spontane, trockene Lawinen zu erwarten. Am Dienstag sollte sich das Wetter allmählich beruhigen und nur noch im Süden Österreichs Schnee bringen.

Sturm „Bella“ über Großbritannien und Frankreich

Der Sturm „Bella“ ist am Wochenende mit hohen Windgeschwindigkeiten und starken Regenfällen über Großbritannien und auch Frankreich hinweggefegt.

Der Winter machte auch vielen Menschen in Frankreich schwer zu schaffen. Tausende waren am Montag wegen des Wintersturms „Bella“ weiterhin ohne Strom. Von Nordfrankreich bis zur Atlantikküste über das Zentralmassiv wurden viele Bäume entwurzelt und Dächer beschädigt, wie der Sender BFMTV berichtete. Es habe zahlreiche Einsätze der Feuerwehr gegeben. Frankreichs Wetterdienst Meteo France warnte vor weiterem Schneefall und Sturm.