Gondelbetrieb in einem Skigebiet
ORF.at/Christian Öser
Skigebiete

Seilbahner fordern Ende des Personenlimits

Prächtiges Wetter, traumhafter Schnee und offene Lifte. Die Folge: Staus auf Parkplätzen und Menschenschlangen vor Gondeln, entsprechende Bilder hatten zuletzt vielfach für Aufregung und Kopfschütteln gesorgt. Nach Vorstellung von Wirtschaftskammer-Seilbahn-Obmann Franz Hörl gäbe es dafür eine Lösung: ein Ende der Personenbeschränkungen in Gondeln. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) erteilte dem Vorschlag eine Absage.

Hintergrund: Derzeit darf die Auslastung wegen der CoV-Beschränkungen maximal 50 Prozent betragen. Laut Hörl führt ebendiese Einschränkung zu Warteschlangen an den Einstiegsstellen. „Diese Bilder sind furchtbar und dürfen auch nicht mehr passieren“, sagte der ÖVP-Abgeordnete im Ö1-Morgenjournal. Er verwies auf das Beispiel Hinterstoder, wo Bilder von Menschenansammlungen an der Talstation im Internet kursierten.

Die Liftbetreiber hätten mit einer früheren Öffnung genau diesen Ansturm vermeiden wollen: „Pech war nur, dass die Kunden das auch mitbekommen haben, sodass um 8.00 Uhr der Parkplatz voll war und 3.500 Leute an der Talstation gestanden sind“, so Hörl. Doch habe die Talstation aufgrund des 50-Prozent-Limits nur die halbe Förderleistung bringen können. Geht es nach Hörl, könne man auf das Limit verzichten, weil das verpflichtende Tragen der FFP2-Masken von den Kunden ohnehin „gut angenommen werde“.

Dort, wo es diesbezüglich noch etwas nachzubessern gebe, werde daran mit mehr Security-Personal gearbeitet, so Hörl. Doch den Interessen der Seilbahner gegenüber stehen wiederum jene, die mit den vielen Einschränkungen argumentieren, die der derzeit laufende harte Lockdown mit sich bringt. Verwiesen wird etwa auf starke Restriktionen bezüglich des Kontakts mit nahestehenden Personen oder die lange Liste an verbotenen Sportarten. Die Möglichkeit, nahezu ungebremst Ski zu fahren, stünden dazu in keinem Verhältnis, so der Tenor.

Kogler: Vorgabe vernünftig

Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler erteilte Hörls Lockerungswünschen am Dienstag im APA-Interview eine Absage. Die Vorgabe sei vernünftig, „weil in den Gondeln die Ansteckungsgefahr lauert und nicht auf der Skipiste“. Kogler mahnte vielmehr die Liftbetreiber, sich an die Regeln zu halten, sonst „ist da einzuschreiten“.

Auf die Frage, ob es angesichts der Bilder von dichten Warteschlangen ein Fehler war, die Skigebiete während des Lockdowns zu öffnen, erklärte Kogler, es sei ein „Angebot“, sich im Freien zu bewegen. Die Vorgaben im Detail seien Sache der Bundesländer. „Die Bundesregierung hat ja, was die Maskenpflicht betrifft, die strengste Karte gezogen mit der FFP2-Maske“, betonte Kogler, „und jetzt müssen wir, glaube ich, schauen, wie die Bundesländer das im Griff haben“.

„Notfalls muss man da durchgreifen“

Die regionalen Behörden müssten kontrollieren, und „notfalls muss man da durchgreifen, bei denen, wo es nicht funktioniert – bei der Mehrheit funktioniert es ja“. Das könnte auch bedeuten, dass einzelne Skigebiete auch wieder zusperren müssen, „wenn es überhaupt nicht funktioniert“, wie Kogler auf Nachfrage sagte.

Ähnlich sah das am Dienstag auch Koglers Parteikollege, Gesundheitsminister Rudolf Anschober: Er verstehe jeden, der gerne eine einfachere Situation hätte, sagte er am Rande einer Pressekonferenz. „Aber wir haben uns auf Regeln verständigt, auch im Bereich des Wintersports“, sagte der Minister. „Das ist wirklich einzuhalten.“

Bilder von eng gedrängten Wintersportlern wie jene vom Wochenende wolle er „ganz einfach nicht mehr sehen“. Er verwies auf die „sehr gute Kooperation“ mit den Bezirksbehörden. „Ich glaube, dass es richtig ist, dass man Sport im Freien ohne Körperkontakt durchführen kann, dafür müssen die Regeln befolgt werden“, so Anschober.

Ein voller Parkplatz beim Kasberg in Grünau im Almtal
APA/Wolfgang Spitzbart
In einigen Gebieten waren die reduzierten Parkplätze am Wochenende rasch voll

Zuletzt hatte sich auch Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) zu Wort gemeldet und mit Strafen gedroht: „Für das Betreiben von Skiliften gelten gerade jetzt nicht ohne Grund strenge Vorschriften. Wenn einzelne Liftbetreiber sich jedoch nicht an die Regeln halten und nicht richtig vorbereitet waren, dann kann das nicht ohne Konsequenz bleiben.“

Laut Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) haben sich die Betreiber „bestmöglich“ vorbereitet. „Dort, wo es Verbesserungen braucht, um größtmögliche Sicherheit zu garantieren, werden diese Maßnahmen schnellstmöglich von Bundesländern, lokalen Behörden und Betreibern umgesetzt.“ Die Öffnung der Skigebiete sei am Wochenende jedenfalls gut angenommen worden.

Ärztin auf Seite der Seilbahnwirtschaft

Unterdessen kritisierte Miranda Suchomel im „Standard“ die FFP2-Maskenpflicht bei Skiliften. Sie ist Assistenzprofessorin am Institut für Hygiene und angewandte Immunologie der Med-Uni Wien. „Im Vergleich zu anderen Risikosituationen ist das unverständlich. Aus fachlicher Sicht leuchtet nicht ein, warum hier FFP2-Masken getragen werden müssen, in Bussen, Straßen- und U-Bahnen zum Beispiel aber nicht“, sagte sie. Eine FFP2-Maskenpflicht in den „Öffis“ sei aber wohl schwer durchsetzbar.

Beim Skifahren würden die FFP2-Masken auch nur bedingt nützlich sein. Bei sportlicher Betätigung würden die Masken rasch durchfeuchtet, dann schützten sie überhaupt nicht mehr. Zudem werde in Gondeln und Kabinen zusätzlich meist Helm getragen, die Menschen müssten daher lauter sprechen: „Das erhöht die Ansteckungsgefahr um ein Weiteres“, argumentiert die Ärztin.

Position der Webcam geändert

Für Aufregung sorgte indes die Umplatzierung einer Webcam auf der Marendalm im Skigebiet Hochzillertal in Tirol. Am Sonntag twitterte die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg ein Foto aus dem Skigebiet mit dem Kommentar: „Bergbahnbetreiber reagieren bereits auf den großen Andrang. Sie haben als Sofortmaßnahme die Position der Webcams geändert.“

Auf Anfrage des „Standard“ bestätigte Betriebsleiter Christian Knapp, dass die Webcam umgestellt wurde – ungefähr zur gleichen Zeit, zu der am Vormittag der Sechsersessellift Sonnenjet für eine halbe Stunde aufgrund eines Defekts standardmäßig abgeschaltet worden sei. Weil der Lift außer Betrieb gewesen sei, seien beim Einstieg längere Wartezeiten entstanden. Die Skigäste seien darauf hingewiesen worden, sich an die gesetzlichen Regeln zu halten.