Zerstörung nach Erdbeben in Kroatien
Reuters/Antonio Bronic
Große Schäden

Mehrere Tote bei Erdbeben in Kroatien

Das starke Erdbeben, das am Dienstag gegen 12.20 Uhr Zentralkroatien erschütterte, hat mehrere Menschenleben und Dutzende Verletzte gefordert: Die Zahl der Todesopfer stieg bis zum Abend auf sieben, wie kroatische Medien berichteten. Die Rettungs- und Aufräumaktionen liefen nach Einbruch der Dunkelheit weiter. Das Beben war auch in Österreich stark spürbar.

In der Kleinstadt Petrinja kam ein Mädchen ums Leben. Mindestens fünf Leben forderte das Beben im Dorf Majske Poljane in der Nähe von Glina. Ein weiteres, siebentes Todesopfer gab es laut Medien in einer eingestürzten Kirche nahe Sisak. Rund 20 Menschen wurden verletzt.

Das zweite Beben innerhalb von zwei Tagen hinterließ im rund 20 Kilometer vom Epizentrum entfernten Glina immense Zerstörungen. In der Gegend sei kaum ein Haus unbeschädigt geblieben, sagte die Vizebürgermeisterin Branka Baksic Mitic gegenüber Medien.

Suche nach Verschütteten

Auch Petrinja, nur knapp 50 Kilometer vom Epizentrum entfernt, war durch das Beben der Stärke 6,3 (laut European-Mediterranean Seismological Centre) stark beschädigt worden. Zahlreiche Häuser im Stadtzentrum fielen in sich zusammen, in den Trümmern wurde mit Spürhunden nach Verschütteten gesucht. Neben Rettungskräften waren auch 130 Soldaten im Einsatz. Die Hälfte der Stadt mit ihren rund 25.000 Einwohnern sei zerstört, sagte Bürgermeister Darinko Dumbovic.

Zerstörung nach Erdbeben in Kroatien
AP
Die Kleinstadt Petrinja wurde schwer von dem Beben getroffen

Die Militäreinheiten, die in Petrinja stationiert sind, halfen bei der Bergung. In der Kaserne könnten jene Einwohner, deren Häuser unbewohnbar wurden, untergebracht werden, sagte Staatspräsident Zoran Milanovic, der die Stadt besuchte. Auch Premier Andrej Plenkovic und mehrere Minister waren gekommen.

Bilder der Zerstörung

Das Militär half mit Transportflugzeugen bei der Evakuierung von Patienten aus dem Spital in der ebenfalls stark betroffenen Stadt Sisak. Beinahe alle Gebäude im dortigen Allgemeinkrankenhaus wurden beschädigt, sodass Patienten, darunter auch Covid-Erkrankte, nach Zagreb gebracht werden mussten. Soldaten halfen auch bei Evakuierung von Patienten aus der Pneumologieklinik in Petrinja.

Mehrere Tote bei Erdbeben in Kroatien

Das Beben war auch in vielen Regionen Österreichs spürbar. In Graz etwa wackelten rund zwei Minuten nicht nur hohe Gebäude, auch in massiven Altbauten mit nur einem Geschoß waren die wellenartigen Bewegungen deutlich zu spüren.

Erhebliche Schäden wurden auch aus der nahe gelegenen Stadt Sisak vermeldet, die rund 15 Kilometer entfernt von Petrinja liegt. Das Krankenhaus musste geräumt werden, alle bis auf ein Gebäude seien durch das Beben beschädigt worden, die Patienten wurden nach Zagreb gebracht, hieß es. Nach Angaben des Gesundheitsministers Vili Beros soll die Armee beim Transport aushelfen. Das Krankenhaus in Sisak hat trotzdem 20 verletzte Personen aus Petrinja aufgenommen, darunter zwei Schwerverletzte.

Starkes Beben schon am Vortag

Am Montag waren im selben Gebiet Erdstöße der Stärke 5,2 und 5,0 verzeichnet worden, im März hatte ein Erdbeben der Stärke 5,4 in Zagreb große Schäden angerichtet. Eine Jugendliche war damals gestorben, mehr als zwei Dutzend Menschen waren verletzt worden.

Als Folge des Erdbebens am Montag wurde im benachbarten Slowenien das Atomkraftwerk Krsko abgeschaltet. Es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahme, sagte eine Sprecherin der Anlage am Dienstag. Krsko ist das einzige slowenische Atomkraftwerk und liegt rund hundert Kilometer östlich der Hauptstadt Ljubljana. Der 700-Megawatt-Reaktor wurde während der jugoslawischen Ära gebaut und 1983 in Betrieb genommen.

Zerstörung nach Erdbeben in Kroatien
APA/AFP/Denis Lovrovic
Im Zentrum des Bebens blieb praktisch kein Haus unbeschädigt

Hilfsangebot aus Österreich

ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg bot seinem Kollegen, Außenminister Gordan Grlic Radman, umgehend Österreichs Hilfe an. „Wir stehen in diesen schweren Stunden Seite an Seite mit unseren kroatischen Freunden und sind in Gedanken bei den Betroffenen des heutigen Erdbebens“, so Schallenberg am Dienstag in einer Aussendung.

Das Gebäude, in dem die Österreichische Botschaft untergebracht ist, wurde evakuiert, alle Mitarbeiter sind wohlauf und die Botschaft voll einsatzfähig. In den Büroräumlichkeiten habe es leichte Schäden gegeben. Mit den Österreichern an Ort und Stelle wird gerade Kontakt aufgenommen, um zu prüfen, wo Hilfe benötigt wird. Das würde jedoch durch Stromausfälle bzw. den Zusammenbruch des Telefonnetzes im betroffenen Gebiet teilweise erschwert.

„Wir haben umgehend Kontakt mit dem kroatischen Verteidigungsministerium aufgenommen und die Hilfe unseres Bundesheeres angeboten“, so Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).

Zerstörung nach Erdbeben in Kroatien
APA/AFP/Damir Sencar
Das starke Beben war auch in Österreich teils deutlich zu spüren

Auch EU verspricht Hilfe

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte Kroatien nach dem Beben rasche Hilfe zu. „Wir sind bereit zu unterstützen“, schrieb sie nach einem Gespräch mit Ministerpräsident Andrej Plenkovic auf Twitter. Sie habe den für humanitäre Hilfe zuständigen Kommissar Janez Lenarcic gebeten, so bald wie möglich ins Erdbebengebiet zu reisen. „Wir stehen an der Seite Kroatiens“, betonte von der Leyen.

Spürbar sogar noch in Wien

Das Beben war auch in vielen Regionen Österreichs spürbar. In Graz etwa wackelten rund zwei Minuten nicht nur hohe Gebäude, auch in massiven Altbauten mit nur einem Geschoß waren die wellenartigen Bewegungen deutlich zu spüren – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Aus Kärnten wurde von schwankenden Christbäumen und Hängelampen, aber auch von einem hörbaren Grollen berichtet. Das Beben war wesentlich deutlicher wahrnehmbar als noch jenes im Frühjahr in der Nähe von Zagreb. Außerdem hielten die Erdstöße länger an – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Sogar in Wien gab es Berichte, dass die Wände wackelten – mehr dazu in wien.ORF.at.

Auch in einigen Gebieten Italiens war das Erdbeben zu spüren, wie die italienische Zivilschutzbehörde mitteilte. Auf Twitter schrieben zahlreiche italienische User, sie hätten das Beben gespürt.

2020 deutlich mehr Beben in Österreich spürbar

Mit 69 Beben waren in diesem Jahr deutlich mehr Erdbeben in Österreich spürbar als normalerweise. Davon waren 60 „heimische“ sowie fünf Erdstöße aus den Nachbarländern Italien, Slowenien und der Schweiz sowie vier aus Kroatien, die hierzulande wahrnehmbar waren. Insgesamt wurden 2020 laut der am Dienstag veröffentlichten ZAMG-Bilanz 1.465 Erdbeben in Österreich lokalisiert.

Die am stärksten spürbaren Ereignisse des Jahres waren jenes am 22. März bei Zagreb (Kroatien) und das Beben am 8. August bei Zams (Tirol). Sie wurden von Tausenden Menschen zum Teil kräftig wahrgenommen. Gemeldet wurden jedoch nur leichte Gebäudeschäden wie etwa Verputzrisse.