Händler an der Börse von New York
AP/Colin Ziemer
Finanzjahr 2020

Börsen beständig, Bitcoin auf Höhenflug

Auch die Börsen standen heuer im Bann des allumfassenden Themas: Die Coronavirus-Pandemie sorgte im Februar und März für Kurseinbrüche, die an die Finanzkrise 2009 gemahnten. Der Schock währte jedoch vielerorts nur kurz, DAX und Dow Jones etwa schlossen sogar mit einem Jahresplus. Weit weniger gut erging es dem heimischen ATX. Große Gewinner waren Gold, vielmehr aber noch die Digitalwährung Bitcoin.

Zur raschen Erholung an den Aktienmärkten nach dem Crash trugen vor allem die gewaltigen Hilfsprogramme der Regierungen und der Notenbanken bei. Dazu kam in der zweiten Jahreshälfte ein beginnender Optimismus unter den Investoren und Investorinnen, dass sich die im zweiten Quartal eingebrochene Weltwirtschaft ab 2021 wieder erholen wird. Auch die Zuversicht rund um die rasche Entwicklung eines CoV-Impfstoffs verlieh dem Parkett Auftrieb.

Das Anlageberater-Magazin „Fonds professionell“ führte einen weiteren Grund ins Treffen: „Ausgerechnet in diesen finstersten aller Börsenwochen seit Langem bewiesen Privatinvestoren Courage. Zu ihnen – das ist die vielleicht verblüffendste Erkenntnis des alten Jahres – zählen seit Kurzem auch viele der chronisch Telekom-Aktien-traumatisierten Bundesbürger, wie die überraschend stark gestiegenen Zahlen bei Wertpapierdepots und Sparplanverträgen belegt. Und auch in Österreich grassiert urplötzlich ein neues Aktienfieber.“

Händler an der Börse von New York
APA/AFP/Spencer Platt
Der Crash im Frühjahr war schlimm, die Folge waren es nicht

Gutes Jahr für deutschen Leitindex

Auf Rekordniveau hat sich der DAX am Mittwoch aus dem Börsenjahr verabschiedet. Mit einem Schluss bei 13.718 Punkten hat der deutsche Leitindex 2020 damit rund dreieinhalb Prozent gewonnen. Seit dem Jahrestief bei 8.255 Punkten im März ging es sogar um rund zwei Drittel aufwärts. Mit der kurz vor Jahresende erreichten Bestmarke von 13.903 Punkten sind die Anleger für das neue Börsenjahr jedoch eine gewisse Hypothek eingegangen, da eine erhoffte Erholung von der Viruskrise zumindest teils vorweggenommen wird. Allerdings wird auch 2021 weiter auf die finanzielle Unterstützung aus der Politik und durch die Notenbanken gesetzt.

Schlechtes Jahr für heimische Börsen

Der ATX ist bis Mitte März um fast die Hälfte abgestürzt. Seither sind die Aktienkurse zwar wieder gestiegen – insgesamt hat der ATX aber heuer um zwölf Prozent verloren.

Der Wiener Leitindex ATX schloss 2020 dagegen mit einem Minus von zwölf Prozent ab. Am Ende des letzten Handelstages im heurigen Jahr stand der Index bei 2.780 Punkten. Damit konnte der ATX die erlittenen Kursverluste zwar nicht wieder wettmachen, jedoch das Minus deutlich eingrenzen. Im Vorjahr ging sich beim ATX noch ein Plus von rund 16 Prozent aus.

Wenige Gewinner auf dem Wiener Parkett

Performancesieger im ATX waren heuer die Aktien des Verbund (plus 56 Prozent). Ebenfalls mit starken Kursgewinnen gingen die Papiere von Mayr-Melnhof (plus 38 Prozent) und AT&S (plus 30 Prozent) aus dem Jahr. Weiters konnte voestalpine ein Plus von 18 Prozent ins neue Jahr bringen, alle anderen der 20 Werte im ATX beschlossen 2020 unverändert oder im negativen Bereich. Besonders schwach schnitten Öl- und Finanzwerte ab. Als größte Jahresverlierer büßten Schoeller-Bleckmann 38 Prozent ein, die OMV 34 Prozent. Auch Immofinanz (minus 30 Prozent), UNIQA (minus 30 Prozent) und Erste Group (minus 26 Prozent) verzeichneten am Ende des Jahres ein deutliches Minus.

Neue Rekorde an internationalen Börsen

Aktienkurse spiegeln die Hoffnungen wider, wie sich die Zukunft entwickelt. Und da gibt es viel Optimismus: Der Brexit-Deal, die Impfungen gegen CoV, die Programme zur Ankurbelung der Wirtschaft – das alles beflügelt die Börsen.

Der europäische Leitindex Euro-Stoxx-50 steht aktuell bei einem Jahresminus von rund fünf Prozent. Er beendete den Handel am Donnerstag mit rund 3.554 Punkten – ein Minus von 0,53 Prozent zum Vortag. Der britische Leitindex FTSE-100 schloss am Donnerstag mit einem Minus von 1,45 Prozent bei rund 6.461 Punkten. Aus Jahressicht steht beim britischen Leitindex ein sattes Minus von fast 14 Prozent. Die Querelen rund um den Brexit und die damit verbundenen Unsicherheiten haben 2020 für deutlichere Verluste als an den restlichen Leitbörsen in Europa gesorgt.

Nasdaq im Höhenflug

In Asien traf es die Märkte im Frühling hart, die darauffolgende Erholung kann sich jedoch sehen lassen. In Japan stieg der Nikkei-225 auf Jahressicht um 16 Prozent, der Shanghai Composite in China steht aktuell bei einem Jahresplus von elf Prozent. Der New Yorker Leitindex Dow Jones steht bei einer Jahresbilanz von rund plus sechs Prozent. Der Technologieindex Nasdaq-100 liegt derzeit auf Jahressicht sogar mit mehr als 46 Prozent im Plus. Die Coronavirus-Krise hat der Digitalisierung und damit dem Technologiesektor heuer weltweit einen enormen Aufschwung beschert.

Kursverlauf am Bildschirm eines Bitcoin-Automaten
www.picturedesk.com/Caro Schuelke
Der Bitcoin erklomm 2020 neue Höhen – ein Ende ist nicht in Sicht

Ära des Bitcoins

Bestes Beispiel dafür ist die Digitalwährung Bitcoin: Am Donnerstag erreichte der Kurs auf der Luxemburger Handelsplattform Bitstamp in der Nacht ein Rekordhoch von 29.292 US-Dollar (23.886 Euro). Auch im kommenden Jahr sehen Experten und Expertinnen einen anhaltenden Aufwärtstrend, mit Prognosen von bis zu 300.000 Dollar bis Ende 2021. Seit Anfang November befindet sich der Bitcoin in einem Höhenflug. In dieser Zeit hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Gestartet mit etwa 8.000 Dollar, fiel der Kurs während der ersten Pandemiewelle im Frühjahr auf weniger als 4.000 Dollar. Danach begann ein langsamer Anstieg, der sich im Herbst stark beschleunigte.

Hauptgrund dafür ist laut Expertenansicht, dass die Digitalwährung zuletzt stärker in den Fokus großer Finanzinvestoren gerückt sei und stärker nachgefragt werde. Vor allem die Ankündigung des Bezahldienstes PayPal, seinen Kunden und Kundinnen das Bezahlen mit Bitcoins zu ermöglichen, hatte einen enormen Nachfrageschub zu Folge. Gesteigert wird das Interesse an Digitalwährungen auch durch die Pandemie und die mit ihr einhergehende stark steigende Staatsverschuldung. Einige Anleger fürchten deswegen eine mittel-bis längerfristig steigende Inflation, wogegen sie sich mit alternativen Anlagen absichern wollen.

Goldbarren am Korea Gold Exchange in Seoul
Reuters/Kim Hong-Ji
2021 wird mit einem weiteren, wenn auch moderaten Anstieg des Goldpreises gerechnet

Gold bleibt stabil

Verlass war in diesem Jahr auch auf Gold. Seit zwei Jahren befindet sich der Preis für das Edelmetall in einem Aufwärtstrend, 2019 und 2020 durften sich Investoren über Preisaufschläge von jeweils rund 20 Prozent freuen. Niedrige Zinsen und die Geldflut führender Notenbanken im Kampf gegen die Pandemie sorgten auch zuletzt für Nachfrage.

Im Zuge der Krise erreichte der Kurs bis zum Sommer ein Rekordhoch von 2.075 Dollar (1.692 Euro), bis zum Jahresschluss wurde der Höhenflug aber wieder etwas gedämpft. Am Mittwoch stand der Goldpreis bei rund 1.880 Dollar. Generell rechnen Fachleute 2021 mit einem weiteren Anstieg des Goldpreises. Die meisten der von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten erwarten, dass der Goldpreis in zwölf Monaten über dem aktuellen Niveau gehandelt wird. Allerdings rechnen sie Ende 2021 im Mittel nur mit einem Goldpreis von 1.900 Dollar je Feinunze.