Person auf der Straße
APA/AFP/Joe Klamar
Tourismusflaute spürbar

Arbeitslosigkeit stieg um 28 Prozent

Die Lage auf dem österreichischen Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer lag Ende Dezember im Vergleich zu Ende 2019 um knapp 28 Prozent höher. 520.919 waren arbeitslos gemeldet oder in Schulung, das sind um 113.047 mehr als vor einem Jahr. Einer der Hauptgründe ist die Flaute im Wintertourismus.

„Ende Dezember 2020 zeigt der fehlende Saisonstart im Wintertourismus deutliche Auswirkungen auf die krisenbedingte Arbeitslosigkeit“, so Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) am Montag in einer Aussendung. „Gemeinsam mit den saisonalen Effekten im Bau, die sich im üblichen Rahmen bewegen, ist die Situation am Arbeitsmarkt derzeit enorm herausfordernd.“

Die Arbeitslosenquote belief sich im Dezember in Österreich laut Arbeitsmarktservice (AMS) auf elf Prozent, das war um 2,5 Prozentpunkte höher als im Dezember 2019. Erstmals gibt es im Winter 2020/2021 mehr als 500.000 Arbeitslose. Von den 520.919 Personen ohne Job sind 459.682 beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos gemeldet, 61.237 befinden sich derzeit in Schulung. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten ging laut Prognose um 1,4 Prozent auf 3,716 Millionen zurück. Die Anzahl der sofort verfügbaren Stellen schrumpfte um 22,7 Prozent auf 50.610.

Säulengrafik über die Entwicklung der Arbeitsosenzahlen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AMS

Die Zahl der Personen in Kurzarbeit ist im Vergleich zum Vormonat um 140.000 gestiegen. Derzeit befinden sich laut Arbeitsministerium 417.113 Personen in Kurzarbeit. Bisher hat das AMS rund 5,5 Mrd. Euro für die CoV-Kurzarbeit ausgezahlt. 9,9 Mrd. Euro sind derzeit bewilligt. 2020 konnten laut Aschbacher mit Hilfe der coronavirusbedingten Kurzarbeit über 1,1 Millionen Jobs und Einkommen gesichert werden. Phase 3 der CoV-Kurzarbeit laufe bis Ende März, so Aschbacher. Der Budgetrahmen 2021 für Kurzarbeitsbewilligungen werde aufgrund der steigenden Nachfrage auf fünf Milliarden Euro erhöht – mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

AMS-Chef: Tourismus Spitzenreiter im „Jobretten“

„Das seit Jahrzehnten schwierigste Jahr am Arbeitsmarkt verabschiedet sich mit auch wirklich schlechten Arbeitslosenzahlen“, kommentierte AMS-Vorstand Johannes Kopf die aktuellen Zahlen. Der dritte Lockdown führe zu einer mehr als Verdopplung der Arbeitslosigkeit in Gastronomie und Tourismus gegenüber dem Vorjahr.

Touristen im Skigebiet
APA/FOTOKERSCHI.AT/KERSCHBAUMMAYR
Der abgesagte Saisonstart in den Wintertourismus wirkt sich auf die Arbeitslosenzahlen aus

„Der scheinbar naheliegende Schluss, dass Kurzarbeit in dieser Branche daher nicht funktioniert, ist aber falsch“, so der AMS-Chef. Mit fast 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Kurzarbeit sei der Tourismus aktuell Spitzenreiter aller Branchen beim „Jobretten“.

Starke Unterschiede in Bundesländern

Ende Dezember waren 79.584 Personen in Hotellerie und Gastronomie ohne Job, ein Plus von knapp 114 Prozent gegenüber Ende 2019. Auch das Plus bei Arbeitslosen und Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmern war in anderen Branchen hoch, im Verkehr und Lagerwesen (plus 41,5 Prozent), Gesundheits- und Sozialwesen (plus 22,6 Prozent) und bei der Herstellung von Waren (plus 21,7 Prozent). Deutlich niedriger lag der Arbeitslosenanstieg am Bau und bei der Arbeitskräfteüberlassung mit jeweils 11,1 Prozent.

Die Arbeitsmarktentwicklung unterscheidet sich stark nach Bundesländern. Den niedrigsten Anstieg von Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern Ende Dezember im Vergleich zu Ende 2019 gab es in Niederösterreich (plus 15,1 Prozent), Burgenland (plus 16,0 Prozent), Oberösterreich (plus 16,9 Prozent), Steiermark (plus 21 Prozent), Kärnten (plus 21,2 Prozent) und Wien (plus 22,6 Prozent).

Entwicklung der Arbeitsosenzahlen nach Bundesländern
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AMS

Deutlich stärker fiel das Plus in Vorarlberg (plus 48,2 Prozent), Salzburg (plus 82,6 Prozent) und Tirol (plus 129,5 Prozent) aus. Österreichweit sind viele Arbeitslose sehr lange auf Jobsuche. Die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen lag Ende Dezember bei 136.620, ein Plus von 37,3 Prozent gegenüber dem Jahr davor.

Problemfelder und Lichtblicke

Das Arbeitsmarktservice veröffentlichte am Montagvormittag auch den Arbeitslosigkeitsjahresschnitt. Im Gesamtjahr 2020 gab es 466.746 Arbeitslose und Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer, ein Plus von 28,5 Prozent gegenüber 2019. Der CoV-bedingte Höchststand der Arbeitslosigkeit wurde heuer Mitte April erreicht, 588.000 Menschen waren damals in Österreich arbeitslos gemeldet. „Wenn auch schon Licht am Horizont erscheint, noch ist diese Krise nicht vorbei“, so AMS-Vorstand Kopf.

„Viele Probleme, wie insbesondere das Ansteigen der Langzeitarbeitslosigkeit, werden uns noch lange beschäftigen“, so Kopf. Aschbacher verwies indes auch auf Lichtblicke auf dem Arbeitsmarkt. „Wir konnten im vergangenen Jahr 607.704 Personen wieder vermitteln, das ist um ein Prozent mehr als 2019.“ Das zeige, wie dynamisch der Arbeitsmarkt trotz der Krise sei.