China blockierte WHO-Experten in letzter Minute

China hat in letzter Minute die Einreise von Experten verhindert, die im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ursprünge des Coronavirus erkunden sollen. „Ich bin sehr enttäuscht über diese Nachricht“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus gestern in Genf in einer ungewöhnlich deutlichen Kritik an China. „Das ist sehr frustrierend“, sagte Nothilfekoordinator Michael Ryan.

Zwei Experten hätten die Reise heute schon angetreten gehabt, zwei weitere hätten ihre Abreise in letzter Minute stoppen müssen, sagte Tedros. Einer der bereits Abgereisten sei nach Hause zurückgekehrt, der zweite habe die Reise in einem Drittland unterbrochen, sagte Ryan.

Peking: Nötige Einreisepapiere liegen nicht vor

Entgegen den Absprachen habe Peking kurzfristig mitgeteilt, dass die nötigen Einreisepapiere noch nicht vorlägen. Tedros habe den chinesischen Behörden die Dringlichkeit der Mission erneut in Erinnerung gerufen, sagte Ryan. Die Behörden hatten versichert, dass die Papiere nun zügig bereitgestellt würden.

Laut Ryan handelt es sich bei den aktuellen Problemen um Visumsangelegenheiten: „Wir hoffen, dass es nur ein logistisches und bürokratisches Problem ist, das sich schnell lösen lässt.“

Reise nach Wuhan geplant

Die WHO verhandelt seit Monaten mit China über diese Expertenmission. Die Diskussionen kamen nur zäh voran. Jeder einzelne Experte muss von chinesischer Seite abgesegnet werden, bevor das Team die Arbeit aufnehmen kann. Die Experten wollen unter anderem in die zentralchinesische Metropole Wuhan reisen, wo das Virus im Umfeld eines Marktes zuerst nachgewiesen worden war.

Chinesische Behörden streuen seit Monaten Zweifel daran, dass das Virus überhaupt aus China stammt. Staatsmedien verwiesen auf unbestätigte Berichte, dass es mögliche SARS-CoV-2-Infektionen vor der Entdeckung der ersten Fälle Anfang Dezember 2019 in Wuhan schon in anderen Ländern gab.

Datum und Details der Mission geheim gehalten

Das genaue Datum und die Details der Mission hat die WHO bis zuletzt geheim gehalten. Das zehnköpfige internationale Team sollte Anfang Jänner nach China aufbrechen und sich dort für fünf bis sechs Wochen aufhalten. Die Mission gilt als politisch äußerst heikel. Die Regierungen mehrerer Länder werfen den chinesischen Behörden Vertuschungsversuche am Anfang der Pandemie vor. Zunächst hatte Peking eine unabhängige internationale Untersuchung der Ursprünge des Virus verweigert.