COVID-19-Impfstoff von Moderna
AP/Rick Bowmer
Coronavirus

Impfstoff von Moderna erhält EU-Zulassung

In der Europäischen Union kann mit Impfungen mit einem zweiten Covid-19-Impfstoff begonnen werden. Die EU-Kommission erteilte dem Vakzin des US-Biotechkonzerns Moderna am Mittwoch die finale Genehmigung. Zuvor hatte bereits die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) eine bedingte Zulassung für Personen ab 18 Jahren empfohlen.

Nach dem Mittel von Biontech und Pfizer, das vor Weihnachten grünes Licht erhalten hatte, ist es der zweite in der Europäischen Union zugelassene CoV-Impfstoff. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte zuvor die Empfehlung durch die EMA begrüßt. „Wir werden mehr als genug sichere und wirksame Impfungen zum Schutz aller Europäer haben“, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. „Dieser Impfstoff verschafft uns ein weiteres Instrument im Kampf gegen die derzeitige Notsituation“, sagte EMA-Chefin Emer Cooke.

Die USA hatten bereits vor Weihnachten eine Notfallgenehmigung für den Moderna-Impfstoff erteilt. Im Gegensatz zum Vakzin von Biontech benötigt er keine ultrakalte Lagerung und könnte damit einfacher ausgeliefert werden.

3,2 Mio. Dosen für Österreich

Die EU kann insgesamt 160 Mio. Dosen von Moderna abrufen. Für Österreich, dem stets in etwa zwei Prozent zustehen, bedeutet das rund 3,2 Millionen Dosen. Österreich erwartet von Moderna für das erste Quartal 200.000 Impfdosen, für das zweite 690.000. Insgesamt für das erste Halbjahr also 890.000 Dosen.

Damit sei man nach den beiden Genehmigungen bei der verbindlichen Lieferung von 927.000 Dosen durch Biontech und 200.000 von Moderna im ersten Quartal. Mit den Impfstoffen von Biontech/Pfizer sowie Moderna könnten laut Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) über 500.000 Menschen im ersten Jahresviertel geimpft werden.

Anfang der Woche hatte Moderna seine Produktionsprognose für dieses Jahr angehoben und geht nun davon aus, mindestens 600 Millionen Dosen statt 500 Millionen herstellen zu können. Moderna investiere weiter und stelle zusätzliches Personal ein, um potenziell bis zu eine Milliarde Dosen herstellen zu können.

Studie: Wirksamkeit bei 94 Prozent

Das 2010 gegründete Unternehmen hatte im Frühjahr die erste CoV-Impfstoffstudie in den USA gestartet. Modernas Mittel braucht zwei Impfdosen im Abstand von vier Wochen, um wirksam zu sein. Die Wirksamkeit des Moderna-Impfstoffs liegt nach der abschließenden Analyse der zulassungsrelevanten Studie bei gut 94 Prozent.

Biontech und Pfizer hatten die Wirksamkeit ihres Vakzins auf 95 Prozent beziffert. Beide Impfstoffe basieren auf einer neuen Technologie, die die Boten-RNA (mRNA) nutzt, welche den menschlichen Zellen die Information zur Produktion von Proteinen und damit zur Bekämpfung der Krankheitserreger vermitteln soll.

Die EMA-Experten hatten bereits seit November die Daten von Moderna nach dem Rolling-Review-Verfahren bewertet. Danach werden bereits Ergebnisse der Studien geprüft, noch bevor ein Zulassungsantrag eingereicht ist. Das Verfahren sei viel schneller, aber genauso sorgfältig, betonte die EMA. Bei einer bedingten Zulassung ist der Hersteller verpflichtet, auch danach noch Daten etwa zur Langzeitwirkung an die EMA zu übermitteln.

Kritik an Impfstrategien in Europa

Mit dem Biontech-Impfstoff sind seit der Zulassung am 21. Dezember inzwischen Hunderttausende EU-Bürger geimpft worden. Der holprige Start der Impfkampagne hatte aber für Kritik gesorgt, warum nicht mehr bestellt wurde. Bisher hat sich die EU 300 Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffs gesichert.

Bundeskanzler Kurz sah die Zulassung des Moderna-Impfstoffs als „weiteren wichtigen Schritt im Kampf gegen die Pandemie.“ Und: „Ich hoffe nun auch auf eine rasche Zulassung des Impfstoffs von AstraZeneca und der Universität Oxford in der EU unter Einhaltung aller wissenschaftlichen Standards, nachdem zuletzt Großbritannien und Indien Zulassungen erteilt haben.“ Je mehr Impfstoffe man zur Verfügung habe, „desto schneller kommen wir aus der Krise, desto weniger Menschen sterben und desto weniger Arbeitsplätze werden vernichtet“.

Die Empfehlung der EMA für die Genehmigung der Marktzulassung eines zweiten Impfstoffes sei eine gute Nachricht für die EU und für Österreich – „unsere Prognosen sind ein weiteres Mal erfüllt“, meinte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Mittwoch.

Parlament befragt Gesundheitskommissarin zu Beschaffung

Das Europaparlament schaltet sich indes in die Debatte rund um die Brüsseler Strategie zur CoV-Impfstoffbeschaffung für die EU-Länder ein. Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides wird sich am Donnerstagvormittag den Fragen der Abgeordneten im Haushaltskontrollausschuss stellen, wie es am Mittwoch aus Parlamentskreisen hieß.

Am Dienstag soll auch die Chefunterhändlerin der Kommission, Sandra Gallina, zu den Verhandlungen mit den Impfstoffherstellern im Gesundheitsausschuss befragt werden. Stellvertretender Vorsitzender des EU-Steering Board, des Lenkungsgremiums für die Beschaffung des Impfstoffes, ist Clemens Auer. Auer ist an sich Coronavirus-Sonderbeauftragter des österreichischen Gesundheitsministeriums.