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WhatsApp-Alternative

Plötzlicher Ansturm auf Signal

Die Messenger-App Signal hat in den letzten 24 Stunden einen enormen Ansturm neuer Nutzerinnen und Nutzer verzeichnet. Nicht nur die neuen Pläne des Konkurrenten WhatsApp, künftig Daten mit Facebook auszutauschen, dürften dazu geführt haben – auch Tesla-Chef Elon Musk warb für den Messenger. Zeitweise war der Andrang so enorm, dass der Dienst mit der Registrierung nicht nachkam.

„Bestätigungscodes brauchen momentan bei einigen Mobilfunkanbietern länger, weil so viele neue Leute Signal beitreten wollen“, hieß es Donnerstagabend im offiziellen Twitter-Auftritt der Plattform. Man arbeite an der Lösung, hieß es in dem Tweet – mittlerweile geht die Registrierung laut Signal-Angaben wieder problemlos.

Die von einer Non-Profit-Stiftung entwickelte App geriet innerhalb nur eines Tages ins Rampenlicht, einen wesentlichen Beitrag leistete dabei Tesla-Gründer Musk. In einem Tweet übte Musk scharfe Kritik an der WhatsApp-Konzernmutter Facebook und stellte einen direkten Bezug zwischen dem Sozialen Netzwerk und dem Sturm auf das US-Kapitol her. In einem anschließenden Tweet schrieb Musk dann: „Verwendet Signal“.

Dieser Aufruf wurde nicht nur Tausende Male auf Twitter geteilt, viele dürften dem Aufruf Musks auch gefolgt sein. Für Signal dürfte das wohl ein enormer Antrieb sein – bisher galt die App vor allem unter Menschen, die besonders viel Wert auf Datenschutz legen, als beliebte WhatsApp-Alternative. So gilt der US-Whistleblower Edward Snowden als einer der prominentesten Unterstützer der App.

Welten zwischen den Messengern

Zwar werden mittlerweile sowohl bei WhatsApp als auch bei Signal Nachrichten verschlüsselt – dennoch gibt es enorme Unterschiede zwischen den beiden Messengern. Denn WhatsApp sammelt zwar nicht die Inhalte von Nachrichten, dafür aber Daten über seine Benutzer. Und ab Februar werden diese auch mit gesammelten Daten von Facebook verknüpft, nicht zuletzt, um damit treffsichere Werbung schalten zu können.

Signal benötigt unterdessen nur eine Telefonnummer zur Registrierung – und diese wird mit keinen anderen Daten verknüpft. Als spendenfinanziertes Projekt muss Signal keinen Profit aus den eigenen Nutzern generieren. Und im Gegensatz zu WhatsApp wird Signal auch offen entwickelt – mit entsprechenden Programmierkenntnissen lässt sich nachvollziehen, ob Signal die eigenen Versprechen auch wirklich einhält.

WhatsApp will mehr Daten mit Facebook austauschen

Zusätzlich angefeuert wird der plötzliche Signal-Boom durch die Ankündigung von WhatsApp, künftig Daten direkt an Facebook weiterzugeben. Ab 8. Februar werden Daten von Nutzerinnen und Nutzern außerhalb Europas mit Facebook geteilt. Auch in Europa muss man neuen Regeln die Zustimmung geben, andernfalls kann man WhatsApp nicht mehr verwenden. Doch aufgrund der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) dürfen hierzulande Daten, die an Facebook weitergereicht werden, etwa nicht für Werbung genutzt werden, wie eine Sprecherin von WhatsApp am Donnerstag klarstellte.

Bild zeigt WhatsApp im App-Store auf dem Iphone.
APA/AFP/Indranil Mukherjee
WhatsApp stellt seine Datenschutzrichtlinie um

Wie das Entwicklerportal XDA-Developers berichtet, werden künftig bei allen Nutzern außerhalb Europas etwa Informationen wie die eigene Telefonnummer, IP-Adresse und Nutzungsdaten der App an das Soziale Netzwerk weitergegeben. Auch das könnte einige zum Umstieg bewegen.

Gesammelte Daten von Facebook, Instagram und WhatsApp

Facebook will diese Daten dazu nutzen, seine „Dienste zu verbessern“ und auch das Kerngeschäft auszubauen: „Relevante Angebote und Anzeigen in Produkten des Facebook-Konzerns“ anzuzeigen heißt es dazu in der Datenschutzerklärung des Unternehmens. Mit der Änderung der Datenschutzrichtlinie ist nun der Weg für das Soziale Netzwerk frei, Daten von Facebook, Instagram und WhatsApp zusammenzuführen – und damit wohl noch ein genaueres Profil seiner Nutzerinnen und Nutzer zu erstellen.

Mit der Annäherung an Facebook will das Unternehmen WhatsApp offenbar auch geschäftlich relevanter machen: Bisher verzichtete Facebook ja auf Werbung in der App, und hauptsächlich wurden große Unternehmen, die automatisiert Nachrichten per WhatsApp verschicken, zur Kasse gebeten. Schon im Oktober wurde angekündigt, dass für Geschäftskunden bei WhatsApp künftig bei einigen Funktionen Kosten anfallen. Zudem soll die Verknüpfung von Unternehmen auch per Facebook ihre WhatsApp-Chats verwalten können – der Fokus auf Geschäftskunden wird mit diesem Schritt wohl noch verstärkt.

Signal nicht die einzige Alternative

Mit den Veränderungen bei WhatsApp könnte es künftig womöglich einfacher werden, die eigene Familie und Bekanntschaft zu überreden, den Messengerdienst zu wechseln. Dabei ist Signal freilich nur eine von vielen Alternativen – in diesem Zusammenhang wird oft auch die Schweizer App Threema erwähnt, und auch der Messenger Wire gilt als eine der bekannteren Alternativen. Dass das Thema Datenschutz bei vielen Menschen eine zunehmend wichtigere Rolle spielt, zeigt sich am deutlichen Wachstum dieser Dienste – dieses dürfte wohl auch künftig nicht abreißen.