England setzt auf flächendeckende Schnelltests

In England sollen schon bald flächendeckend Menschen ohne Symptome im Schnellverfahren auf das Coronavirus getestet werden. Zwei Millionen Antigen-Tests seien dafür bei einem britischen Hersteller bestellt worden, teilte Gesundheitsminister Matt Hancock gestern mit. Millionen weitere Tests könnten in den kommenden Monaten hinzukommen.

Die Tests seien ab kommenden Freitag verfügbar, hieß es in einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums. Innerhalb von 30 Minuten zeigen sie ein Ergebnis an. Damit will die Regierung asymptomatische Fälle aufspüren und so Übertragungsketten durchbrechen. Getestet werden sollen zunächst vor allem Menschen, die nicht von zu Hause aus arbeiten können.

Kritiker nicht überzeugt

Kritiker und Kritikerinnen sind jedoch nicht überzeugt, dass die Maßnahme wirklich hilft. Bei den „Lateral-Flow-Tests“ würden bis zu 60 Prozent der positiven Fälle nicht erkannt, sagte ein Experte von der Liverpool School of Tropical Medicine der „Financial Times“. Das habe die vorläufige Auswertung eines Pilotversuchs in Liverpool gezeigt.

Hancock widersprach dieser Bewertung. „Mit dieser massenhaften asymptomatischen Testung ist die Rate der Fälle in Liverpool stärker gefallen als in anderen ähnlichen Gebieten, wo nur die Kontaktbeschränkungen eingeführt wurden“, so Hancock im BBC-Fernsehen.

Warnung vor Kollaps des Gesundheitssystems

Experten rechnen unterdessen mit einer weiteren Verschärfung der Situation. Der medizinische Chefberater der Regierung, Chris Whitty, warnte in einem Gastbeitrag für die „Times on Sunday“ vor einem Kollaps des Gesundheitssystems. „Wenn das Virus so weitermacht, werden Krankenhäuser in echten Schwierigkeiten sein, und zwar bald“, schrieb der Medizinprofessor. Das könne schon in wenigen Wochen der Fall sein.

Die Wartezeit für eine Behandlung der Patienten werde sich auf ein potenziell gefährliches Niveau erhöhen, so Whitty weiter. Das Verhältnis von Krankenhauspersonal zu Patienten werde inakzeptabel werden. Der Gesundheitsdienst sei in manchen Teilen des Landes derzeit der gefährlichsten Lage seit Menschengedenken ausgesetzt. „Es wird Todesfälle geben, die vermeidbar gewesen wären.“