Rendering eines italienischen CoV-Impfcenters mit Blumensymbol
Reuters/Stefano Boeri Architetti
Sonne, Blume, Fußballteam

Impfkampagnen mit gleichem Ziel

Regierungen auf der ganzen Welt haben in den vergangenen Wochen ihre Kampagnen für die Coronavirus-Impfung präsentiert. Dabei setzen sie auf unterschiedliche Botschaften und Erkennungsmerkmale: Was in Österreich die Sonne im Logo ist, ist in Italien die Blume. In Belgien wiederum setzt man auf den Spirit eines Fußballteams. Das Ziel haben alle Kampagnen gemein: Es sollen sich möglichst viele gegen Covid-19 impfen lassen.

Österreich setzt in seiner Impfkampagne mit dem Slogan „Österreich impft“ und der Sonne im Logo stark auf Hoffnung und vor allem auf die Aufklärung durch Expertinnen und Experten. So soll Fake News über die CoV-Impfung vorgebeugt werden. Den Beginn machte die Sprecherin der Initiative, Ursula Wiedermann-Schmidt, Vorsitzende der Impfkommission, am Montag, als sie bei einer Pressekonferenz ein paar Beispiele gab.

So steht etwa immer wieder im Raum, dass die Impfstoffe von Biontech und Pfizer, Moderna und AstraZeneca zu schnell zugelassen und nicht ordentlich geprüft worden seien. Dem ist nicht so. Wiedermann-Schmidt: „Die Technologie (der Impfung, Anm.) ist nicht neu. Es gibt seit Jahren Impfstoffplattformen, die die Entwicklungsphase verkürzen, man hat bei der Entwicklung der Schutzimpfung nicht bei null begonnen.“ Beispiellos sei außerdem gewesen, dass es bei der Impfstoffentwicklung zu einem enorm hohen Einsatz von personellen und finanziellen Ressourcen gekommen sei, weshalb vieles schneller ging.

Wohltätige Organisationen als Vertrauensträgerinnen

Träger der österreichischen Initiative ist das Rote Kreuz als vertrauenswürdige Organisation. Die „Überparteilichkeit“, so ein Sprecher des Kanzleramtes zu ORF.at, sei der Regierung hierbei wichtig gewesen. Da die Initiative so breit wie möglich getragen werden soll, würden in den kommenden Tagen viele weitere Testimonials aus Wissenschaft, Sport, Kultur, Wirtschaft, Medien und mehr dazukommen. Am Ende, so erwartet man sich, soll sich jeder Mensch in Österreich über die Impfung informiert fühlen und sich auf Basis dieser fundierten Informationen für eine CoV-Impfung entscheiden.

Die wissenschaftliche Vorsitzende des Nationalen Impfgremiums Ursula Wiedermann-Schmidt
APA/Georg Hochmuth
Wiedermann-Schmidt ist eine von fünf wissenschaftlichen Sprecherinnen und Sprechern von „Österreich impft“

Die Kosten trägt der Bund. Die Regierung organisiert Koordinierung und Medienplanung. Wie viel die Regierung dafür ausgeben wird, ist noch nicht offengelegt. „Die Gesamtsummen aller Schaltungen im Rahmen der Initiative ‚Österreich impft‘ werden dementsprechend nach dem Medienkooperations- und -förderungs-Transparenzgesetz durch die Bundesregierung veröffentlicht. Diese Kooperation ist durch die Finanzprokuratur der Republik rechtlich abgesichert“, heißt es in einer E-Mail aus dem Bundeskanzleramt an ORF.at. Auch bei der Kampagne zum Abstandhalten („Schau auf dich, schau auf mich“) hat die Regierung schon mit dem Roten Kreuz zusammengearbeitet.

Eine ähnliche Strategie verfolgt Großbritannien – wenn dort auch CoV-Impfstoffe mittels Notzulassung durch sämtliche Instanzen gebracht wurden, anders als in der EU. Großbritannien vertraut auf die nationale Gesundheitsorganisation National Health Service (NHS) als seriöse Instanz und hat sich ebenfalls dem Kampf gegen Falschinformationen verschrieben. Denn Verschwörungstheorien, die auf unseriösen Websites im Internet kursieren, sind in dem Land besonders weit verbreitet. Das Magazin „Politico“ rief in Großbritannien schon den „Informationskampf“ aus, den seriöse Traditionsmedien unweigerlich zu gewinnen hätten, um die Pandemie aufzuhalten.

Deutschland impft praktisch, Italien mit Stil

In anpackender Manier wirbt Deutschland unterdessen mit dem Hashtag „#ÄrmelHoch“ für das Impfen. Die deutsche Regierung setzt wie die österreichische auf fundierte Fakten aus Medizin und Wissenschaft, um den Menschen Vertrauen in die Impfung zu vermitteln. Auch an das Zusammengehörigkeitsgefühl wird wie auch schon im Frühjahr mit der Initiative „#WirBleibenZuhause“ wieder appelliert. „Bisher war unser wirksamstes Mittel, Abstand voneinander zu halten, jetzt haben wir auch einen wirksamen Impfstoff“, heißt es in einem aktuellen Video der deutschen Bundesregierung.

Auch die Italienerinnen und Italiener sollen die Ärmel aufkrempeln – aber mit Stil. Besonders viel Aufmerksamkeit bekam die italienische Impfkampagne „L’Italia rinasce con un fiore“, was so viel bedeutet wie „Italien wird mit einer Blume wiedergeboren“. Die vom Architekten Stefano Boeri geborene Idee ist es, die Impfkampagne mit der Wiedergeburt des Landes in Verbindung zu bringen. Das wird mit einer glückverheißenden Primel dargestellt. Doch bleibt die pink Blume nicht nur Symbol, sie soll darüber hinaus die Impfzentren markieren, die an berühmten Plätzen in Italien aufgebaut sind. Auch die Impfpavillons selbst sehen aus wie eine Blume.

In Belgien steht ebenfalls das Zusammengehörigkeitsgefühl an oberster Stelle der Kampagne. Die Regierung vergleicht dabei die elf Millionen Belgierinnen und Belgier mit einem Fußballteam: „1 Team 11 Millionen“ ist der Name der Initiative, die aber nicht nur die Impfung, sondern die ganze Werbeaktion rund um die CoV-Prävention einschließt.

Impf-Dashboards für Sichtbarkeit

Etwas, das nicht nur vielen Statistikerinnen und Statistikern das Leben erleichtert, sondern auch zur Information der Bevölkerung beiträgt, ist ein Impf-Dashboard, also eine Website, die nicht nur die aktuellen Zahlen der CoV-Infektionen, Genesenen, Hospitalisierten und so weiter abbildet, sondern auch jene der bereits geimpften Personen in einem Land. Italien hat so ein Dashboard, beispielsweise auch die USA.

Auch in Österreich gibt es nun ein Impf-Dashboard. Dieses zeigt drei Werte an. ORF.at-Softwareentwickler Philipp Naderer-Puiu erklärt, dass allerdings nur einer davon auf harten Daten basiert. „Die anderen beiden sind Prognosen und werden im JavaScript verändert“, so Naderer-Puiu.

Akkurat sei die Zahl der angeforderten Impfdosen. Die anderen beiden Werte, die sich auf „geimpfte Personen“ beziehen, sind anhand der ausgelieferten Impfdosen errechnet. Ein Blick in den Quellcode zeigt, dass das Dashboard vor 6.00 Uhr die Rohdaten zur Berechnung heranzieht, zwischen 6.00 und 18.00 Uhr ist der Wert interpoliert, und ab 18.00 Uhr werden 303 Impfungen dazugezählt. Die Zahl der tatsächlich in Österreich geimpften Personen und deren Altersstruktur ist im Moment nicht bekannt.

Influencer gegen CoV

In den USA soll das Advertising Council, eine gemeinnützige Werbeagentur, eine wirksame Kampagne zusammenschnüren. Das gelang der Agentur schon Dutzende Male in ihrer Geschichte. So konnte man 1956 bereits Elvis Presley für die Polio-Impfkampagne gewinnen. Jüngst veröffentlichte die Agentur, die besser in ihrer verkürzten Form als Ad Council bekannt ist, den Hashtag „#MaskUpAmerica“, der die US-Amerikanerinnen und -Amerikaner überzeugen soll, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Nun will die Agentur die Menschen von der CoV-Impfung überzeugen und plant, erneut Berühmtheiten für Werbeaktionen zu gewinnen.

Öffentliche Polio-Impfung von Elvis Presley im Jahr 1956
AP
Elvis als Testimonial für die Polio-Impfung in den USA 1956 – eine Idee des Ad Council

Das Ad Council bzw. die US-Regierung will 50 Millionen US-Dollar (rund 41 Mio. Euro) investieren, damit sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger impfen lassen. So viel sei noch nie für eine nationale Werbeaktion ausgegeben worden, so Lisa Sherman, CEO der Agentur. Eine besondere Herausforderung werde es, „‚People of Color‘, die besonders hart von der Pandemie betroffen sind, sowie andere Communitys, wo wir viel Zögern sehen“, zu überzeugen, sagte Sherman.

Deutscher Pilot flog in Form einer Spritze

Ähnliche Erhebungen wie in den USA gab es in Australien, wo die Regierung 24 Mio. australische Dollar (rund 15. Mio. Euro) für die Kampagne in die Hand nimmt. Auf dem Kontinent sind es laut „Sydney Morning Herald“ („SMH“) insbesondere Frauen zwischen 30 und 39 Jahren, die es für die Impfung zu überzeugen gilt. Auch in Australien will man auf Influencerinnen und Influencer für die Kommunikation setzen.

Eine Karte zeigt die Flugroute eines Flugzeuges in der Form einer Spritze
Reuters/Flightradar24.com
Penibel genau berechnete ein Pilot in Deutschland seine Route – wohl eine der kreativsten Privatinitiativen für das Impfen bisher

Über staatliche Initiativen hinaus sprachen sich auch namhafte Unternehmen für die CoV-Impfung aus, allen voran YouTube, das irreführende Impfvideos schon im Oktober 2020 von seiner Plattform verbannt hatte. Doch auch Privatinitiativen gibt es, die kreativste stammt wohl aus Deutschland. Dort flog ein Pilot eines Luftsportclubs in der Form einer Spritze über das Bundesland Baden-Württemberg hinweg, was auf Flugüberwachungswebsites sichtbar wurde. Der 20-Jährige habe damit die Menschen in Deutschland auf die CoV-Impfung aufmerksam machen wollen, wie er gegenüber Medien sagte.