Stipendium für rechtsextreme Ukrainerin aberkannt

Nach Kritik an einem Stipendium für die wegen rechtsextremer Umtriebe in die Kritik geratene Ukrainerin Olena Semenjaka streben Verantwortliche im Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) heute sichtlich eine Revision ihrer Entscheidung an: Semenjakas Vorstellung als aktueller „Junior visiting Fellow“ verschwand von der IWM-Homepage. Das Institut verurteilte und distanzierte sich heute von rechtsextremen Äußerungen und Handlungen von Semenjaka und erkannte das Stipendium ab.

„Das IWM unternimmt alles, um zu überprüfen, warum ihre politische Aktivität in einschlägigen rechtsextremen Kreisen der Aufmerksamkeit der für die Auswahl zuständigen Jury entgangen ist“, erklärte das Institut in einer Aussendung. „Das Institut bedauert dies zutiefst und hat Semenyakas Fellowship nach Bekanntwerden der Fakten mit sofortiger Wirkung aberkannt. Der dezentrale Vergabeprozess wird nun intern evaluiert, um die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.“

Ideologische Affinitäten zu Neonazis

Semenjaka ist nicht nur eine rechtsextreme Intellektuelle, die sich laut Ankündigung in Wien bis Juni 2021 als „Junior visiting Fellow“ am IWM mit Jan Patocka, Ernst Jünger und „Europa nach der Ukraine“ beschäftigen sollte. Sie ist aber auch Mitstreiterin des bekannten ukrainischen Rechtsradikalen und ehemaligen Anführers des berüchtigten Asow-Bataillons, Andrij Bilezkyj. Auf der Homepage von Bilezkyjs Partei „Nationaler Korpus“ wird sie als hochrangiges Mitglied geführt.

Heute kursierte in Sozialen Netzwerken ein Foto, das vermeintlich unter anderem Semenjaka in einschlägiger Pose vor einer Flagge mit Hakenkreuz zeigt. Keinen Zweifel gibt es an ihrer Mission im Rahmen ihres Projekts namens „Azov.Reconquista“, in denen ideologische Affinitäten zu westlichen Neonazis deutlich wurden. Kontakte der zumeist russisch sprechenden Ukrainerin zur US-amerikanischen Neonazi-Gruppe „Rise Above Movement“ waren in der Vergangenheit auch bereits Gegenstand von Ermittlungen des FBI.

Offizielle Stellungnahme morgen

Wie Semenjaka angesichts ihres einschlägigen und auch bekannten Hintergrunds zur IWM-Stipendiatin im Rahmen der Programmschiene „Ukraine im europäischen Dialog“ erklärt wurde, ist noch unklar. Die Pressestelle des IWM war für die APA am Nachmittag telefonisch nicht zu erreichen.

Auf Twitter hatte das Institut am frühen Nachmittag erklärt, dass die Jury des Ukraine-Programms vom Kollegium des IWM ersucht worden sei, die Stipendienvergabe an Semenjaka zu überdenken. „Wir nehmen diese Information, auf die wir kürzlich aufmerksam gemacht wurden, sehr ernst und werden morgen eine offizielle Erklärung veröffentlichen“, hieß es auf Twitter.

„Es kann nicht sein, dass Personen, die zum Führungsteam des politischen Arms der rechtsextremen ‚Asow‘-Bewegung gehören und diesen mittragen, in Österreich Stipendien bekommen, die mit Steuergeld finanziert werden“, kommentierte in einer Aussendung die Wissenschaftssprecherin der Grünen im österreichischen Nationalrat, Eva Blimlinger, und forderte eine „Stornierung des Stipendiums“.