Libanon ruft Gesundheitsnotstand aus

Wegen weiter stark steigender Coronavirus-Infektionszahlen hat der Libanon den Gesundheitsnotstand ausgerufen und den Lockdown noch einmal verschärft. Die Regierung beschloss gestern nach eigenen Angaben eine elftägige vollständige Ausgangssperre, die am Donnerstag beginnen soll. Schließen müssen auch die Supermärkte, die nur noch tagsüber einen Lieferdienst anbieten dürfen. In vielen Geschäften kam es bereits gestern zu großem Andrang und teilweise Chaos, weil sich die Menschen mit Lebensmitteln eindecken wollten.

Erst am vergangenen Donnerstag war in dem Land am Mittelmeer ein weitreichender Lockdown mit einer Ausgangssperre nach Einbruch der Dunkelheit in Kraft getreten. Allerdings stieg die Zahl der täglichen Neuansteckungen kurz danach erstmals auf mehr als 5.000, bei rund sechs Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen. Die Zahl der Toten kletterte nach Angaben des Gesundheitsministeriums auf mehr als 1.600.

Engpass in Krankenhäusern

Krankenhäuser klagen über einen Mangel an freien Betten auf den Intensivstationen. Vor den Kliniken müssen Patienten und Patientinnen teilweise lange auf eine Behandlung warten. Wegen der Leichtfertigkeit vieler Menschen müssten die Libanesen nun vor sich selbst geschützt werden, sagte der amtierende Regierungschef Hassan Diab nach Medienberichten.

Lokale Medien sprechen hingegen von einem Versagen der Regierung. Über Weihnachten und Neujahr hatte diese die Beschränkungen gelockert. So durften Restaurants und Bars wieder öffnen. Die Regierung ist nach ihrem Rücktritt nach der Explosion nur noch geschäftsführend im Amt. Die Bildung eines neuen Kabinetts stockt.

Der Libanon erlebt seit Monaten eine der schwersten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte. Die Coronavirus-Pandemie und die Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut Anfang August mit mehr als 190 Toten haben die Lage weiter verschärft. Viele Menschen sind in Armut abgerutscht.