Regierungsstreit in Rom: PD und Fünf Sterne drohen Renzi

Italiens stärkste Regierungskräfte, die sozialdemokratische Partito Democratico (PD) und die populistische Fünf-Sterne-Bewegung, haben heute ihren Druck auf Ex-Premier Matteo Renzi, Chef der mitregierenden Splitterpartei Italia Viva, zur Abwendung einer Regierungskrise wegen der Konjunkturpläne verschärft.

„Sollte Renzi seine Minister aus dem Kabinett zurückziehen, wird es kein neues Kabinett mit ihm und seiner Italia Viva geben“, sagte der Interimschef der Fünf-Sterne-Bewegung, Vito Crimi.

„Wenn jemand in der jetzigen Lage aus der Regierung aussteigt, bleibt er endgültig draußen“, sagte Crimi. Er gab somit zu verstehen, dass es im Fall einer Regierungskrise nicht zu einem dritten Kabinett um Premier Giuseppe Conte kommen werde.

Der parteilose Jurist Conte ist seit Juni 2018 italienischer Regierungschef, seit September 2019 steht er an der Spitze einer Koalition aus PD, Fünf-Sterne-Bewegung und Italia Viva.

Außenminister Luigi Di Maio, bis vor einem Jahr Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, meinte, dass eine Regierungskrise in dieser schweren Pandemiezeit für die Italiener unbegreiflich wäre. Italien habe in diesem Jahr den Vorsitz der G-20 inne und könne sich keine Regierungskrise erlauben.

„99 Prozent der Italiener würden eine Regierungskrise, die ein gravierender politischer Fehler wäre, nicht verstehen“, sagte PD-Chef Nicola Zingaretti, der Renzi zur Vernunft aufforderte.

Fachleute rechnen mit Regierungsumbildung

Am Abend soll der Ministerrat den milliardenschweren Wiederaufbauplan mit Finanzierungen aus verschiedenen EU-Fonds billigen. Renzi hat bereits angekündigt, diese Pläne nicht zu unterstützen. Damit hat Conte nur noch wenige Stunden Zeit, seinen möglichen Sturz durch Zugeständnisse an Renzi abzuwenden.

Sollte Renzi auf seinem Veto gegen den jetzigen Entwurf des „Recovery Plan“ beharren, könnte es zu einem Rückzug der Partei des Ex-Regierungschefs aus der Koalition und zum Sturz der Regierung kommen.

Fachleute halten eine Regierungsumbildung für den wahrscheinlicheren Ausgang des Konflikts, denn Italien könne sich in dieser Phase keine Regierungskrise erlauben. Mit einer Regierungsumbildung könnte Renzis Partei auf Kosten der Fünf-Sterne-Bewegung mehr Gewicht im neuen Kabinett erlangen, die laut Umfragen seit der Parlamentswahl 2018, aus der sie als stärkste Einzelpartei hervorgegangen war, stark an Stimmen eingebüßt hat.