Psychologin: Bedingungen auf Lesbos machen Kinder krank

Die anhaltend schlechten Bedingungen in den Flüchtlingslagern auf der griechischen Insel Lesbos machen Kinder krank, sagt die Kinderpsychologin Katrin Glatz-Brubakk. Die Unsicherheit und chronische Angst führe zu Panikattacken, Alpträumen und schweren Depressionen bei vielen Kinder, berichtete die Leiterin des psychologischen Programms von Ärzte ohne Grenzen (MSF) auf Lesbos.

Das führe dazu, „dass achtjährige Kinder versuchen, sich umzubringen, weil sie es einfach unter diesen Bedingungen nicht mehr aushalten“. Und das seien Kinder, die vorher keine psychischen Probleme gehabt hätten, betonte Glatz-Brubakk. Besonders schlimm sei die Situation in dem provisorischen Camp auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Kara Tepe, das nach dem Brand in Europas bis dahin größtem Flüchtlingslager Moria errichtet wurde.

Kinder dürfen Lager nicht verlassen

Für die Kinder gebe es derzeit wegen der CoV-Beschränkungen überhaupt nichts zu tun, so die Kinderpsychologin. Vor dem Lockdown hätten einige Organisationen einige wenige Aktivitäten – wie Sprachunterricht – angeboten, das sei aber derzeit alles nicht möglich. Die Kinder dürften das Lager seit über zwei Monaten nicht verlassen.

Viele Kinder seien nun zudem wegen des Brandes, der im September das Flüchtlingslager Moria zerstörte, traumatisiert. Viele Kinder würden schlafwandeln, weil sie damals wegen des Feuers geweckt wurden und weglaufen mussten, so Glatz-Brubakk. „Weil manche Kinder so oft im Schlaf ins nahe gelegene Wasser gelaufen sind, haben manche Eltern angefangen, sie in der Nacht am Handgelenk festzubinden.“

SOS Kinderdorf „besser als gar nichts“

Zur geplanten Errichtung einer von der österreichischen Regierung finanzierten Tagesbetreuungsstätte des SOS-Kinderdorfs meinte die Kinderpsychologin, es sei natürlich zu begrüßen, wenn es eine Kinderbetreuungsstätte mit qualifiziertem Personal geben würde.

„Aber egal was wir hier machen, solange die Bedingungen so sind, wie sind, ist das ein bisschen, wie ein Pflaster auf eine Brandwunde zu setzen, während sie noch im Feuer sitzen müssen, aber natürlich ist es besser als gar nichts“.

Zu Weihnachten hatte die griechische Regierung grünes Licht für die Errichtung gegeben, laut SOS-Kinderdorf laufen die Gespräche über einen konkreten Starttermin derzeit „sehr intensiv“. Anfang der Woche erteilten die griechischen Behörden auch die Genehmigung für den Zugang der SOS-Kinderdorf-Experten in das Camp.