Touristen an einem Hotelpool in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate)
APA/AFP/Karim Sahib
Vereinigte Arabische Emirate

Influencer-Oase mit rasanter Impfrate

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und vor allem Dubai sorgen derzeit für Aufmerksamkeit: Mitten in der Pandemie scheint sich das Königreich zum Urlaubshotspot zu entwickeln. Gleichzeitig zeichnet sich dort auch in der Impfstatistik eine bemerkenswerte Entwicklung ab. Nach Israel impft kein Staat der Welt so schnell gegen das Coronavirus wie die Emirate. Bis Sonntag erhielten dort laut den Gesundheitsbehörden über 1,8 Millionen Menschen ein Vakzin.

Das ambitionierte Ziel ist, bis Ende März die Hälfte der zehn Millionen Menschen großen Bevölkerung zu immunisieren. In der Metropole Dubai kommt dafür der Impfstoff von Biontech und Pfizer zum Einsatz, in weiteren Teilen der Emirate wird das chinesische Sinopharm-Vakzin verabreicht.

Die Emirate waren das weltweit erste Land, das dem chinesischen Impfstoff eine Zulassung erteilte. Bereits im September gab es eine Notfallgenehmigung für besonders gefährdete Bedienstete im Gesundheitswesen, seit Dezember ist es für die gesamte Bevölkerung zugelassen. Zuvor hatten die Emirate eine eigene Studie mit dem Impfstoff durchgeführt und diesem eine 86-prozentige Wirksamkeit attestiert.

108.401 Impfungen an einem Tag

Seither wurden über 150 Impfzentren errichtet, in denen sich alle volljährigen Bürgerinnen und Bürger gratis impfen lassen können. Ältere, Risikogruppen und besonders gefährdete haben dabei Vorrang. Laut lokalen Medienberichten wurden allein am Dienstag 108.401 Dosen verteilt. Zur Feier dieser Rekordzahl wurde der Wolkenkratzer Burdsch Chalifa mit der Zahl, einem Dank an Gesundheitspersonal und die Regierung sowie einem Impfappell bestrahlt. Das Impftempo wurde in einer dreitägigen Kampagne noch einmal erhöht, bevor der Unterricht wieder startet.

Bis Jahresende streben die reichen und als Verkehrsknotenpunkt relevanten Emirate eine Durchimpfungsrate von 70 Prozent an. Langfristig soll Herdenimmunität erreicht werden. Eine breit angelegte öffentliche Kampagne soll zu einer möglichst hohen Impfbereitschaft verhelfen. Zuletzt wurde öffentlichkeitswirksam die Radprofimannschaft UAE Emirates rund um den Tour-de-France-Gewinner Tadej Pogacar mit dem Sinopharm-Impfstoff geimpft.

Eine Person in Schutzkleidung vor Wartenden im Abu Dhabi National Exhibition Centre in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate)
Reuters/Khushnum Bhandari
Der chinesische Impfstoff war im Sommer getestet worden

Sonnetanken für Instagram

Gleichzeitig stieg die Zahl der täglichen Neuinfektionen zuletzt wieder auf über 3.000. Das könnte damit zusammenhängen, dass der Tourismus in den Emiraten wieder Fahrt aufgenommen hat. Beobachten lässt sich das auf Instagram: Während sich das Publikum mit Home-Office, Lockdown und Winterwetter herumschlagen muss, zeigten sich zahlreiche Stars und Influencer vor der Luxuskulisse Dubais beim Sonnetanken, Cocktailschlürfen oder Shoppen.

Tatsächlich gibt es in den Emiraten nur noch verhältnismäßig geringe Beschränkungen wie Maskenpflicht und den Aufruf zu Social-Distancing. Strände, Hotels, Gastronomie und Geschäfte haben aber wieder geöffnet, und die Einreise in die Nummer-eins-Destination Dubai ist mit einem 96 Stunden alten, negativen PCR-Test problemlos möglich, Quarantänepflicht gibt es keine. Allerdings kommen die Urlaubsfotos nicht überall gut an, vielfach mussten Prominente in den Sozialen Netzwerken herbe Kritik für ihre Dubai-Reise einstecken. Diese seien verantwortungslos, so der Tenor. Dubai kommt die Werbung gelegen, die Wirtschaft des Emirats setzt stark auf Tourismus und dabei auch gerne auf Influencer.

Club bietet „Impfreise“ an

„Content-Creation“ und Urlaub scheinen aber aktuell nicht die einzige Motivation zu sein, den Emiraten einen Besuch abzustatten. Wie der britische „Telegraph“ vor Kurzem berichtete, soll ein Privatclub mit einer Jahresgebühr von 25.000 Pfund (28.000 Euro) bereits „Impfreisen“ nach Dubai und Abu Dhabi für seine vermögenden Mitglieder anbieten.

Die Zeitung berichtet, dass der Kurzurlaub in der Wüstenmetropole auch zwei private Impftermine mit der Biontech-Pfizer-Impfung vorsieht. Laut dem Club sollen 20 Prozent der vielfach „sehr bekannten“ Mitglieder das Angebot in Anspruch nehmen wollen. Ein ähnliches Angebot gibt es auch für eine Reise nach Indien, wo den zahlenden Gästen der Impfstoff von AstraZeneca verabreicht werden soll.