Beinahe-Blackout wegen Teilung des Stromnetzes

Das Beinahe-Blackout am 8. Jänner beschäftigt europaweit weiterhin die Netzbetreiber. Eine Teilung des europäischen Stromnetzes habe zum Frequenzeinbruch in Österreich geführt, geht laut Austrian Power Grid (APG) aus ersten Analysen der Übertragungsnetzbetreiber-Dachorganisation (ENTSO-E) hervor. Um ca. 14.05 Uhr verursachten aufeinanderfolgende Ausfälle von Netzbetriebsmitteln (z. B. Leitungen) in Südosteuropa eine Auftrennung des Netzgebietes von Kontinentaleuropa in zwei Gebiete.

Es war nach Branchenangaben der bisher zweitschwerste Vorfall im europäischen Stromnetz, nach einer Großstörung am 4. November 2006, als zehn Millionen Haushalte in Westeuropa vom Stromnetz getrennt werden mussten. Bis zu einem wirklichen Blackout, also einem völligen Zusammenbruch der Stromversorgung, gibt es noch weitere Sicherheitsstufen.

Erzeugungsmengen aus Südosteuropa fehlten

Die Trennlinie führte am 8. Jänner laut ENTSO-E durch die Länder Kroatien, Serbien und Rumänien. Das Gebiet südlich davon habe zu diesem Zeitpunkt Erzeugungsüberschüsse gehabt, welche aufgrund der ausgefallenen Leitungsverbindungen nicht mehr in den Zentralraum Europas transportiert werden konnten. Ein Frequenzanstieg in Südosteuropa auf bis zu 50,6 Hz (Abweichung um 600 mHz) mit anschließender Reduktion der lokalen Erzeugungsleistung war die Folge, so die Analyse der Übertragungsnetzbetreiber-Dachorganisation.

Im nördlichen Gebiet, zu dem auch Österreich zählt, fehlten nach dem Netzsplit die Erzeugungsmengen aus Südosteuropa. Dieses Leistungsdefizit ließ laut Analyse die Frequenz auf 49,74 Hz (Abweichung um 260 mHz) absinken, ehe man mit zusätzlicher lokaler Erzeugung beziehungsweise mit Verbrauchsreduktion sowie Importen aus Großbritannien und Skandinavien die Frequenz wieder stabilisieren konnte.

Automatische Schutzeinrichtungen

Der Grund für die Ausfälle der Betriebsmittel in Südosteuropa, die zu dem Split geführt haben, ist derzeit noch offen. Die europäischen Expertengremien der Übertragungsnetzbetreiber bzw. der europäischen Dachorganisation der Übertragungsnetzbetreiber analysieren noch den Vorfall. Die Energiewende bzw. erneuerbare Energieträger stehen laut aktueller Expertenmeinung mit dem Vorfall in keinem Zusammenhang.

Die europäische Kooperation habe das Stromnetz gesichert, so der heimische Stromnetzbetreiber APG gestern Abend in einer Aussendung. Durch automatische Schutzeinrichtungen und das sofortige Eingreifen aller Übertragungsnetzbetreiber durch das Wartepersonal sei die Frequenz stabilisiert und wieder auf das normale Betriebsniveau zurückgeführt worden. Mit der einhergehenden Wiederherstellung des normalen Betriebsniveaus von 50Hz konnten laut APG die beiden Netzinseln um 15.08 Uhr wieder synchronisiert und anschließend zusammengeschaltet werden.