Impfstoff verzögert sich: Bolsonaro droht Niederlage

Indien hat zunächst keinen Impfstoff an Brasilien geliefert – anders als von der brasilianischen Regierung erhofft. Dies berichtete die brasilianische Zeitung „Folha de S. Paulo“ am Freitagabend (Ortszeit).

Demnach habe Brasiliens Außenminister Ernesto Araujo in einem Telefonat mit seinem indischen Amtskollegen Subrahmanyam Jaishankar am Donnerstag noch versucht, die Freigabe zu erreichen.

Sauerstoff statt Impfung

Ein Flugzeug sollte am Freitag von der nordostbrasilianischen Stadt Recife aus starten, um zwei Millionen Dosen des Impfstoffes von AstraZeneca aus Indien zu holen. Dem Nachrichtenportal „G1“ zufolge wird das Flugzeug nun genutzt, um Sauerstoff in die Amazonas-Metropole Manaus zu transportieren, wo das Gesundheitssystem kollabiert ist.

Menschen warten auf die Befülling von Sauerstoffflaschen
AP/Edmar Barros

Präsident Jair Bolsonaro sagte dem Sender „TV Bandeirantes“, dass sich die Indien-Operation verzögere. Dort gebe es auch politischen Druck von verschiedenen Seiten.

Wettlauf um erstes Impffoto

Indien stellt nach eigenen Angaben rund 60 Prozent der Impfstoffe weltweit her. Viele der Impfstoffe gehen in Staaten, die sich nicht wie Deutschland und andere reichere Länder viele Dosen im Voraus gesichert haben. Indien begann nun jedoch auch seine eigene Impfkampagne, laut dem indischen Premierminister Narendra Modi die größte der Welt. Bis Juli sollen dort 300 Millionen Menschen geimpft werden.

Für Bolsonaro könnte die Verzögerung eine politische Niederlage zur Folge haben. Nachdem Brasiliens Staatschef das Coronavirus zuerst verharmlost hatte, zieht er mittlerweile zwar auch eine Impfung in Zweifel. Aber er steht mit dem Gouverneur des Bundesstaates Sao Paulo, Joao Doria, dennoch in Konkurrenz um das erste Foto einer Impfung in Brasilien. Während die brasilianische Regierung ein Abkommen mit AstraZeneca geschlossen hat, ging Sao Paulo eine Übereinkunft mit Sinovac ein.