Pfizer-BioNTech-COVID-19-Impfstoffe in einem Kühlregal
Reuters/Benoit Tessier
Aktuell 20 Prozent weniger

Lieferverzögerungen bei Pfizer-Impfstoff

Beim Biontech-Pfizer-Impfstoff erwartet Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nun auch für Österreich Lieferverzögerungen. Kurz sagte am Montag in Wien, kurzfristig würden ungefähr 20 Prozent weniger Impfstoff für Österreich zur Verfügung stehen. Die Lieferung soll im Februar nachgeholt werden. Das sei „nicht wünschenswert“, aber „wir müssen unsere Strategie adaptieren“.

Der Pharmakonzern Pfizer hatte vorige Woche bekanntgegeben, dass es zu einer Einschränkung der CoV-Impfstofflieferungen in den kommenden Wochen kommen werde. Maßnahmen zur Erhöhung der Produktion im Werk in Puurs in Belgien würden sich „vorübergehend auf die Lieferungen von Ende Jänner bis Anfang Februar auswirken“, teilte Pfizer am Freitag mit.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte allerdings, das Unternehmen werde trotz der Produktionsverzögerungen die Lieferzusagen für die EU im ersten Quartal 2021 einhalten. Sie habe nach ersten Informationen dazu sofort den Pfizer-Chef angerufen, sagte sie am Freitag bei einem Besuch in Lissabon. Dieser habe bestätigt, dass es in den kommenden Wochen eine Produktionsverzögerung gebe. Zugleich habe er jedoch versichert, dass alle garantierten Dosen im ersten Quartal auch geliefert würden. Er werde sich persönlich darum kümmern, die Verzögerung zu reduzieren und so schnell wie möglich aufzuholen.

Rückkehr zu ursprünglichem Zeitplan nächste Woche?

Am Abend bekräftigten der deutsche Impfstoffhersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer: „Ab der Woche vom 25. Januar werden wir wieder zum ursprünglichen Zeitplan für die Lieferungen in die Europäische Union zurückkehren (100 Prozent) und die Auslieferungen ab der Woche vom 15. Februar erhöhen (über 100 Prozent), sodass wir in der Lage sein werden, die volle zugesagte Menge an Impfstoffdosen im ersten Quartal und deutlich mehr im zweiten Quartal zu liefern.“ Genaue Zahlen wurden aber auch in dieser Mitteilung nicht genannt.

Auch von der Leyen hatte Fragen danach, wie viele Impfstoffdosen aufgrund der Probleme zunächst weniger geliefert würden, zuvor nicht beantwortet und auf Pfizer verwiesen. Sie betonte jedoch, wie wichtig es sei, dass die zugesagten Dosen bis Ende März geliefert würden. Weil es innerhalb eines bestimmten Zeitraums zwei Impfungen des Vakzins von Pfizer und Biontech brauche, gebe es auch die medizinische Notwendigkeit, dass der Impfstoff rechtzeitig geliefert werde.

Aktuell Verzögerung, weitaus größere Lieferungen später

Nach Pfizer-Angaben kann es „in naher Zukunft zu Schwankungen bei Bestellungen und Versandplänen“ kommen. Der Konzern betonte jedoch, dass die Änderungen in der Fabrik in Belgien zu einer signifikant höheren Anzahl an Impfdosen Ende Februar und im März führen würden. „Unsere Pläne sehen eine gerechte Verteilung im Rahmen der Vereinbarungen mit den Regierungen vor und dass jedes Land seine zugewiesenen Dosen über die Laufzeit des Vertrags erhält, obwohl die geschätzten Mengen in einem bestimmten Quartal möglicherweise angepasst werden müssen.“

In einem Schreiben an EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides zeigten sich sechs Staaten der Europäischen Union besorgt und appellierten, die EU-Kommission solle sicherstellen, dass die Impfstoffproduktion von Pfizer und Biontech effektiv sei und Chargen schnell geliefert würden. Nach Angaben der finnischen Regierung schrieben Dänemark, Finnland, Schweden und die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen den Brief gemeinsam. Die Kommission müsse alles daransetzen, dass die Impfstoffproduktion von Biontech und Pfizer gesteigert und die Verteilung der Chargen gemäß dem EU-Kaufvertrag und den Bestellungen der Mitgliedsstaaten gewährleistet sei.

Der Impfstoff von Biontech und Pfizer war als erstes Vakzin gegen das Coronavirus in der Europäischen Union (EU) zugelassen worden. Er wird bereits weitflächig eingesetzt. Als zweiter Impfstoff erhielt inzwischen auch das Mittel des US-Herstellers Moderna eine europaweite Zulassung, der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca wird derzeit von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) geprüft.