Bild zeigt ein Rettungsteam and der Unfallstelle in Qixia.
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Eingestürzte Mine in China

Nachricht von Bergleuten nach sieben Tagen

Mehr als eine Woche nach der Explosion einer Goldmine in China ist nun bestätigt, dass es Überlebende gibt. Wie die Behörden der Provinz Shandong am Montag berichteten, hörten die Retter nach einer Bohrung Klopfgeräusche. Den Eingeschlossenen gelang es am Sonntag, an einer Leine eine Nachricht nach oben zu schicken, in der stand, dass mindestens zwölf der 22 Verschütteten noch am Leben sind.

„Wir brauchen dringend Medikamente, Schmerzmittel, medizinisches Klebeband, entzündungshemmende Medikamente, und drei Leute leiden an hohem Blutdruck“, schrieben die in 600 Meter Tiefe festsitzenden Bergleute. Der Schreiber der Nachricht warnte die Helfer zudem, dass vier der Bergleute verletzt und sie alle von Wasser umgeben seien.

„Wir wünschen uns, dass die Retter nicht aufgeben, damit wir weiter hoffen können. Danke“, hieß es in der Nachricht. Aufnahmen des chinesischen TV-Senders CCTV zeigten später, wie Helfer an einem Draht ein Paket mit Nahrungsmitteln abseilten.

This photo taken on January 13, 2021 shows reBild zeigt ein Rettungsteam bei der Unfallstelle in Qixia.
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Bei den Rettungskräften lebt die Hoffnung, die Verschütteten aus der Mine befreien zu können

Tunnelgrabungen zur Versorgung

Laut Staatsfernsehen wollen die Retter mehrere Tunnel in das Bergwerk graben, um die Verschütteten mit Frischluft sowie Lebensmitteln versorgen zu können. Gleichzeitig werden die Arbeit zu ihrer Rettung fortgesetzt. Bei der Explosion am 10. Jänner war der Ausstieg aus dem Schacht verschüttet worden, das interne Kommunikationssystem wurde schwer beschädigt. Es dauerte 30 Stunden, bis das Unglück überhaupt gemeldet wurde – wegen dieses Versäumnisses mussten mittlerweile zwei politisch Verantwortliche ihre Posten räumen.

Wegen Sicherheitsmängeln gibt es in chinesischen Bergwerken immer wieder tödliche Unfälle. Erst im Dezember waren in der südwestchinesischen Metropole Chongqing nach einem Gasleck in einem Bergwerk 23 Minenarbeiter ums Leben gekommen. Drei Monate zuvor waren in einem anderen Bergwerk in derselben Stadt 16 Menschen durch eine Kohlenmonoxidvergiftung infolge eines Brandes gestorben.

Die Meldung von dem Brief nach sieben Tagen ohne Lebenszeichen von den Verschütteten löste in China große Anteilnahme aus. Im Onlinenetzwerk Weibo gab es rasch rund 140 Millionen Einträge: „Ich habe den Brief in den Morgennachrichten gesehen und bin in Tränen ausgebrochen“, schrieb ein Nutzer. „Ich hoffe, dass sie die festsitzenden Arbeiter so schnell wie möglich retten“, kommentierte ein anderer.

Bohrarbeiten bei Goldmine
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Die Minenarbeiter sitzen in 600 Meter Tiefe in der Mitte der Mine fest

Erinnerungen an „Wunder von San Jose“

Der Fall weckt Erinnerungen an das Grubenunglück von San Jose in Chile 2010. Dort waren 33 Minenarbeiter nach 69 Tagen aus 700 Meter Tiefe gerettet worden – mit der wohl ungewöhnlichsten und aufwendigsten Rettungsaktion in der Geschichte des Bergbaus.

Über eine Milliarde Menschen verfolgten live im Fernsehen, wie die Männer mit einer eigens angefertigten Rettungskapsel an die Oberfläche gebracht wurden. Allein diese letzte Phase der Rettungsaktion dauerte 22 Stunden und 36 Minuten. Die Fotos von den geretteten Kumpeln gingen um die Welt. Hollywood verfilmte die Geschichte der 33 Bergleute mit Antonio Banderas und Juliette Binoche in den Hauptrollen, die Kumpel reisten um die Welt, selbst Actionfiguren der Männer wurden verkauft.