US Präsident Joe Biden beim unterzeichnen der ersten Dekrete im Oval Office.
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Klima, CoV-Masken

Biden beschloss erste Maßnahmen

Der neue US-Präsident Joe Biden hat nur wenige Stunden nach seiner Angelobung mehr als ein Dutzend Exekutivmaßnahmen unterzeichnet. So leitete er etwa die Rückkehr der USA zum Pariser Klimaschutzabkommen und ein Ende des Einreiseverbotes aus gewissen islamischen Staaten ein. Damit startete Biden seine versprochene Abkehr von der Politik seines Vorgängers Donald Trump.

Das Schriftstück zum Klimaabkommen werde nun bei den Vereinten Nationen hinterlegt, teilte Biden mit. Damit wären die USA 30 Tage später wieder offizieller Teil des Vertrags. Die USA waren Anfang November unter Trump offiziell aus dem historischen Abkommen zur Bekämpfung der Klimakrise ausgeschieden. Biden hatte zuletzt mehrfach bekräftigt, er wolle in den ersten 100 Tagen seiner Präsidentschaft einen Klimagipfel der wichtigen Wirtschaftsmächte einberufen.

Insgesamt unterzeichnete Biden in wenigen Minuten 15 Dekrete. Im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie ordnete er für die nächsten 100 Tage eine Maskenpflicht an allen Orten im Zuständigkeitsbereich des Bundes an. Das sind Gebäude von Bundesbehörden, Flugzeuge und Züge sowie Busse im Verkehr zwischen Bundesstaaten.

Biden stoppte auch den von seinem Vorgänger eingeleiteten Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – der Austritt wäre Anfang Juli wirksam geworden. Zudem wird dem Bau der Mauer zu Mexiko die juridische Grundlage entzogen. Die Exekutivmaßnahmen benötigen nicht die Zustimmung des Kongresses.

Biden im Weißen Haus

Biden wurde am Mittwoch als 46. Präsident der Vereinigten Staaten angelobt. Mit einem Aufruf zu Einheit und Versöhnung trat er sein Amt als Präsident an. Biden sagte in seiner Antrittsrede, ohne Einheit könne es keinen Frieden und keinen Fortschritt geben, sondern nur Verbitterung und Ärger. Er werde sich mit ganzem Herzen für Einheit und Versöhnung einsetzen. Vor Biden wurde Kamala Harris als erste Vizepräsidentin des Landes vereidigt.

Der Demokrat versprach auch internationale Kooperation. „Mit Einheit können wir große Dinge tun, wichtige Dinge“, sagte Biden. „Dies ist unser Moment in der Geschichte. Und Einheit ist der Weg vorwärts.“ Biden beschwor die Amerikaner und Amerikanerinnen, das Land habe auch Herausforderungen in der Vergangenheit mit Einheit überwunden. „Lasst uns neu anfangen“, sagte er und rief dazu auf, einander zuzuhören.

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Donald Trump
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Donald Trump ist nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten
Donald Trump und Melania Trump
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Er verließ am Mittwoch Washington DC – noch vor der Angelobung Joe Bidens, …
US-Flaggenmeer in Washington
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… die unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfand
US-Flaggen vor dem Kapitol
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Wegen der Coronavirus-Pandemie waren nur wenige Zuschauer und Zuschauerinnen zu Angelobung erschienen
Polizeibeamte des Kapitols in Washington.
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Für gewöhnlich ist vor dem Kapitol mehr los
Polizist vor der geschmückten Westseite des Kapitols in Washington
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Vor der Inauguration wurde alles gesichert und aufgestellt
Ankunft von Joe Biden und Kamala Harris mit Ehepartnern
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Joe Biden mit seiner Ehefrau und Kamala Harris mit ihrem Ehemann
US Vizepräsidentin Kamala Harris und ihr Mann Doug Emhoff.
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Harris’ Ehemann Doug Emhoff ist der erste „Second Gentleman“ im Weißen Haus
Der ehemalige US Präsident Bill Clinton und seine Frau Hillary Clinton.
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Der ehemalige US Präsident Bill Clinton und die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton
Der ehemalige US Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle Obama.
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Auch die Obamas, Barack und Michelle, waren Gäste bei der Inauguration Bidens
Der ehemalige US Präsident George W. Bush und seine Frau Laura Bush.
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Der ehemalige US Präsident George W. Bush und Laura Bush
US Vizepräsident President Mike Pence und seine Frau Karen Pence.
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Trump war zwar nicht anwesend, aber dessen Vize Mike Pence
Donald und Melania Trump am Flughafen von Palm Beach (Florida)
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Donald und Melania Trump flogen nach Palm Beach
US Präsident Joe Biden und seine Frau Jill.
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Jill und Joe Biden auf der Plattform des Kapitols, wo Biden angelobt wurde
Lady Gaga
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Zuerst sang aber Lady Gaga die US-Hymne – Mike Pence lauscht ihr
Kamala Harris wird als Vizepräsidentin angelobt.
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Kamala Harris wurde als erste Frau und erste „Person of Color“ angelobt – auf Twitter schrieb sie: „Ich bin bereit, zu dienen.“
Angelobung von US-Präsident Joe Biden
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Nach vier Jahren Trump wurde Joe Biden als US-Präsident angelobt
US Päsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris.
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Das Team soll die USA die kommenden vier Jahre führen
US Präsident Joe Biden hält eine Rede bei seiner Angelobung.
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In seiner Rede rief er zu Einheit und Kooperation auf
US Präsident Joe Biden hält eine Rede bei seiner Angelobung.
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Von den vergleichsweise wenigen Gästen gab es Standing Ovations
Jennifer Lopez singt bei Bidens Angelobung.
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Zwischen den Angelobungen sang auch noch Jennifer Lopez
Die Poetin Amanda Gorman.
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Den Schlusspunkt setzte die 22-jährige Poetin Amanda Gorman: „Es gibt immer Licht, wenn wir mutig genug sind, es zu sehen. Wenn wir nur mutig genug sind, es zu sein.“
Soldaten in historischer Kleidung ziehen an US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris und deren Ehepartnern vorbei
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Die Parade dauerte den ganzen Tag
Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris bei der Kranzniederlegung am Friedhof in Arlington.
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Auf dem Nationalfriedhof in Arlington hielten Biden und Harris an dem bereits vor ihrer Ankunft platzierten Kranz einen Moment Stille
Das US Militär reiht sich vor dem weißen Haus auf um den neuen Präsidenten zu emfangen.
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Danach ging es Richtung Weißes Haus
Die Eskorte des Präsidenten zum weißen Haus.
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Mit gepanzerten Wagen fuhr die Biden-Familie in ihr künftiges Heim
Präsident Joe Biden zusammen mit seiner Frau bei der Ankunft im weißen Haus.
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… und betraten es schließlich

Bidens Vorgänger nahm an der Angelobung nicht teil. Er war bereits am Vormittag aus dem Weißen Haus abgereist. Sein Vorgänger habe ihm vor seinem Ausscheiden aus dem Amt einen „sehr wohlwollenden Brief" hinterlassen, sagte Biden laut CNN dazu. Details über den Inhalt des Schreibens gab er nicht bekannt. „Weil es privat war, werde ich nicht darüber sprechen, bis ich mit ihm gesprochen habe.“

„Präsident für alle Amerikaner“

Als eine seiner ersten Amtshandlungen legte Biden einen Kranz am Grabmal des unbekannten Soldaten auf dem Nationalfriedhof in Arlington nieder. Auch Harris sowie die früheren Präsidenten George W. Bush, Bill Clinton und Barack Obama nahmen an der Zeremonie teil. Biden, der als Präsident auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist, begab sich direkt nach seiner Vereidigung am Kapitol zu dem Friedhof. Zuvor hatten Biden und Harris traditionell die Einsatzbereitschaft von Soldaten inspiziert.

„Ich werde ein Präsident für alle Amerikaner sein“, versprach Biden. Er werde genauso für diejenigen kämpfen, die ihn nicht unterstützt hätten, wie für jene, die das getan hätten. „Dies ist der Tag der Demokratie.“ Gefeiert werde nicht der Sieg eines Kandidaten, sondern der Sieg der Demokratie. „Die Demokratie hat sich durchgesetzt.“ Biden will in seiner Amtszeit auch das Verhältnis mit den Verbündeten der USA „reparieren“.

Unter seiner Führung werde sich Amerika wieder dafür einsetzen, gemeinsam mit den Partnern den globalen Herausforderungen zu begegnen, sagte er. Amerika werde nicht nur durch Stärke führen, sondern aufgrund der Stärke als Vorbild, sagte Biden. „Wir werden unsere Bündnisse reparieren und mit der Welt zusammenarbeiten – nicht um den Herausforderungen von gestern zu begegnen, sondern jenen von heute und morgen.“ Die USA hätten durch die jüngste Vergangenheit eine schwere Prüfung erlitten. „Und wir sind gestärkt daraus hervorgegangen“, sagte Biden.

Inaugurationsrede von Joe Biden

Am Mittwoch ist Joe Biden als US-Präsident angelobt worden. In seiner Inaugurationsrede rief er zu Einheit und Kooperation auf.

Sicherheitsvorkehrungen enorm

Biden zeigte sich auch zuversichtlich, dass die USA die Coronavirus-Pandemie hinter sich lassen können. „Wir können das todbringende Virus besiegen.“ Die USA müssten der Pandemie als geschlossene Nation begegnen, appellierte er. Biden will die Amerikaner unter anderem aufrufen, zunächst 100 Tage lang Masken in der Öffentlichkeit zu tragen. Die diesjährige Amtseinführung stand unter dem Eindruck der Pandemie: Anders als üblich gab es für Biden kein Massenpublikum.

Bidens Amtseinführung am US-Kapitol fand unter nie da gewesenen Sicherheitsvorkehrungen statt. Vor zwei Wochen hatten gewalttätige Anhänger des abgewählten Präsidenten Trump das Parlamentsgebäude gestürmt. Die Angst vor weiterer Gewalt rund um die Vereidigung war daher groß. Das Zentrum Washingtons wurde weiträumig abgeriegelt. Neben zahlreichen Polizisten waren Tausende Mitglieder der Nationalgarde im Einsatz, um vor allem den Kongresssitz zu schützen.

Ex-US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle, Ex-US-Präsident George W. Bush uns seine Frau Laura und Ex-US-Präsident Bill Clinton und seine Frau Hillary
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Die Ex-Präsidenten Obama, Bush und Clinton waren Gäste bei Bidens Angelobung

Wegen der Coronavirus-Pandemie fand die Amtsübergabe auch ohne das sonst übliche Massenpublikum statt. Anstelle der Hunderttausenden Menschen wurde ein Meer aus Flaggen auf der Freifläche zwischen dem Kapitol und dem Lincoln Memorial platziert.

Viele Gratulanten weltweit

Nach der Angelobung gratulierten Staats- und Regierungschefs weltweit Biden und Harris zur Angelobung. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) reihten sich ebenso in die Reihe der Gratulanten wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Man hoffe auf eine Partnerschaft für die Zukunft, hieß es unisono. Auch vonseiten der EU-Kommission und etlichen Staaten waren ähnliche Glückwünsche zu hören.

Politiologe Werz: Biden vor großen Herausforderungen

Aus Washington erläutert Michael Werz, Politologe am Center for American Progress und an der Georgetown-University, die schwierige Situation für den neuen Präsidenten der USA, Joe Biden.

Biden hatte die Präsidentschaftswahl im November mit deutlichem Abstand gewonnen. Er kann bei seinen geplanten Vorhaben auf die Unterstützung des Kongresses bauen, wo sich seine Demokraten bei den Wahlen die Kontrolle beider Kammern sicherten. Trump hatte ohne Belege behauptet, er sei durch massiven Wahlbetrug um den Sieg gebracht worden. Über Wochen versuchte er mit äußerst fragwürdigen Methoden, Bidens Wahlsieg nachträglich zu kippen.

Trumps Widerstand gegen seine Niederlage gipfelte in der gewaltsamen Erstürmung des Kapitols durch seine Anhänger. Kurz zuvor hatte Trump seine Unterstützer bei einer Kundgebung aufgestachelt. Die Demokraten machten Trump daher persönlich für den Gewaltausbruch mitverantwortlich und leiteten im Repräsentantenhaus, unterstützt von mehreren Republikanern, ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn ein.