Impfstoff-Ampulle von Pfizer/Biontech
Reuters/Boris Roessler
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Schwierigkeiten bei zusätzlichen Impfdosen

Ursprünglich war eine Ampulle des von Pfizer und Biontech ausgelieferten Impfstoffs für fünf Dosen vorgesehen, seit Kurzem dürfen offiziell auch sechs Dosen entnommen werden. Nun gibt es auch aus Österreich Berichte, dass aus einer einzigen Ampulle sogar sieben Dosen verimpft werden. Während die Wirkung gleich bleibt, gibt es einige Hindernisse: So benötigt man zur Entnahme der Extradosen spezielle Spritzen, die knapp werden könnten.

Schon am 8. Jänner hieß es von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA), dass man aus einem Fläschchen des von Pfizer und Biontech entwickelten Impfstoffs insgesamt sechs Dosen entnehmen dürfe – seit vergangener Woche ist das auch in Österreich vorgesehen, so das Gesundheitsministerium. Bestellsysteme wurden entsprechend angepasst, sechs Dosen pro Ampulle gelten damit als der Normalfall.

Das bedeutet auch, dass insgesamt weniger Fläschchen mit Impfstoff von Pfizer benötigt werden – an den Verträgen ändert das aber nichts. Wie die „Financial Times“ schreibt, legen die Verträge der EU-Mitgliedsstaaten mit den Konzernen nämlich die Zahl der ausgelieferten Dosen und nicht der Ampullen fest.

Vereinzelt hörte man in den vergangenen Wochen, dass in einigen Fällen sogar sieben Dosen aus einer einzelnen Ampulle entnommen werden konnten. Am Donnerstag wurde bekannt, dass etwa im Salzkammergut sieben Dosen pro Fläschchen verimpft werden. Das ist zwar nicht offiziell zugelassen, diese „Off-Label“-Verwendung ist aber rechtlich gedeckt – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Vorbereitung der Impf-Spritze gegen den Coronavirus
APA/Georg Hochmuth
Bis zu sieben Dosen könnten prinzipiell aus einer Ampulle des Pfizer-Impfstoffs entnommen werden

Experte: Sieben Dosen „rechnerisch knapp“

Sieben Dosen aus einer Ampulle seien zwar „rechnerisch knapp“, aber „es geht sich aus“, sagte Markus Zeitlinger, Leiter der Klinischen Pharmakologie der MedUni Wien, im Gespräch mit ORF.at. In einem Fläschchen befänden sich 2,25 Milliliter des Pfizer-Impfstoffs, daraus entnimmt man Dosen zu je 0,3 Millilitern, so Zeitlinger.

Normalerweise werde bei Impfstoffen einfach ein Teil nicht verimpft – aber beim Coronavirus-Impfstoff „zieht man sehr vorsichtig auf“, weshalb bei vorsichtigem Vorgehen einfach mehr Dosen in der Ampulle verfügbar sind – das ist letztendlich wohl auch der Grund, warum die EMA die Zulassung für sechs statt ursprünglich fünf Dosen gegeben habe.

An der Wirksamkeit ändere sich dadurch jedenfalls nichts, so Zeitlinger – die siebente Dosis sei „unbedenklich, wenn sie sich ausgeht“, entspreche aber eben nicht der Zulassung. Dennoch gebe es einiges zu beachten: So könne man beispielsweise beim Verwenden einer dickeren Nadel mehr „Totvolumen“ haben, also praktisch einen Rest, der nicht in die Spritze gelangt. Auch beim Wechseln der Nadel verliere man „geringe Mengen“, so Zeitlinger. Diese machen dann den Unterschied, ob in einer Ampulle des Pfizer-Impfstoffs eben sechs oder sieben Dosen verfügbar sind.

Passende Ausrüstung entscheidend

Entscheidend ist auch die passende Ausrüstung: Zeitlinger verwies darauf, dass die Spritzen zum jeweils verwendeten Volumen passen müssen. Zum Vergleich zieht der Internist einen Messbecher heran: Auch hier wäre etwa ein Einlitermessbecher wenig geeignet, um lediglich zwei Milliliter abzumessen, ähnlich ist es bei den Spritzen. Für den CoV-Impfstoff werden Einmilliliterspritzen eingesetzt, die etwa auch für Insulin verwendet werden. Diese sind sehr klein und werden auch nicht so häufig eingesetzt.

Problematisch ist es dann aber, wenn der Vorrat kleinerer Spritzen zu Ende geht. Spritzen haben einen Messstrich und werden danach befüllt – hier gebe es einen „Interpretationsspielraum“, so würden „zehn Prozent mehr oder weniger keinen klinischen Unterschied“ machen. Bei größeren Spritzen kann dann aber nicht genau genug dosiert werden, das könnte sich nicht nur auf die Anzahl der Dosen auswirken, sondern auch dazu führen, dass etwa zu viel Impfstoff oder zu wenig geimpft wird.

Bericht: Offenbar zu wenige richtige Spritzen in den USA

Das ist kein unrealistisches Szenario: Auch in den USA sind seit einiger Zeit sechs Dosen zur Impfung prinzipiell zugelassen, der Pfizer-Impfstoff wird in entsprechender Menge geliefert. Wie das US-Magazin „Politico“ nun berichtete, können aber oft nicht alle sechs Dosen geimpft werden.

Einige der Spritzen, die im Rahmen der „Operation Warp Speed“ verteilt würden, seien nicht geeignet, um aus den Fläschchen die passenden Mengen zu entnehmen. Das Magazin beruft sich dabei auf die Spitälerlobby, die die Schuld bei der Versorgungskette sieht. Bundesbeamte bestätigten gegenüber „Politico“ die Probleme mit den Spritzen. Man arbeite an einer Lösung des Problems, um die zusätzlichen Dosen auch wirklich verimpfen zu können, zitierte das Magazin einen Sprecher des Gesundheitsministeriums.

Pfizer will weniger Ampullen ausliefern

Pfizer wird jedenfalls künftig weniger Ampullen ausliefern: In einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur AFP hieß es am Donnerstag, dass man sich bei der Auslieferung an die Bestellerländer nun an der Empfehlung der EMA orientiere. Die Bestellungen hätten „immer auf einer Gesamtzahl von Dosen beruht und nicht von Ampullen“, hieß es. Unklar ist bisher, ob wirklich alle Länder über ausreichend – und vor allem passende – Ausrüstung für die Impfung verfügen.